Die grotesken Walrosswale von Peru: Odobenocetops

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 16. September 2012

Einordnung der Walrosswale

Die Familie der Walrosswale (Odobenocetopsidae) steht systematisch in der Nähe der Familie der Nar- und Weißwale (Monodontidae), die heute aus nordischen Gefilden bekannt ist, aber während des Jungtertiärs auch in Peru vorkam. Der lange Zahn des Männchens erinnert an den Narwal, die enorme vertikale Beweglichkeit des Kopfes übertrifft noch die des heutigen Weißwals. Diverse Einzelheiten im Knochenbau zeigen Anklänge an die Monodontidae: von Bau und Aufhängung der Gehörknochen über einzelne Knochennähte der Schnauze bis zu freien Halswirbeln und Details des Oberarmknochens. Freilich gibt es auch Unterschiede.

Die Frage nach dem Verhältnis der beiden Odobenocetops-Arten zueinander erweist sich als schwierig: Da beide in der gleichen Gegend lebten, O. peruvianus etwas früher und O. leptodon etwas später, liegt der Gedanke nahe, dass die eine Art aus der anderen entstanden ist. Aber so einfach scheint es nicht zu sein:

Der jüngere O. leptodon hat zwar eine größere und stärkere Schnauze mit zusätzlichen Knochen ausgebildet, und der lange Zahn ist noch größer geworden als bei O. peruvianus. Auch die Abschaffung der großen Prämaxillarforamen ist eine stärkere Ableitung von der Zahnwal-Grundform.

Dafür ist der ältere O. peruvianus aber in der Reduzierung oder gar Abschaffung der Melone stärker von der Grundform abgeleitet. Höher spezialisiert ist auch sein Bau der Augenhöhlen und damit das Gesichtsfeld.

Deshalb nehmen die Forscher an, dass beide Arten aus einer gemeinsamen Wurzel stammen und zueinander in einem Schwester-Verhältnis stehen. Das würde bedeuten, dass die Gattung verschiedene Strategien parallel ausprobiert hat, die in je unterschiedlichen Zeitphasen besonders erfolgreich waren. Letzteres wiederum lässt an die sich immer wieder ändernden Umweltbedingungen denken, die wohl auch der Grund dafür sind, dass Odobenocetops das frühe Pliozän nicht überlebt hat.