Ein Abriss über die fossilen Bartenwale

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 27. August 2012

Balaenidae

Knochen eines Grönlandwals vom Ende der letzten Eiszeit in Köln (Kirche St. Maria im Kapitol). Den subfossilen Wirbel eines Grönlandwals von der Ostsee besitzt das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund.
© Photo: J. Albers

Im Miozän treten auch erstmals die heute noch lebenden Familien Balaenidae (Glattwale) und Balaenopteridae (Furchenwale) in Erscheinung. Der älteste bekannte Glattwal ist Morenocetus parvus aus dem unteren Miozän Argentiniens, beschrieben 1926 von ANGEL CABRERA. Er liegt in Form eines Hirnschädelfragmentes vor. Im späten Miozän setzt eine Radiation ein, bei der sich die Gattung Balaena von dem Entwicklungszweig der Gattungen Balaenula und Eubalaena trennt.

Die Kleinform Balaenula ist im Pliozän, der Zeit vor rund 5 bis 2 Millionen Jahren, weit verbreitet. Funde stammen aus Kalifornien, Japan, Antwerpen (Balaenula balaenopsis) und Norditalien (Balaenula astensis). Aus dem Pliozän Italiens (Toskana) kommt auch der älteste Beleg für die Gattung Eubalaena. 1974 fand man das Fragment eines Hinterschädels, rund 3,5 Millionen Jahre alt. Von GIORGIO PILLERI zunächst als Pottwal angesprochen, legte MICHELANGELO BISCONTI im April 2002 dar, dass es sich um einen Bartenwal der heute noch lebenden Gattung Eubalaena handelt.

Die heutigen Vertreter dieser Gattung gliedert man nach genetischen Analysen in drei Arten: Nordkaper (Eubalaena glacialis) im Nordatlantik, Südlicher Glattwal (Eubalaena australis) und Nordpazifischer Glattwal (Eubalaena japonica).

Die Gattung Balaena ist in der Toskana durch Balaena montalionis aus dem frühen Pliozän und Balaena etruscavertreten, aus dem Pliozän Antwerpens kommt Balaena primigenia. Auch diese Gattung lebt heute noch:

Mit dem Grönlandwal, Balaena mysticetus, sind die Bartenwale bis weit in die Arktis vorgedrungen. Knochen dieser Tierart vom Ende der letzten Eiszeit sind in der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol zu sehen. Sie stammen von einem Tier, das sich wohl in den damaligen Rheinarmen verirrt hat und nach seinem Tod dort liegen blieb, wo sich heute die Stadt Köln befindet. Es handelt sich um einen über 4 Meter langen Unterkieferast und Rippen bzw. Rippenfragmente, die schon vor Jahrhunderten gefunden und ausgestellt wurden.