Bartenwale mit Zähnen

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 7. April 2013

Llanocetus denticrenatus

Diese Art stammt zeitlich mit einem Alter von 34 Millionen Jahren von der Grenze zwischen Eozän und Oligozän. Örtlich kommt der Fossilfund von der Seymour-Insel in der Antarktis. Sie liegt östlich des Nordzipfels der Halbinsel, mit der die Antarktis sich in Richtung Südamerika streckt. 1989 publizierte MITCHELL die wissenschaftliche Erstbeschreibung anhand eines natürlichen Schädelausgusses und eines Unterkieferfragmentes mit zwei Zähnen.

Der Schädelausguss bildet das Innere der Hirnhöhle ab und erinnert noch an Urwale. Zugleich dokumentiert er aber eine reiche Ausstattung mit vernetzten Blutgefäßen, was auf gute Tauchfähigkeiten schließen lässt. Die Zähne des Kieferfragmentes stehen weit auseinander und tragen übermäßig entwickelte Nebenspitzen. Fraglich ist aber, inwieweit diese Zähne noch eine echte Funktion hatten, wobei auch an ein Gitter beim Aussieben von Krillnahrung gedacht worden ist. Denn man nimmt an, dass Llanocetusbereits Kleintiere aus dem Wasser filterte, und man rechnet heute damit, dass er auch schon primitive Barten besaß.

MITCHELL richtete für das Tier eine eigene Familie Llanocetidae ein. Der Gattungsname bezieht sich auf den Amerikaner GEORGE A. LLANO, der in Washington für die Polarprogramme der Nationalen Wissenschaftsstiftung tätig war und sowohl Schiffs- als auch Fossilstudien über Wale gefördert hat. Mittlerweile ist von dem beschriebenen Exemplar mehr bekannt: Man barg den fast vollständigen Schädel mit rund 2 Metern Länge, sowie weiteres Skelettmaterial. Die gesamte Körperlänge des Tieres dürfte etwa 9 Meter betragen haben. Bearbeitet wurde das neue Material von FORDYCE, der auch eine zweite Art provisorisch der Gattung Llanocetus zugeordnet hat.