Bartenwale mit Zähnen

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 7. April 2013

Die Gattung Mammalodon

Rund 10 Millionen Jahre jünger als Llanocetus, ca. 24 – 27 Millionen Jahre alt, ist eine Gattung aus dem oberen Oligozän von Victoria im Südosten Australiens: 1932 fand PRITCHARD den Schädel eines etwa 2,50 Meter lang gewesenen Tieres. Er beschrieb ihn im Januar 1939 als Mammalodon colliveri. Heute kennt man noch eine zweite, bislang unbenannte Art von Mammalodon, sowie ein unvollständiges Skelett dieser Gattung, das artlich noch nicht bestimmt ist. Hinzu kommen einige isolierte Gehörknochen. All diese Funde stammen aus der gleichen Zeit und Gegend. 1989 errichtete MITCHELL eine eigene Familie Mammalodontidae.

Auch Mammalodon (der Name bedeutet Säugerzahn“) besaß noch Zähne, aber keine Barten. PRITCHARD, der den Fund fälschlich dem Eozän zuschrieb, hielt sein Mammalodon für einen Archaeoceten. Erst später erkannte man, dass der Wal zu den Mysticeti zu stellen ist. Zu seinen Zeitgenossen zählten bereits bartentragende Wale ohne Zähne, die schon vor 28 Millionen Jahren nachzuweisen sind. Unter diesem Aspekt wirkte Mammalodon schon zu Lebzeiten etwas urtümlich.

Modern für Bartenwale mutet hingegen an, dass seine Kieferknochen sich gegeneinander bewegen konnten. Das gilt für den Ober- wie auch für den Unterkiefer und ist ein Vorteil bei den starken mechanischen Belastungen, denen das Maul eines modernen Bartenwales beim Fressen ausgesetzt ist. Doch war Mammalodon kein Filtrierer, der große Mengen Wasser ins Maul nahm, um daraus Kleintiere auszusieben. Das unterscheidet ihn wiederum von modernen Bartenwalen. Die Schnauze ist auffallend kurz und gerundet. Die Zwischenkieferknochen, die üblicherweise am weitesten nach vorn ragen, befinden sich in Rückbildung. Dazu zeigt das Gebiss ein ziemlich kompliziertes Schermuster mit starker Abnutzung. Vielleicht suchte Mammalodon seine Nahrung im Meeresboden, was als Filtrierer auch der heutige Grauwal tut.

Insgesamt stellt Mammalodon eine abseitige Entwicklungslinie dar, die ohne weitere Nachkommen erloschen ist.