Wie gehen Wale auf’s Klo?

Holgi Kulemann stellte im Cetacea.de Forum folgende Frage:

Eines ist natürlich völlig klar: Wale gehen NICHT auf´s Klo, sondern erledigen ihr Geschäft im Wasser. Dennoch wäre es interessant zu wissen, wie der Kot von Walen aussieht. Ist er flüssig oder fest? Wäre nett, wenn ich auf meine etwas albern wirkende (aber dennoch ernst gemeinte!) Frage eine Antwort erhalten würde.

Blauwalfäzes. Bild: Eric Gropp (CC-BY 2.0)

Antwort von cetacea.de:

Ich habe nur gelegentlich Pottwale in Nord-Norwegen beim Koten zuschauen können. Wenn dort ein Wal ins Wasser macht, kommt es zu einer sichtbaren Verfärbung des Wassers. Diese Wolke schwebt noch einige Minuten vor sich hin, bis sie sich durch den Wellengang langsam auflöst. Da sich der Walkot sofort im Wasser verteilt, ist es schwer zu sagen, welche Konsistenz er eigentlich hat. Bei Sektionen habe ich allerdings nie richtig festen Kot im Enddarm aufgefunden.

Der Photograph Phillip COLLA (1999) beschreibt Blauwal- und Pottwalfaezes. In Südkalifornien hat er grosse, fischig riechende und hellrote Teppiche von Blauwalkot beobachtet. Die Farbe gibt einen Hinweis auf die Ernährung. Denn in der gleichen Region kommenhellrote Tuna Crabs vor. Im Nordatlantik ist er von einem Pottwal mit einer Kotwolke bedacht worden. Der Pottwalkot schwimmt nicht an der Wasseroberfläche , sondern bildet eine grosse braune Wolke im Wasser.

Walkot ist mittlerweile eine wichtige Informationsquelle für Wissenschaftler. Anhand der festen unverdaulichen Bestandteile wie z.B. Tintenfischschnäbel lassen sich Informationen über die Nahrung gewinnen (DARLING, KEOGH und STEEVES, 1998; SMITH und WHITEHEAD, 2000). Vor kurzem ist bekannt geworden, dass eine Gruppe um den australischen Forscher Nick Gales durch DNA Analyse von Kotbestandteilen sehr viel genauere Aussagen zu Ernährungsgewohnheiten der Wale machen kann. Andere DNA Untersuchungen in Kotbestandteilen haben (PARSONS, 2001; PARSONS et al., 1999) durchgeführt.

Es wird aus physiologischen Gründen angenommen, dass Wale bevorzugt an der Wasseroberfläche Kot abgeben und nicht in der Tiefe beim Tauchen (KOOYMAN, CASTELLINI und DAVIS, 1981).

Buckelwalfaezes vor Südafrika hatten rötliche Farbe und enthielten Euphausien- oder Amphipodenreste. Bei diesen Buckelwalen wurde eine Kotabgaberate von 0,22 pro Wal und Stunde festgestellt (also eine Kotabgabe etwa alle viereinhalb Stunden) (BEST, SEKIGUCHI und FINDLAY, 1995).

Walkot dient auch anderen Tieren zur Ernährung. Antarktische Buntfuß-Sturmschwalben (Oceanites oceanicus) wurden dabei beobachtet wie sie sich gelegentlich über den Kot von Nordkapern hermachten (KRAUS und STONE, 1995).

LITERATUR

BEST, P. B., K. SEKIGUCHI u. K. P. FINDLAY (1995):
A suspended migration of humpback whales Megaptera novaeangliae on the west coast of South Africa.
Mar. Ecol. Prog. Ser. 118, 1–12

COLLA, P (1999):
Subject: Whale Feces
http://whale.wheelock.edu/archives/ask99/0421.html

DARLING, J. D., K. E. KEOGH u. T. E. STEEVES (1998):
Gray whale (Eschrichtius robustus) habitat utilization and prey species off Vancouver Island, B.C.
Mar. Mammal Sci. 14, 692–720

KOOYMAN, G. L., M. A. CASTELLINI u. R. W. DAVIS (1981):
Physiology of diving in marine mammals.
Annu. Rev. Physiol. 43, 343–356

KRAUS, S. D. u. G. S. STONE (1995):
Coprophagy by Wilson’s Storm-petrels, Oceanites oceanicus, on North Atlantic Right Whale, Eubalaena glacialis, faeces.
Can. Field Nat. 109, 443–444

PARSONS, K. M. (2001):
Reliable microsatellite genotyping of dolphin DNA from faeces.
Molecular Ecology Notes 100, 53–54

PARSONS, K. M., J. F. DALLAS, D. E. CLARIDGE, J. W. DURBAN, K. C. BALCOMB, P. M. THOMPSON u. L. R. NOBLE (1999):
Amplifying dolphin mitochondrial DNA from faecal plumes.
Mol Ecol 8, 1766–1768

SMITH, S. C. u. H. WHITEHEAD (2000):
The diet of Galápagos sperm whales Physeter macrocephalus as indicated by fecal sample analysis.
Mar. Mammal Sci. 16, 315–325

Keine Gewähr für Vollständigkeit,
© Jan Herrmann (2005)