Auf der Suche nach Schweinswalen in der Ostsee

von Ursula Verfuß | WuM | Hannover | 21. Januar 2004

Untersuchungen zur Raumnutzung ausgewählter Gebiete der Ostsee durch Schweinswale (Phocoena phocoena) mit Hilfe akustischer Methoden

Ursula Verfuß
Deutsches Meeresmuseum, Stralsund

Vortrag am Mittwoch, 21. Januar 2004
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Museumsgebäude

Setup der Arbeiten

Zusammenfassung
Der Schweinswal (Phocoena phocoena) ist die einzige residente Walart in der deutschen Nord- und Ostsee. Diese Art war zu früheren Zeiten hoch abundant und weit verbreitet. Ihr Bestand ist in den letzten 100 Jahren jedoch stark zurückgegangen und steht nun unter Artenschutz

Seit über zwei Jahren wird am Deutschen Meeresmuseum eine neue akustische Methode getestet und angewandt, die helfen soll, Schweinswale in ausgewählten Gebieten der Nord- und Ostsee nachzuweisen und die Nutzung dieser Gebiete durch Schweinswale zu erforschen: die PODs – POrpoise Detectors, Schweinswaldetektoren.

In dem F+E-Vorhaben Untersuchungen zur Nutzung ausgewählter Gebiete der deutschen und polnischen Ostsee durch Schweinswale mit Hilfe akustischer Methoden (FKZ 901 86 020) wurden die PODs auf ihre Anwendbarkeit hin getestet. Diese erwiesen sich als gute Hilfsmittel, um Schweinswalvorkommen zu erforschen. In Kooperation mit diesem Projekt und einem vom BfN geförderten F+E-Vorhaben Erfassung von Schweinswalen in der deutschen AWZ der Ostsee mittels Porpoise Detektoren (FKZ 802 85 310) wurde im Rahmen des dritten Teilprojektes von MINOS Untersuchungen zur Raumnutzung durch Schweinswale in der Nord- und Ostsee mit Hilfe akustischer Methoden (PODs) ein Netz von permanenten Messstationen in der Ostsee aufgebaut, das seit etwas mehr als einem Jahr bedient wird. In der Nordsee wurden die PODs vorerst nur im Walschutzgebiet vor Sylt angewandt.

Ergebnis dieser Untersuchungen war ein deutlicher Gradient der Nutzung der Ostsee durch Schweinswale von Westen nach Osten: Während im Fehmarnbelt fast an jedem Tag Schweinswale registriert wurden, gab es in der Kadetrinne nur noch an 2 von 3 Tagen Schweinswalregistrierungen. Diese nahmen nach Osten hin noch weiter ab. Östlich der Darßer Schwelle gab es nur noch gelegentlich Registrierungen von Schweinswalen.

Anhand der POD-Daten konnte eine Saisonalität in der Nutzung der Gebietes westlich von Fehmarn und in der Kadetrinne nachgewiesen werden. Die Anzahl der Tage, an denen Schweinswale registriert wurden, sanken in beiden Gebieten in den Wintermonaten Dezember bis Februar, stiegen im März und April wieder an. Im Walschutzgebiet der Nordsee vor Sylt wurde erst ab März gemessen. Dort konnten jeden Tag Schweinswale registriert werden.

Der Einsatz von PODs erwies sich als eine sehr sinnvolle und notwendige Ergänzung zu den Flugzählungen des MINOS-Teilprojekts 2. Im Gegensatz zu den Flugzählungen kann mit den PODs keine absolute Bestandsabschätzung gemacht werden. Durch ihren permanenten Einsatz kann jedoch ein relatives Maß an Schweinswalvorkommen gegeben werden. Dies ist vor allem in Gebieten hilfreich, in denen Flugzählungen an ihre Grenzen treffen: Während es bei den Flugzählungen in der Kadetrinne keine Schweinswal-Sichtungen gab, registrierten die PODs an 60-70% aller Aufnahmetage Schweinswale.

 

Empfohlene Literatur

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Empfohlene Internetadressen

MINOS – Marine Warmblüter in Nord- und Ostsee: Grundlagen zur Bewertung von Windkraftanlagen im Offshore-Bereich
http://www.minos-info.de/

POD – Porpoise and Dolphin Sonar Detector, a new research tool