Delfinmassaker in Japan

von | cetacea.de | Wittmund | 23. September 2007

Weltweiter Protest gegen das Delfinmassaker in Japan. Tierschützer rufen für den 25. September zum Protest vor japanischen Botschaften auf.

Jedes Jahr verstören die blutigen Szenen der japanischen Delphin-Treibjagden die Tierfreunde in aller Welt. An zahlreichen Plätzen im Internet lassen sich Film- und Photodokumentationen finden, die Eindrücke vom Umgang der Fischer mit den Delphinen zeigen. Obwohl Einschüchterungsversuche der Fischer Film- und Fotoaufnahmen verhindern sollen, gelingt es verdeckt arbeitenden Journalisten immer wieder, Bilder aufzunehmen, die belegen, dass der Fang noch immer mit ausserordentlicher Brutalität durchgeführt wird.

Ric O’Barry berichtet über den Delphinfang in Taiji

In diesem Jahr hat das japanische Fischereiamt den Fischern des Isana Fischereiverbandes eine Durchführung desOikomi, der Delphin-Treibjagd schon ab dem 1. September gestattet. Bis zum 31. März des nächsten Jahres dürfen Delphine in die Buchten getrieben, dort eingefangen und dann mit Lanzen und Messern getötet werden. Einige Exemplare werden verschont und Delphinarien zum Kauf angeboten.

Erstmalig sind es aber nicht nur ausländische Organisationen, die sich gegen die Delphinjagd aussprechen. Am 3. September haben zwei Mitglieder des Gemeinderats von Taiji, Junichiro Yamashita und Hisato Ryono eine Pressekonferenz gegeben. Dabei haben sie ihre Besorgnis über die Abgabe von Delphinfleisch an Schulkinder geäussert. Laut einer Meldung der Japan Times haben die beiden im Juni in Supermärkten gekauftes Delphinfleisch untersuchen lassen. Sie waren schockiert, als sie die Resultate für die Quecksilberkonzentration in Delphinfleisch mitgeteilt bekamen und informierten daraufhin Behörden und Verkaufsstellen.

Die Supermärkte zogen daraufhin ihre Angebote an Delphinfleisch zurück. Die Allianz der Delphinfänger liess sich davon allerdings nicht beeindrucken. Das kontaminierte Fleisch steht weiter auf dem Speiseplan der Schulen und soll sogar vermehrt angeboten werden. Der Bürgermeister wirbt nach wie vor für die Errichtung eines grösseren Delphin-Schlachthauses. Und die Fangquote für Taiji wurde um 88 Tiere auf 2468 erweitert. Insgesamt fallen jährlich etwa 20.000 Delphine den japanischen Fischern zum Opfer.

Bis auf die Japan Times scheint die japanische Presse unbeeindruckt von den hohen Quecksilberwerten, die etwa zehnfach über den in Japan zulässigen Grenzwerten (0,4 ppm Hg, 0,3ppm Methyl-Hg) liegen. Sie berichtetet nicht und schweigt das Thema tot. Das ist besonders deshalb erstaunlich, weil eine japanische Stadt den Namen für Quecksilbervergiftungen gegeben hat. Mediziner sprechen bei Quecksilbervergiftungen von der Minamata-Krankheit. Nach Industrieeinleitungen in die lokalen Gewässer vor der Stadt Minamata in den 1950er Jahren, erhöhten sich die Quecksilberwerte im Hauptnahrungsmittel Fisch und führten zu tausendfachen Vergiftungen.

Seit vielen Jahren weisen Wissenschaftler und Naturschützer auf die Kontamination des Meeressäugerfleisches hin. Besonders an diesem Fall ist allerdings, dass die Besorgnis das erste Mal aus der japanischen Lokalpolitik kommt.

Demonstrationen und Proteste

In Deutschland hat die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife zum Protest gegen die Delphintreibjagd aufgerufen und bittet Tierfreunde beim japanischen Fischereiminister zu protestieren.

Die vor kurzem neu gegründete Aktionsgemeinschaft Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) um den Hagener Steuerberater Jürgen Ortmüller ruft für den 25. September zur Demonstration vor der japanischen Botschaft in Berlin auf. Von 11:30 bis 13:00 Uhr protestieren Delphinfreunde gegen die Treibjagd auf Delphine. Weitere Informationen gibt’s bei den Meeresakrobaten.

In Düsseldorf organisieren animal public und der Bundesverband Menschen für Tierrechte eine Demonstration vor dem japanischen Generalkonsulat auf der Immermannstr. 45. Beginn 11:00 Uhr.

Über den internationalen Protest können Sie sich bei www.savejapandolphins.org informieren.

Quellen und weiterführende externe Links zum Thema:

Berichte in der Japan Times:

Filme bei YouTube:

Wissenschaftliche Literatur zum Thema:

Contamination survey of heavy metals and organochlorine compounds in cetacean products purchased in Japan
Haraguchi, K. et al. in Shokuhin Eiseigaku Zasshi 41(4): P.287-96

Extreme mercury levels revealed in whalemeat
Coghlan, A. in New Sci. (2346): P.17

Mercury and selenium concentrations in the internal organs of toothed whales and dolphins marketed for human consumption in Japan
Endo, T. et al. in Sci tot Environ 300(3): P.15-22

Human health significance of organochlorine and mercury contaminants in Japanese whale meat
Simmonds, M.P. et al. in J. Toxicol. Environ. Health. A. 65(17): P.1211-35

Renal toxicity in rats after oral administration of mercury-contaminated boiled whale livers marketed for human consumption
Endo, T. et al. in Arch. Environ. Contam. Toxicol. 44(3): P.412-16

Mercury contamination in the red meat of whales and dolphins marketed for human consumption in Japan
Endo, T. et al. in Environ. Sci. Technol. 37(12): P.2681-2685

Contamination by mercury and cadmium in the cetacean products from Japanese market
Endo, T. et al. in Chemosphere 54(11): P.1653-62

Distribution and toxicity of mercury in rats after oral administration of mercury-contaminated whale red meat marketed for human consumption
Endo, T. et al. in Chemosphere 61(8): P.1069-73

Total mercury, methyl mercury, and selenium levels in the red meat of small cetaceans sold for human consumption in Japan
Endo, T. et al. in Environmental Science and Technology 39(15): P.5703-5708

Distribution of total mercury, methyl mercury and selenium in pod of killer whales (Orcinus orca) stranded in the northern area of Japan: Comparison of mature females with calves
Endo, T. et al. in Environ. Pollut. 144(1): P.145-50

Age-dependent accumulation of heavy metals in a pod of killer whales (Orcinus orca) stranded in the northern area of Japan
Endo, T. et al. in Chemosphere 67(1): P.51-59

Mercury and its relation with selenium in the liver of Dall’s porpoises (Phocoenoides dalli) off the Sanriku coast of Japan
Yang, J. et al. in Environ. Pollut. 148(2): P.669-73