ECS-Konferenz: Welcher Fisch ist der richtige?

von | cetacea.de | Stralsund | 24. März 2010

Bei der Untersuchung von Walen und ihrer Einbettung in ein Ökosystem ist die Kenntnis um die Ernährung von besonderer Bedeutung. Auf eine Antwort nach der Frage „Was frisst der Wal?“ hat sich ein niederländisches Team um Okka Jansen gemacht.

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Nahrungszusammensetzung von Kleinwalen herauszufinden. Offensichtlich scheint es, einfach nur im Magen gestrandeter und beigefangener Tiere nachzusehen. Dabei besteht allerdings das Problem, dass kranke Tiere kurz vor dem Verenden nichts mehr oder nur ausgewählte Kost aufnehmen, weil sie sich vielleicht nicht mehr schnell bewegen können. Es kann auch sein, dass kleinere Fische schneller verdaut werden und keine Reste im Magen hinterlassen, während Otholiten größerer Fische längere Zeit nachweisbar bleiben.

Okka E. Jansen beim VortragEine Alternative ist die Analyse von Fettsäuremustern im Fettgewebe gestrandeter oder beigefangener Tiere. Das Fett jeder Fischart enthält ein individuelles Fettsäureprofil, basierend auf den Ernährungsgewohnheiten der Fische. Durch Analyse des Fettsäureprofils von Schweinswalen kann man also langfristige Ernährungsgewohnheiten feststellen.

Okka Jansen und Mitarbeiter aus den Niederlanden haben nun die Diät nach Auswertung von Mageninhalten mit den Diäten nach Auswertung von Fettsäureprofilen verglichen. Per Analyse des Mageninhalts wurden Grundeln (42%) und Wittling (19%) als mengenmäßig größter Anteil festgestellt. Bei der Analyse von Fettsäuren bildeten Stinte (24%), Grundeln (22%) und Klieschen (18%) den größten Anteil.

Die fehlenden Übereinstimmungen zwischen Mageninhalt und Fettsäureprofil lassen mehrere Schlüsse zu. Ändert ein erkranktes Tier seine bevorzugte Beuteart? Gibt es methodische Fehler? Das merkwürdigste Ergebnis des Methodenvergleichs war, dass es für die Fischart Wittling keine positiven Nachweise im Fettsäureprofil gegeben hat, obwohl diese häufig als Mageninhalt gefunden worden und auch als Nahrung von Schweinswalen bekannt sind. Hat der Wittling ein variables Fettsäureprofil? Das herauszufinden bleibt nun die Aufgabe zukünftiger Untersuchungen.

Okka Jansen stellte zum Ende des Vortrages fest, dass es sinnvoll sei, mehrere Methoden anzuwenden, um Ernährungsgewohnheiten festzustellen. Außerdem sei es dringend notwendig eine gemeinsame Fettsäure-Datenbank für solche Analysen aufzubauen.

Hinweis: Es gibt viele Details zum Vortrag, die hier nicht wiedergegeben werden können. Bei Fragen nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion oder schreiben eine Email.

Herzlichen Dank an das Team vom Meeresmuseum Stralsund für die perfekte EDV Logistik während der Konferenz