Ein Erlebnisbericht über eine Woche bei „firmm“ in Tarifa

von | | | 27. August 2000

von HEIKE PAHLOW

Wer Interesse an firmm bekommen hat, kann sich auf der Internetseite von firmm weiter informieren.
Wer Interesse an firmm bekommen hat, kann sich auf der Internetseite von firmm weiter informieren.

Eigentlich sollte unser Urlaub ein Sprachkurs werden. Als Mario und ich beim Durchstöbern der Kataloge aber auf das Angebot stießen, an Walbeobachtungen teilzunehmen und den Biologen bei der Arbeit zu helfen, haben wir uns bald umentschieden, auch wenn die erste Bemerkung von uns war: „Arbeiten und auch noch was dafür bezahlen.“

Das schlug dann aber wie gesagt schnell in pure Begeisterung um und so fuhren wir Ende August 1999 nach Tarifa. Wir waren insgesamt vier Studies und wurden gleich richtig mit einbezogen. Gleich am ersten Abend lernten wir einiges über die Stiftung und die Straße von Gibraltar und unternahmen mit Richard, der uns Studies betreute, einen Bummel durch die Stadt und am Hafen entlang. (Der Blick auf Afrika ist herrlich). Einer der Biologiestudenten, die die foundation for information and research
on marine mammals (firmm) in den Sommermonaten kräftig bei der Arbeit unterstützen, begleitete uns anschließend noch in eine der vielen tollen Bars von Tarifa und erzählte uns von seinen Erlebnissen bei firmm. Es war so spannend, dass wir den nächsten Tag kaum noch abwarten konnten.

Die erste Ausfahrt

Um 10.00 Uhr hatten wir am nächsten Morgen unsere erste Ausfahrt mit Manolo, einem der spanischen Meeresbiologen, und einer deutschen Studentin. Vorher gibt es immer eine Charla über die Ziele von firmm, Forschung, Schutz und die Tiere an sich. Das dauert normalerweise um die 20 Minuten. Da wir aber schon am Vorabend so viel über firmm gehört hatten und jetzt voll auf die Wale fixiert waren, erhielten wir eine gekürzte Fassung (wie wir die verschiedenen Tiere unterscheiden können- schön anschaulich mit Bildtafeln).

Und dann ging es raus auf die Straße von Gibraltar. Da war Geduld angesagt. 20 Minuten müsste man wohl erst mal hinausfahren bis man was sieht, sagten sie uns, und wir sollten die Augen offen halten. Doch als nach einer Stunde immer noch kein Meerestier in Sicht kam, war es gar nicht mehr so leicht, überhaupt noch was im Wasser zu erkennen. Und wir schon der Meinung waren, diesen Tag kein Glück zu haben stellte der Bootsführer plötzlich den Motor ab. Eine Schule von ca. 50 Pilotwalen schwamm direkt auf uns zu. Ich war total begeistert und so überwältigt, dass ich mich erst mal setzen musste.

Wale kennenlernen

Wieder im Hafen hatten wir unsere erste Charla (spanisch für lockerer Vortrag oder Gespräch). Da werteten wir gleich unser Erlebnis vom Morgen aus und lernten dazu noch einiges über die Tiere, wobei Richard uns mit Hilfe von Videos, Tafeln, Zeichnungen sowie Händen und Füßen alles stets sehr einprägsam vermittelte. So viel Neues macht natürlich auch müde und darum hielten wir Siesta bevor es am späten Nachmittag nochmals mit dem Boot aufs Meer ging.

So verlief mehr oder weniger unsere gesamte Woche in Tarifa. Morgens eine Ausfahrt, bei der wir von den Biologen und Studenten jede Menge Wissenswertes erfuhren und unsere Augen schulten, um die verschiedenen Spezies auseinander zu halten (war am Anfang gar nicht so leicht, von Weitem einen Gestreiften und einen Gemeinen Delfin zu unterscheiden). Gegen Mittag gab es eine Charla, anfangs mit allgemeineren Informationen zu den Tieren, später auch über die Echolokalisation, die Besonderheiten der Straße von Gibraltar usw. Am späten Nachmittag eine zweite Ausfahrt, meist mit ein paar Touristen, denen wir gegen Ende sogar schon selbst Tipps geben konnten. Was wir für Tiere gesehen haben? Meist Gemeine und Gestreifte Delfine und Pilotwale. Ein paar Wochen vor unserer Ankunft waren in der Nähe auch noch Orcas, am häufigsten sieht man wohl Tümmler (obwohl wir nicht einen gesehen hatten) und im Frühjahr sieht man auch ab und zu mal Pottwale (das konnten wir dieses Jahr auch erleben).

Die ganze Zeit über stand uns natürlich auch das Center mit einer kleinen Bibliothek zur Verfügung, die wir wegen des schönen Wetters aber eher mieden. Über Ansprechpartner konnten wir uns auch nicht beklagen. Irgendwo war immer jemand zu finden und abends schloss sich uns auch öfter mal ein Mitarbeiter von firmm zum Essen an. Wir gehörten so richtig zur Familie.

Fischmarkt

Ganz schön beeindruckt hat mich auch der Besuch auf dem Fischmarkt, obwohl wir mitten in der Nacht aus dem Bett mussten. Da haben wir mal ein wenig mitbekommen, wie hart die Fischer für ihr Geld arbeiten müssen. Gleich noch eine kleine Charla von Manolo vor Ort – Merkmale der Fische, Besonderheiten beim Hai, was fressen Wale und Delfine, wie wird in Südspanien der Thunfisch gefangen, wie werden die Fische verkauft und welche Mindestgröße muss welcher Fisch beim Fang haben (man achtet sehr darauf, dass diese eingehalten wird). So viel Futter macht hungrig, drum gingen wir dann erst mal selbst was essen.

Nachdem wir miterleben durften, was Spanier frühstücken (Toast mit Öl und Knoblauchzehe), fuhren wir noch zu einer Forschungsstation in Algeciras. Dort wird die Verschmutzung des Meerwassers ständig überprüft und untersucht, wie Tiere und Pflanzen auf eine Verschlechterung oder Verbesserung des Wassers reagieren. Es ist gleichzeitig eine Rettungsstation für verletzte Schildkröten (die den Fischern an den Haken gegangen sind oder so). Nachmittags stand noch eine ehemaligen Walfangstation auf dem Programm, so dass wir uns auch davon mal einen Eindruck verschaffen konnten.

Am vorletzten Abend, als wir mit Katharina, der Präsidentin von firmm, essen waren, hatte uns die Woche schon so geprägt, dass wir uns sofort anboten, die Homepage in Angriff zu nehmen und bei den Übersetzungen zu helfen. Es ist schon faszinierend, wie sehr einen so ein Erlebnis beeinflussen kann; aber das bestätigt nur wieder Katharinas Motto: Wir Menschen respektieren nur, was wir selbst kennen und lieben und nur das sind wir letztendlich bereit zu schützen. Denn ob wir uns ohne dieses Erlebnis je so für diese Tiere eingesetzt hätten, wage ich zu bezweifeln.