Island gibt wieder grünes Licht für Walfang

von | pte | Reykjavik/London | 20. Mai 2008

Umweltgruppe warnt vor wirtschaftlichen Nachteilen für die Insel

Islands kommerzieller Walfang hat diese Woche erneut begonnen. Nach heftigen Debatten zwischen Fischern und der Regierung wurde die Quote nun auf eine unbegrenzte Zahl von Finn- und 40 Minkewalen festgesetzt. Fischer hatten zuvor die Erlaubnis zum Abschuss von 100 Minkewalen gefordert. Die Entscheidung kommt nach wochenlangen Streitigkeiten auf der Insel im Nordatlantik. Umweltgruppen warnen indessen davor, dass der Walfang die Wirtschaftskrise im nordeuropäischen Land noch verschärfen werde.

Seit dem Ende des Walfang-Moratoriums ist die diesjährige Walfang-Saison die dritte in Folge. Zwar liege die Quote der in Island gefangenen Wale deutlich unter jener Norwegens und Japans, dennoch werfen Kritiker der Regierung des Landes vor, dass sie sich nach außen als natürliches, ökologisch einwandfreies und grünes Land präsentieren. „Wir raten der isländischen Regierung dringend dazu, die Entscheidung über den Walfang nochmals zu überdenken“, äußerte etwa Robbie Marsland vom International Fund for Animal Welfare IFAW. Die Rückkehr zum Walfang könnte dem Land und damit auch der ohnehin fragilen Wirtschaft der 103.000 Quadratkilometer großen Insel enormen Schaden zufügen. Darunter würde auch der Ruf des Landes weltweit leiden.

Islands Wirtschaft ist ohnehin ziemlich schwach auf den Beinen: Die Inflationsrate liegt bei elf Prozent jährlich, die Zinsen betragen bis zu 15 Prozent. Der Fremdenverkehr als wachsender Wirtschaftszweig setzt bei der Vermarktung des Landes auf dessen ungestörte und unberührte Natur. Whale-Watching hat sich als stark wachsender Zweig etabliert. Die nunmehrigen Bestrebungen Wale zu jagen, stehe diesem Vorhaben nun entgegen. Marsland betont, dass das Whale-Watching als Industriezweig mehr wiege, als der Walfang. Immer lauter werden auf der Insel auch Gerüchte, wonach einige der Politiker eher die Interessen der IFAW vertrete als jene der Fischer. Dies sei auch der Grund gewesen, dass man wochenlang über die Quoten verhandelt habe. Die Entscheidung oblag schließlich dem Fischerei-Ministerium, das mit dem Argument vorpreschte, der Bestand von insgesamt 174.000 Minkewalen im Nordatlantik sei durch die Jagd auf 40 kaum gefährdet.

Ein Hauptargument der isländischen Fischer war dahingehend, dass die Isländer so gerne Walfleisch verzehren. Eine von der IFAW durchgeführte Untersuchung des Gallup-Instituts ergab allerdings, dass nur 1,1 Prozent der Befragten ein- oder mehrmals pro Woche Walfleisch essen, hingegen 82,4 Prozent der 16 bis 24-jährigen Isländer dieses nicht anrühren.

Dies ist eine Presseaussendung von pressetext.de / Wolfgang Weitlaner