Bedrohliche Entwicklung für Wale – Die Rote Liste 2008

von | iucn | Gland | 12. August 2008

Buckelwale im Aufwind. Photo: Kewalo Basin Marine Mammal Laboratory & The Dolphin Institute
Buckelwale im Aufwind. Photo: Kewalo Basin Marine Mammal Laboratory & The Dolphin Institute

Buckelwale und Südkaper sind nicht mehr so stark bedroht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Einschätzung von Walbeständen und deren Bedrohungen, die die Weltnatur- schutzunion IUCN jetzt mit der Roten Liste 2008 veröffentlicht hat. Die schlechten Nachrichten folgen auf gleichem Fuß: Die meisten küstennah und in Flüssen verbreiteten Kleinwale sind stärker bedroht als zuvor.

Buckelwale (Megaptera novaeangliae) wurden aus der Rote Liste Kategorie „gefährdet“ (VU) herausgenommen und in die Kategorie „nicht gefährdet“ (LC) übernommen. Zwei Subpopulationen bleiben allerdings gefährdet. Der Südkaper (Eubalaena australis) wurde auch in (LC) eingestuft.

Randall Reeves, Vorsitzender der Cetacean Specialist Group der IUCN Species Survival Commission sagt: „Buckelwale und Südkaper kommen zurück in ihre angestammten Gebiete, weil sie vor kommerzieller Waljagd geschützt wurden.“ Reeves, der die Arbeiten für die Aktualisierung der Roten Liste für Wale geleitet hat, freut sich, dass die Erholung bei diesen Arten ein großer Erfolg der Schutzanstrengungen ist, der zeigt, was getan werden muss, um die Giganten der Meere zu retten.

Gefährdungsstufen der IUCN:

  • EX Extinct (ausgestorben)
  • EW Extinct in the Wild (in freier Wildbahn ausgestorben)
  • CR Critically Endangered (vom Aussterben bedroht)
  • EN Endangered (stark gefährdet)
  • VU Vulnerable (gefährdet)
  • NT Near Threatened (gering gefährdet)
  • LC Least Concern (nicht gefährdet)
  • DD Data Deficient (ungenügende Datenlage)
  • NE Not Evaluated (nicht bewertet)

Trotz dieser Verbesserung bei diesen beiden Arten, hat die Erhebung für die Rote Liste für viele Walarten Verschlechterungen im Status deutlich gemacht. Fast ein Viertel aller Walarten gilt als bedroht und von denen sind mehr als die Hälfte (9 Arten) als sehr gefährdet (EN) oder vom Aussterben bedroht (CR) eingestuft. Zusätzlich sind zwei Unterarten und 12 Unterpopulationen als vom Aussterben bedroht(CR) aufgelistet.

Die wirkliche Situation vieler Wale kann sogar noch weitaus schlimmer sein, da mit 44 Arten mehr als die Hälfte aller Wale mit der Kennzeichnung „ungenügende Datenlage“ klassifiziert worden ist. Hier muss zukünftig mit Priorität geforscht werden. Wenn mehr Informationen zur Verfügung stehen, gelten womöglich noch mehr Wale als bedroht. Blauwale (Balaenoptera musculus), Finnwale (Balaenoptera physalus) und Seiwale (Balaenoptera borealis) bleiben als stark gefährdete (EN) Arten in der Liste, bis mehr Beweise einer Erholung vorliegen.

Gefährdungen

Wale sind vielfach gefährdet. Die IUCN listet Schiffskollisionen, Beifang, Zerstörung des Lebensraumes, Verringerung der Beutetierbestände und die Lärmbelastung als wichtigste Faktoren auf.

Irawadi-Delfine (Orcaella brevirostris), Finnenlose Schweinswale (Neophocaena phocaenoides) und La-Plata-Delfine (Pontoporia blainvillei) sind küstennah und in Flüssen lebende Kleinwale, die nun alle als gefährdet, zum Teil als vom Aussterben bedroht, gelistet werden. „Zu viele dieser kleinen Wale enden als Beifang in der Fischerei. Das bleibt die größte Gefahr und es scheint sich noch zu verschlimmern,“ sagt Reeves.

Vaquita als Beifangopfer. Photo: Cristian Faezi and Omar Vidal
Vaquita als Beifangopfer. Photo: Cristian Faezi and Omar Vidal

Stirbt der Vaquita aus?

Der Vaquita (Phocoena sinus), ein Schweinswal, der im Golf von Kalifornien, Mexiko, lebt, wird der nächste Wal sein, der ausstirbt. Er steht schon in der höchsten Gefährdungskategorie CR, trotzdem sterben jedes Jahr ca. 15 % in den Netzen der Fischer. Der Bestand wird auf nur 150 Tiere geschätzt. Der Baiji stand mit der Klassifizierung CR / möglicherweise ausgestorben in der Roten Liste des letzten Jahres und es wird befürchtet, dass der Vaquita ihm bald folgen wird.

Jean-Christophe Vié, Leiter des IUCN Artenprogrammes sagt: „Flussdelfine gehören zur Gruppe der am stärksten gefährdeten Wale. Vor allem deshalb, weil sie einem Wettbewerb mit dem Menschen um schwindende Süsswasservorräte ausgesetzt sind.“

Todesengel Fischerei

Die unbeabsichtigte Tötung von Walen in Fischereigerät ist die größte Bedrohung für Wale, nachdem in den letzten Jahrzehnten der kommerzielle Walfang an Bedeutung abgenommen hat. Neben dem Vaquita sind der Schwarzmeer Schweinswal (Phocoena phocoena relicta), der von gefährdet auf stark gefährdet (EN) hochgestuft wurde, der Nordkaper (Eubalaena glacialis) (EN) und der Westliche Grauwal (Eschrichtius robustus) (CR) am meisten von dieser Gefahr durch die Fischerei bedroht.

„Programme zur Befreiung von Walen aus Fischernetzen werden schon in den USA, in Neuseeland und Australien durchgeführt und können einigen Tieren das Überleben ermöglichen,“ sagt Bill Perrin, Vorsitzender der IUCN Abteilung Rote Liste. „In Gebieten mit bedrohten Lebensräumen müssen bestimmte Fischereitechniken zumindest saisonal untersagt werden, um das Überleben einiger Arten zu sichern.“

Meer voller Lärm

Eine andere Bedrohung geht von militärischen SONAR Anwendungen aus, die insbesondere die tieftauchenden Schnabelwale und andere Wale wie den Breitschnabeldelfin (Peponocephala electra) betreffen. Massenstrandungen dieser Arten haben in den letzten dreissig Jahren zugenommen.

„Grosse Teile der Meere sind heute beherrscht von menschlich erzeugtem Lärm. Nicht nur Lärm von militärischem SONAR, sondern auch von seismischen Tests und Schiffsverkehr. Dieser Lärm beeinträchtigt unzweifelhaft viele Wale und führt in einigen Fällen sogar zum Tod,“ sagt Jan Schipper, Direktor von Conservation International und IUCN Global Mammal Assessment. „Der Lärm tötet Wale nicht immer, aber er kann die Kommunikation stören und sie – zumindest zeitweise – von den Freßgebieten wegführen.“

Und der Klimawandel

Der Klimawandel beginnt auch Auswirkungen auf Wale zu zeigen. Die Verteilung vieler Arten ändert sich, was zu einer Kaskade von Effekten führen kann. Dazu zählt die Auseinandersetzung mit neuen Krankheiten, Konkurrenz mit anderen Arten und Änderungen in den Populationen von Beutetieren. Die Großwale der Antarktis sind z.B. vom Krill als wichtige Nahrungsquelle abhängig. Mit steigender Wassertemperatur können Krill Populationen abnehmen und die Wale ohne ausreichende Nahrung zurücklassen.

Die IUCN Direktorin Julia Marton-Lefèvre fasst das schwere Aufgabenwerk der Menschheit zusammen: „Um die Wale für zukünftige Generationen zu bewahren, müssen wir eng mit der Fischereiindustrie, dem Militär und Hochseeunternehmen zusammenarbeiten – und wir müssen den Klimawandel stoppen“

Dies ist eine (freie) Übersetzung einer Pressemitteilung der IUCN. Eine komplette Liste mit allen aktuellen Statusangaben zu bedrohten Walen können Sie bei der IUCN herunterladen: Cetacean update of the 2008 IUCN Red List of Threatened Species. Die Seite der IUCN Roten Liste bedrohter Tierarten bietet Ihnen z.B. genaue Erklärungen der Gefährdungskategorien

3 Gedanken zu „Bedrohliche Entwicklung für Wale – Die Rote Liste 2008“

  1. ich möchte bitte mehr über den gemeinen delfin erfahren,
    und auch über die rote liste der delfine…

    mfg
    UNBEKANNT

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