Auch in Kalifornien: Große Tümmler attackieren Schweinswale

von | cetacea.de | Wittmund | 21. November 2009

Die Walforscher auf der ECS Tagung waren erstaunt, als der Pathologe Harry Ross 1993 vor Ihnen den Krimi um tot in Schottland angespülte Schweinswale vortrug. Nun gibt es neue Beweise aus Kalifornien. Wissenschaftler haben gefilmt wie Große Tümmler einen Schweinswal  angriffen und töteten.

Große Tümmler bei Galveston, Texas, © J. Herrmann

Harry Ross hatte sich lange mit den untypischen Wunden der Schweinswale auf seinem Seziertisch beschäftigt, bis er zur Erkenntnis gelangte, dass die Wunden nur von einem Täter stammen konnten: Von den Großen Tümmlern, die die schottischen Gewässer mit den Schweinswalen teilten. Seitdem hat das Image des freundlichen Flipper-Delphins einen Knacks bekommen.

Ähnlich mysteriös scheint es den kalifornischen Wissenschaftlern ergangen zu sein, die über fünf Jahre lang die wachsende Zahl tot angeschwemmter Schweinswale notierten und keine Begründung griffbereit hatten.

Im September haben Mitarbeiter der Organisation Okeanis Filmaufnahmen gemacht, die Große Tümmler bei der Attacke auf einen Schweinswal zeigen. Schon vorher saßen die Großen Tümmler auf der Anklagebank, aber den Forschern fehlten die eindeutigen Beweise. Bei den tot angeschwemmten Schweinswalen wurden innere Blutungen und Zahnspuren auf der Haut gefunden.

Die Okeanis Präsidentin Daniela Maldini berichtet in der Zeitung Monterey Herald, dass dieses Verhalten nach zwanzig Jahren Feldforschung an den 600 Großen Tümmlern der Region neu für sie ist. Die Ursache dieses Verhaltens ist für sie ein Rätsel. Die gefilmten Großen Tümmler waren Männchen. Maldini bezweifelt aber, dass die Theorie eines umgeleiteten Infantizids hier gültig sein könnte. Denn die Größe von Schweinswalen entspricht zwar der von neugeborenen Großen Tümmlern, aber es wurden nie tote Jungtiere der Delfine am Strand gefunden. 2005 hat der britische Forscher Rod Penrose den Wettstreit um die Nahrung als Grund für die Attacken der Großen Tümmler vor der walisischen Küste vermutet.

Michelle Berman vom Santa Barbara Museum of Natural History kennt die besonderen Todesfälle seit 2004. Zuvor waren angeschwemmte Schweinswale meist Beifang-Opfer in der Fischerei. Im kommenden Frühjahr erscheinen zwei wissenschaftliche Arbeiten zu den Vorfällen, die mögliche Gründe für den Schweinswal-Mord diskutieren.

Quelle: Monterey Herald vom 6.11.2009

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