Norwegens Walfang in tiefer Krise

von Wolfgang Weitlaner | pte | Oslo/London | 18. Juli 2006

Norwegen Walfang-Industrie steckt in einer tiefen Krise. Offensichtlich ist das große Interesse am Kauf des Fleisches nicht so groß wie sich das die Industrie wünscht. In der kommenden Walfang-Saison wird Norwegen statt der 1.052 Minke-Wale nur knapp 500 fangen, berichtet die Umweltgruppe Whale and Dolphin Conservation Society WDCS . Als Grund gibt die Walfang-Industrie schlechtes Wetter an, das die Schiffe am Auslaufen hinderte. Die WDCS sieht hingegen ganz andere Gründe: Die Lagerhallen sind voll und das Produkt lässt sich kaum absetzen. 

Bis jetzt wurden in dieser Saison 444 Minke-Wale erlegt. Bis August werden noch einige Tiere hinzukommen, so dass die Zahl bei rund 500 Tieren bleiben wird. Im Vorjahr wurde die Quote von 797 Tieren eingehalten und eine höhere Quote eingefordert. Norwegen hat einige Kopfschmerzen, was dieses Thema im Sommer 2006 anlangt, so Sue Fisher vom WDCS. Norwegen hatte gegen das globale Moratorium zum Stopp des Walfangs vor 20 Jahren ein Veto eingelegt und die Jagd auf die Meeressäuger im Nordwesten des Landes und auf den Lofoten weiter fortgeführt. 

Der Grund für die schwache Saison liegt im schlechten Wetter im Juni dieses Jahres – es war regnerisch, kalt und windig und es gab deutlich weniger Sonnenscheinstunden als in den Jahren zuvor, so Rune Frovik, Sekretär der High North Alliance, die Fischer, Wal- und Robbenfänger in nördlichen Staaten repräsentiert. Zudem sei die Zahl der Nahrungsfische für die Wale deutlich geringer gewesen. Dazu kommt noch, dass im Juli und August sehr viele Beteiligte Urlaub machen, so Frovik. Ein weiteres Argument, warum der Walfang so schlecht gelaufen sei, liege darin, dass das Fleisch nur bis Mai wirklich gute Qualität habe. Wenn die Wale zu viel Heringe zu sich nehmen, wird das Fleisch zu fett, so Hermod Larson, Regionaldirektor der Norwegian Raw Fish Organisation. 

Die Aussagen der Norweger sind für die Walschützer widersprüchlich. Der dramatische Anstieg der Quote hat den Walfängern geschadet, denn die Lagerhallen sind voll mit Fleisch, das offensichtlich keiner will, so Fisher. Die Walfänger weigern sich außerdem noch weiter hinaus zu fahren, um Wale zu fangen. Walfleisch von Tieren, die näher an der Küste gefangen werden, ist offensichtlich zu stark kontaminiert. Die Nachfrage nach dem Walfleisch ist gefallen. Nun wird es vielerorts als Hunde- und Katzenfutter verarbeitet. Die norwegische Regierung will offensichtlich an einer Walfangpolitik mit allen Mitteln festhalten, denn so genannte Whaling Mobiles sind im ganzen Land unterwegs, um den Norwegern zu zeigen, wie man Walfleisch richtig kochen kann. 

Die Umweltschützer äußerten sich allerdings befremdlich darüber, wie sehr die norwegische Regierung an ihrer Walfang-Tradition festhält. Erst in der Vorwoche hatten Walfänger vor den Augen von Whalewatchers einen Wal getötet, berichtete Fisher.

Dies ist eine Presseaussendung von pressetext.de / Wolfgang Weitlaner

Bei Cetacea.de finden Sie folgenden Bericht zum Walfang 2006: