Pfeifende Muttersöhnchen und rufende Tanten

von | | | 3. Dezember 2002

Akustische Kommunikation bei Schwertwalen vor Vancouver Island, Kanada

Dr. Frank Thomsen
Arbeitsbereich Ethologie
Zoologisches Institut und Zoologisches Museum der Universität Hamburg

Vortrag am 3. Dezember 2002 im Hörsaal des Physiologischen Instituts

Zusammenfassung

Schwertwale. Bild: Frank Thomsen

Jeden Sommer wandern Schwertwale (Orcinus orca) in die Johnstone Strait, eine Meerenge zwischen Vancouver Island und dem Festland von Britisch Kolumbien, um dort nach Lachs zu jagen und miteinander zu interagieren. Durch natürliche Markierungen an der Rückenflosse können die Individuen unterschieden werden, was detaillierte Untersuchungen über Gruppenleben und Einzelheiten des Sozialverhaltens möglich macht. Die Schwertwale leben in sehr engen Familienrudeln, die von Weibchen angeführt werden. Dabei bleiben die Bindungen zwischen den Individuen lebenslang erhalten. Innerhalb der Familie verständigen sich die Tiere mittels einer ganzen Reihe von Lautäußerungen, von tiefen Grunzlauten, über laute Kontaktrufe bis zu sehr hohen Pfeiftönen.
Die Forschungen aus unserer Arbeitsgruppe und von Kollegen haben gezeigt, dass das Kommunikationssystem der Schwertwale mindestens genauso hoch entwickelt ist, wie das von sozialen Landsäugern, wie Primaten oder Hundeartigen. Sie haben haben zu einem besseren Verständnis und zu einem vermehrten Schutz der Schwertwale der Johnstone Strait beigetragen. Dennoch gibt es, durch intensive Fischerei, zunehmende Umweltverschmutzung und durch den mittlerweile im großen Umfang betriebenen Waltourismus, zahlreiche Probleme im Zusammenleben zwischen Schwertwal und Mensch in der Region. Gleichzeitig werden aber auch Schutzmaßnahmen diskutiert, die gewährleisten sollen, daß die Johnstone Strait auch in Zukunft ein lebenswertes Habitat für Schwertwale darstellt.

 

Empfohlene Literatur

Populärwissenschaftlich:

SÜLBERG, H. (1989):
Freispruch für einen Killer.
Geo Magazin (6), S. 80-98

SÜLBERG, H. (1993):
Die Wale; Aus der geheimnisvollen Welt der Giganten.
GEO im Verlag Gruner + Jahr AG & Co., Hamburg.

RÖßIGER, M. (2002):
Orca. Der Primus unter den Walen.
Geo Magazin (3), S. 56-78

 

Fachartikel:

FORD, J. K. B. (1989):
Acoustic behaviour of resident killer whales (Orcinus orca) off Vancouver Island, British Columbia.
Canadian Journal of Zoology 67, S. 727-745

FORD, J. K. B., G. M. ELLIS und K. C. BALCOMB III (1994):
Killer Whales, the natural history and genealogy of Orcinus orca in British Columbia and Washington State.
UBC Press, Vancouver.

ROSS, P. S., G. M. ELLIS, M. G. IKONOMOU, L. G. BARRETTLENNARD und R. F. ADDISON (2000):
High PCB concentrations in free-ranging Pacific killer whales, Orcinus orca: Effects of age, sex and dietary preference.
Marine Pollution Bulletin 40, S. 504-515

THOMSEN, F., D. FRANCK und J. K. B. FORD (2002):
On the communicative significance of whistles in wild killer whales (Orcinus orca).
Die Naturwissenschaften 89, S. 404-407

Empfohlene Internetadressen

www.vanaqua.org (Vancouver Aquarium)
www.orca-live.net (Orcas Live)
www.orcanetwork.org (Literatur und News)