Schwertwale – Wanderung zwischen Island und Genua nachgewiesen

von Marie-Thérèse Mrusczok | Orca Guardians | Grundarfjördur, Westisland | 22. Dezember 2019

Eine kleine Gruppe von Schwertwalen hält sich Anfang Dezember tagelang im Hafen von Genua auf. Weil ein Weibchen ein totes Kalb trägt, gehen die Bilder dieser Wale um die Welt. Die auf Island arbeitende Forscherin Marie-Thérèse Mrusczok identifiziert die Schwertwale anhand von Fotos und entdeckt alte Bekannte aus isländischen Gewässern. Damit ist eine der längsten Migrationen von Schwertwalen nachgewiesen.

Anfang Dezember zog die Meldung von vier Schwertwalen durch die Medien, die sich längere Zeit im Hafen der norditalienischen Stadt Genua aufhielten. Ein weiblicher Schwertwal wurde immer wieder dabei beobachtet, ein totes Kalb an der Wasseroberfläche zu halten. Schwertwale sind im Mittelmeer ein seltener Anblick. In der Straße von Gibraltar halten sie sich regelmäßig auf, vor der italienischen Küste gab es nur einzelne Sichtungen. In ligurischen Gewässern gab es 1985 die letzte Sichtung (News1).

Die Leipziger Gründerin der isländischen Orcaschutz-Organisation „Orca Guardians Iceland“, Marie-Thérèse Mrusczok, hat die Schwertwale, die sich seit mehreren Wochen vor der Küste Italiens nahe Genua befinden, identifiziert. 

Mit 5.200 km eine der längsten Migrationsrouten, die jemals in der Welt für Schwertwale verzeichnet wurden, ist dies auch gleichzeitig die erste Identifizierung isländischer Orcas in Italien in der Geschichte der Orcaforschung.

Die Individuen, identifiziert als SN113 „Riptide“, SN114, SN115 „Dropi“ und SN116 „Aquamarin“, sind dieselben Orcas, die vor der westisländischen Küste von 2014 bis 2017 jeden Sommer zugegen waren.

Identifikation dank Photo-ID

Der Schwertwalbulle „Riptide“ SN113 im Photo-ID Vergleich vor Island und vor Genua.

Bei der Identifikation werden Fotos der Finne und des „Sattels“ (des grauen Fleckens hinter der Finne), einzigartig für jeden Orca, verglichen. Frau Mrusczok, die schon seit 6 Jahren in Island in der Orcaforschung arbeitet, verglich die in Genua entstandenen Fotos von Walbeobachtern und -forschern mit ihrem westisländischen Katalog von über 300 Orca-Finnen. Dabei fand sie heraus, dass die 4 Orcas vor der italienischen Küste schon häufig entlang der westisländischen Snaefellsnes-Halbinsel gesichtet wurden, wo sie Hering fraßen. Welche Nahrung die Orcas im Mittelmeer zu sich nehmen, ist zur Zeit noch nicht bekannt. 

Zuvor wurde bereits herausgefunden, dass auch 22 Individuen von Westisland bis nach Schottland migrieren, aber die Entdeckung zwischen Island und Italien ist nun eine unerwartete Weltsensation.

Orca Guardians arbeiten nichtinvasiv

SN 113 und SN 115 in isländischen Gewässern. Bild: Marie Mrusczok

Die Entdeckung wurde mittels nichtinvasiver Forschung gemacht, wobei beispielsweise der Einsatz von schmerzhaften Radiosendern, die in die Finne geschossen werden, um die Route der Tiere nachzuvollziehen, abgelehnt wird.

„Orca Guardians Iceland“ beschäftigt sich neben dem Schutz der Tiere seit 2014 auch mit der Langzeitidentifikation und nichtinvasiven Datenaufnahme zu den Orcas. Dies ist dank der Zusammenarbeit mit der Walbeobachtungsfirma Láki Tours das ganze Jahr über möglich.

Dies ist eine Information der Orca Guardians Island.

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