Tagung 2014 der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Portoroz (Slowenien), 15. – 18. September 2014: Zusammenfassung und Ergebnisse

von JOHANNES ALBERS | cetacea.de | Essen | 18. September 2014

IWC LogoDie früheren Jahrestagungen der IWC sind auf einen zweijährigen Turnus umgestellt worden. Deshalb folgt die Tagung 2014 als 65. ordentliche IWC-Konferenz auf die 64. Jahrestagung von 2012. Bereits am 12. bis 24. Mai 2014 traf sich das Wissenschaftliche Komitee der IWC im slowenischen Bled.

EU contra Island
Am ersten Tag der Plenarsitzungen in Slowenien überreichte die EU in Island eine Demarche gegen den isländischen Walfang und Export von Walprodukten. Unterzeichnet haben alle EU-Staaten, die EU-Kommission, die USA, Mexiko, Brasilien, Australien, Neuseeland und Israel. Island untergräbt das IWC-Moratorium für kommerziellen Walfang und das internationale Handelsverbot für Walprodukte durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen.

In der IWC-Tagung selbst sprach Deutschland die Isländer auf Tötungsmethoden an. Island betonte, einen Bericht darüber nicht der IWC vorlegen zu wollen, sondern der NAMMCO (Nordatlantische Meeressäuger-Kommission; ein walfangfreundliches nordisches Gremium).

Grönlands Jagd auf Großwale
Der sogenannte Eingeborenen-Subsistenzwalfang ist nicht vom Walfangmoratorium der IWC betroffen; die IWC vergibt hier Fangquoten für Großwale. Walschützer kritisieren, dass Grönlands Quoten allmählich immer höher geschraubt werden, während die Verwertung der Wale zunehmend kommerzieller wird, z.B. durch Angebote für Touristen. 2013 begann Jagd auf Zwerg-, Finn- und Buckelwale ohne IWC-Quoten, weil die IWC sich 2012 nicht auf die geforderten erhöhten Quoten verständigen konnte und deshalb keine Quoten zugeteilt hatte. Wie die IWC diese eigenmächtige Jagd bewertet, will sie nach der Konferenz weiter klären.

Nun beantragte Dänemark für Grönland und den Zeitraum 2015 bis 2018 folgende Quoten:
Jährlich in Westgrönland 164 Zwergwale und in Ostgrönland 12 Zwergwale, sowie jährlich in Westgrönland 19 Finnwale, 10 Buckelwale und 2 Grönlandwale. Dabei ist aber zu beachten, dass Grönland auch viele Kleinwale fängt, deren Jagd nicht der IWC-Quotierung unterliegt.

Der Antrag Dänemarks wurde angenommen: Er bekam 46 Ja- und 11 Nein-Stimmen bei 3 Enthaltungen. Flankiert wurde er von einer Resolution der EU zum Eingeborenen-Walfang, in der die Bedenken gegen die Auswüchse in Grönland heruntergespielt wurden. Die Resolution wurde mit 40 Ja- und 5 Nein-Stimmen bei 15 Enthaltungen angenommen. Die meisten Pro-Walfang-Länder stimmten dafür, die Walschutz-orientierten Lateinamerikaner dagegen oder mit Enthaltung. So hinterlässt die EU 2014 bei der IWC ein insgesamt zwiespältiges Bild.

Wissenschaftlicher Walfang
WalfangJagd zu Forschungszwecken ist nicht vom Walfangmoratorium abgedeckt und dient Japan seit über 25 Jahren als Schlupfloch, um unter dem Vorwand der Wissenschaft weiter Wale zu jagen. Aber am 31. März 2014 hat der Internationale Gerichtshof (IGH) entschieden, dass Japans Programm in der Antarktis einen Missbrauch der Sonderregeln für Wissenschaftlichen Walfang darstellt. Japan erklärt nun, in der Antarktis-Saison 2014/15 nur Walsichtungsfahrten ohne Tötungen zu unternehmen. Nach 110 Jahren Waljagd im Raum der Antarktis gibt es dort nun erstmals eine walfangfreie Saison. Derweil begann Japan auf der IWC-Tagung, ein neues Antarktis-Programm vorzustellen, um ab 2015/16 die antarktische Jagd wieder aufzunehmen. Neuseeland brachte eine Resolution durch, dass kein neuer Wissenschaftlicher Fang erlaubt wird, bis die IWC das Programm im Lichte des IGH-Urteils geprüft hat: 35 Ja- und 20 Nein-Stimmen bei 5 Enthaltungen. Der Karibikstaat St. Vincent und die Grenadinen war abwesend.

Japans Küstenwalfang
Wie in früheren Jahren, erstrebte Japan vergeblich eine IWC-Quote für Zwergwale, die von vier Küstenorten mit Walfangtradition aus gejagt werden sollten: Abashiri, Ayukawa, Wada und Taiji. Der Antrag bekam nur 19 Ja-Stimmen, aber 39 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Taiji ist auch für seine Delfin-Treibjagd berüchtigt. Zudem ist die Gruppe der vier Küstenorte am Wissenschaftlichen Fang im Nordpazifik beteiligt, der auf Zwerg- und andere Wale zielt. Darüber hinaus werden weitere Kleinwale gefangen, die nicht unter die IWC-Quoten fallen.

Südatlantisches Walschutzgebiet
Wie in früheren Jahren, erreichte der Antrag nicht die Dreiviertelmehrheit, die für eine solche Entscheidung notwendig ist: Zwar gab es 40 Ja-Stimmen, aber auch 18 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Erarbeitet hatten den Antrag Argentinien, Brasilien, Uruguay und Südafrika.

Bedrohte Kleinwale
Vaquitas leben nur noch mit ca. 100 Tieren im mexikanischen Golf von Kalifornien. Sie geraten unbeabsichtigt in Fischernetze (Kiemennetze). Mexiko will die Größe der Netze beschränken, aber Andere fordern, dass Kiemennetze aus dem engen Lebensraum der Vaquitas ganz entfernt werden. Auch andere küsten- und ufernah lebende Kleinwale verschiedener Kontinente sind stark gefährdet. Mehrere europäische Länder geben wieder Geld in den Kleinwal-Topf, der bei der IWC auf freiwilliger Basis eingerichtet worden ist.

Brasilien verbietet kommerzielle Welsfischerei im Amazonasgebiet, die bisher Fleisch von Flussdelfinen als Köder benutzte. Letzteres wird auch für Eigenbedarfsfischerei verboten. Deutschland fordert Datenlieferungen an die IWC über alle Kleinwal-Jagden aller Länder.

IWC und andere Gremien
Große und kleine Walarten sind heute Umweltgefahren ausgesetzt, die nicht allein von der IWC zu bewältigen sind. Deshalb legte Monaco eine Resolution vor, die auf eine stärkere Kooperation der IWC mit anderen Gremien etwa der UNO zum besseren Schutz großer und kleiner Wale abzielt. Die Resolution bekam 37 Ja- und 15 Nein-Stimmen bei 7 Enthaltungen.

Nahrungssicherheit
Ein gemeinsamer Resolutionsentwurf der westafrikanischen Länder Ghana, Elfenbeinküste, Mali, Guinea und Benin sah in Walfleisch einen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers in der Welt. Der Entwurf wurde vor und während der Tagung mehrfach überarbeitet und am Ende von den fünf Ländern wieder zurückgezogen, ohne zur Abstimmung im Plenum zu gelangen.

Tierschutz-Aspekte
Großbritannien trat dafür ein, dass bei der IWC das Leiden von Walen nicht nur im Kontext der Jagd betrachtet wird, sondern auch z.B. bei unbeabsichtigtem Beifang in Fischernetzen. Japan und Norwegen widersprachen. Die Diskussion wurde im Plenum abgebrochen und hinter verschlossenen Türen weitergeführt, ohne Presse und Nichtregierungsorganisationen. Chiles Resolutionsentwurf für mehr Transparenz und Beteiligung der Zivilgesellschaft in der IWC wurde per Konsens verabschiedet. (Mögen den Worten auch Taten in der IWC folgen!)

Fazit
Walschützer und Walfänger können beide auf Erfolge verweisen: Die Walfänger punkteten im Eingeborenen-Walfang, die Walschützer beim Kampf gegen Wissenschaftlichen Fang.

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