Vom Jahr des Delphins zum Jahr der Gorillas

von | cetacea.de | Wittmund | 17. Januar 2009

Mit Ende des Jahres 2008 hat auch die UN Kampagne „Jahr des Delphins“ ein Ende gefunden. Eigentlich war nur das Jahr 2007 für die Delphine vorgesehen. Dann wurde für 2008 das Jahr des Delphins verlängert. Nun übernimmt mit den Gorillas eine ebenso bedrohte Tiergruppe den Fokus der UN Aktion. Regenwaldzerstörung, Bürgerkrieg oder Erzabbau gefährden die sanften Riesen.

Es war kein guter Start für das UN Jahr des Delfins als nach einer aufwändigen Sichtungsfahrt auf dem Yangtze der Chinesische Flußdelphin Baiji als funktionell ausgestorben erklärt werden musste (Cetacea.de berichtete). Auch die organisatorische Verkleinerung des ASCOBANS Abkommens fiel in die Laufzeit des Themenjahres. Daran trugen die Organisatoren des Delphinjahres zwar keine Schuld, aber solche Ereignisse passten trotzdem nicht in das Vorhaben mit positiver Ausstrahlung den Delphinschutz signifikant voranzutreiben. Die Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) nannte nach Ablauf des ersten Jahres noch viele weitere Kritikpunkte am Jahr des Delphins. Da die GRD selbst nicht offiziell in das Jahr des Delphins eingebunden war, hatte die Organisation einen eigenen Internetauftritt für das Jahr des Delfins gestaltet und dort Bedrohungen gelistet und mit Vorschlägen zum Handeln aufgefordert.

Die Organisatoren des YoD hatten aber auch viele positive Nachrichten über die Erfolge des ersten Jahres zu berichten. Es wurden deutliche Fortschritte zum Delphinschutz in der pazifischen Inselwelt erreicht. Weltweite Bildungsprojekte erreichten Tausende von Kindern. Diese und weitere Aktivitäten können Sie im PDF Blatt „Ausgewählte YoD-Aktivitäten im Jahr 2007“ nachlesen Das Jahr des Delphins wurde im Jahr 2008 verlängert. Für die YoD Top-Projekte wurde Geld gesammelt:

Eine Zusammenfassung der Projekte und Erfolge des Jahres 2008 steht noch aus. Eine Übersicht der Nachrichten aus dem Jahr bietet die YoD website aber an.

Die Whale and Dolphin Conservation Society WDCS mit den vielen weltweiten Wal- und Delphinschutzprojekten war Gründungspartner des Jahrs des Delphins. Eigentlich hatte Nicolas Entrup, Geschäftsführer der WDCS Deutschland in seinem Blog noch einen Bericht über den Rückblick auf das JAHR DES DELFINS angekündigt, war dann aber wohl so von den Ergebnissen des letzten Tags der 9. Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention so geschockt, dass das untergegangen ist. Ursache des Schocks war die Verkündung, dass In den kommenden drei Jahren 170.000,- € für konkrete Schutzprojekte zur Verfügung gestellt werden. Diese Summe wird von den 110 Vertragsstaaten aufgebracht und stellt den „offiziell verfügbare(n) Betrag für konkrete Schutzprojekte für alle von dem Abkommen betroffenen wanderenden Tierarten“ dar. Nach Entrups Berechnung entspricht das etwa 500 US $ pro Jahr und Staat.

Bergorillamutter mit Kind. Photo: Sarel Kromer
Bergorillamutter mit Kind. Photo: Sarel Kromer

2009 – Das Jahr der Gorillas

Nach dem zweijährigen Jahr des Delfins wurde der Staffelstab um den Lauf zur Erhaltung bedrohter Tierarten an die Initiativen zum Schutz der Gorillas weitergegeben. 2009 ist das Jahr der Gorillas YoG.

Es gibt zwei bekannte Arten von Gorillas, die in Aquatorialafrika leben. Im Westen leben die Unterarten Westlicher Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) und Cross-River-Gorilla (Gorilla gorilla diehli). Im Osten der Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) und der Berggorilla (Gorilla beringei beringei).

Die Gorillas sind durch Habitatvernichtung und Verdrängung, durch die Jagd (Bushmeat) aber auch als Druckmittel im politischen Kampf gefährdet.

Während der Westliche Flachlandgorilla mit einem Bestand von etwa 90.000 Tieren und einem dünn besiedelten Lebensraum zur Zeit keiner starken Bedrohung ausgesetzt ist, steht es um die anderen drei Unterarten sehr schlecht. Im Jahr 2000 wurde der Bestand der Östlichen Flachlandgorillas auf 8.000 bis 17.000 Tiere geschätzt. Seitdem wurde der Bestand massiv reduziert. Die Östlichen Flachlandgorillas leben im Haupt-Abbaugebiet für das Erz Coltan. Der Bestand der Cross-River-Gorillas wird auf nur noch 250 bis 300 Tiere geschätzt, Berggorillas gibt es noch etwa 700 Tiere.

Bluthandys

Die Unruhen in der Kongo-Region sind neben ethnischen Auseinandersetzungen auch bedingt durch den Ressourcenreichtum dieser Region. So verbraucht die Elektronikindustrie bestimmte Metalle, die aus den Lebensräumen der Gorillas stammen. Wichtigstes Element ist das Erz Coltan, aus dem das Metall Tantal gewonnen wird. Dieses ist wichtiger Bestandteil von Mobiltelephonen, Computern und Videospielgeräten. Im Kongo wird der Coltan Abbau von Rebellen kontrolliert. Viele Männer aus der verarmten Dorfbevölkerung haben den Ackerbau aufgegeben und schürfen stattdessen nach Coltan. Dabei ernähren sie sich oft vom Bushmeat, unter anderem von Gorillas.

Ausserdem stellt der Holzschlag für die Herstellung von Holzkohle eine bedeutende Gefahr für das Habitat der Berggorillas dar. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF), die im Kongo engagiert für die Berggorillas eintritt, versucht die Rebellen darüber aufzuklären. welchen enormen Wert die Gorillas für die Gegend haben. Nach den Berechnungen der ZGF „verdient“ ein Berggorilla aus einer habituierten, an Kurzbesuche gewöhnten Familie im Laufe seines Lebens bis zu vier Millionen Dollar als Zielobjekt eines sanften Tourismus.

Die Anpflanzung von Palmölplantagen zerstört wichtige Regenwaldhabitate. Palmöl wird für unsere Nahrungsmittel, Waschmittel und Biodiesel verwendet.

Was können wir tun?

Reduzieren Sie den Verbrauch von Handies, geben Sie Ihr ausgedientes Handy zum Recycling (DUH, B&RD). Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat ein Programm gestartet, das einen Herkunftsnachweis für Coltan ermöglichen soll. Damit haben die Elektronikhersteller eine Wahl bei der Beschaffung Ihres Coltans. Schreiben Sie Ihrem Telephonhersteller und teilen Sie Ihre Sorgen mit.

Achten Sie darauf, dass Ihre Produkte kein Palmöl enthalten. Schreiben Sie den Herstellern Ihrer Produkte und stellen Sie Ihre Sorgen und Befürchtungen dar.

Unterstützen Sie die Organisationen, die sich im Gorillaschutz engagieren und dabei die lokale Bevölkerung einbinden:

Quellen und empfohlene Links

Von Affen und Menschen – Zum Jahr des Gorillas 2009
Forum WDR 3 vom 11.01.09
Es diskutierten: Prof. Dr. Manfred Niekisch („Internationaler Naturschutz“) und Dr. Christof Schenck (Geschäftsführer Zoologische Gesellschaft Frankfurt). Moderation: Gabriele Gillen
Als iTunes Podcast (51:51 Minuten)

Krieg im Kongo – Schützt die Menschen und die Affen!
Die Zeit, 28.11.2008

Flucht aus Ostkongo – „Situation für die Berggorillas ist katastrophal“
Frankfurter Rundschau, 01.12.2008

Convention on Migratory Species
www.cms.int

Herzlichen Dank an Sarel Kromer für die Verwendung des Bildes Berggorillamutter mit Kind.