Wale können sich nicht wehren

von | | | 11. Januar 2006

Die Situation bedrohter Walarten und die Arbeit der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere

Petra Deimer
Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V., Quickborn

Vortrag am 11. Januar 2006 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover in der „Alten Apotheke“

Statt einer Zusammenfassung des Vortrages hat uns Petra Deimer gestattet einen an anderer Stelle veröffentlichten Text abzudrucken, der viele Bereiche ihre Vortrages abdeckt.
Warnsignale aus den PolarregionenDieser Text stammt aus dem Buch Warnsignale aus den Polarregionen, Herausgegeben von José L. Lozán, Hartmut Graßl, Hans-W. Hubberten, Peter Hupfer, Ludwig Karbe u. Dieter Piepenburg im Verlag Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg 2006, ISBN-13: 978-3980966818. 352 S. mit 207 Abbildungen, 21 Tabellen und 15 Tafeln.

Warnsignale Walfang

Die Jagd auf den Grönlandwal (Balaena mysticetus) dauert nun schon über tausend Jahre. Seit mehr als hundert Jahren ist der »Bowhead«, der Wal mit dem stark gebogenen Kiefer, vom Aussterben bedroht. In grönländischen Gewässern sieht man ihn gar nicht mehr, obwohl der bis 19 m lange und klobige Meeressäuger danach seinen Namen trägt. Der Bestand in Grönland- und Barents See ist verschwindend klein oder sogar ausgerottet. Besorgniserregend klein sind auch die Bestände der Okhotskischen See sowie in der Hudson Bay und im Foxe Basin (Kanada). Dennoch glauben die kanadischen Inuit der Baffin-Inseln am nördlichen Polarkreis des Atlantiks an ein gutes Omen, wenn sie »Adlaalook« auf seiner Herbstwanderung vor ihrer Küste sehen. Adlaalook ist der Anführer der »Bowhead-Nation«, wie sie sagen. Sie hoffen, dass sie eines Tages wieder mehr Wale mit dem »Bogenkopf« jagen können. Doch die Sterne stehen nicht gut für Adlaalooks kleines Völkchen von vielleicht wenigen Hundert, dem Bestand der Baffin Bay und Davis Strait. Und so muss Kanada Kritik der »Internationalen Walfang Kommission« (IWC) einstecken, wenn die Inuit einen oder zwei Wale im Jahr töten. Doch das berührt die kanadische Regierung offenbar wenig. Man hat der IWC schon lange den Rücken gekehrt.

Grönlandwale lebten einst zirkumpolar in ihrem arktischen Lebensraum, und alle fünf heute bekannten Bestände gelten als geschützt – aber Ausnahmen werden zugelassen. Die Walfänger von Alaska (USA) und Chukotka (Russland) dürfen mit dem Segen der IWC unter der Bezeichnung »aboriginal whaling« auch heute im Nordpazifik Grönlandwale jagen. Die Voraussetzung ist ein glaubwürdiges Monitoring und dass weder Fang noch Nutzung kommerziellen Charakter haben. Der »kommerzielle Walfang« ist seit 1986 durch das »Moratorium« verboten. Für die Fangzeit 2003–2007 hat die IWC eine Quote von insgesamt 280 Grönlandwalen freigegeben, wobei in keinem Jahr mehr als 67 Tiere harpuniert werden dürfen. Immerhin kommt die letzte Hochrechnung von 1993 des Wissenschaftsausschusses der IWC auf etwa 8.000 Tiere für den Bestand der Bering-Chukchi-Beaufort See. Seit 1978 soll diese Population um 3,2% zugenommen haben. Ihr ursprünglicher Bestand wurde auf 36.000 Wale hochgerechnet.

Alle Kapitel:

  1. Warnsignale Walfang
  2. Wale im Eismeer
  3. Früher Walfang
  4. Moderner Walfang
  5. Bemühungen
  6. Neue Gefährdungen