Walfleisch: Trotz Verbot reger Handel

von | pte | London | 3. Juni 2008

Nachfrage nach Walfleisch in Island und Norwegen gering

Isländische und norwegische Unternehmen haben begonnen, 60 Tonnen Walfleisch von der Fangsaison 2006 nach Japan zu exportieren, berichtet BBC-Online. Für Umweltorganisationen ist dies ein Schritt in die falsche Richtung, denn damit werde der Grabenbruch zwischen Walfangnationen und Gegnern nur noch größer. Das Argument Norwegens und Islands, wonach Walfang deshalb nötig sei, weil im eigenen Land die Nachfrage nach dem Produkt so groß sei, werde damit zerstreut, meint Sue Lieberman, Walfang-Expertin beim WWF.

Als besonders problematisch stufen die Umweltschützer auch das Vorgehen im Bezug auf den Handel mit Finnwalen ein. Dieser Meeressäuger steht auf der roten Liste der IUCN. Das bedeute, dass ein Handel mit Tieren, die dort gelistet sind, nach der Convention on International Trade in Endangered Species (CITES) verboten ist. Island argumentiert hingegen damit, dass die Finnwal-Populationen im Nordatlantik groß genug wären und eine Jagd auf eine beschränkte Zahl an Tieren – 2006 waren es insgesamt sieben – nachhaltig sei. Der Walfleisch-Export nach Japan ist übrigens der erste seit fast 20 Jahren. Der kommerzielle Walfang ist seit 1986 verboten, doch die beiden nordeuropäischen Staaten haben sich nicht an die Abmachungen der International Whaling Commission IWC gehalten und ihre eigenen Regeln geschaffen.

Auch hinsichtlich des Handelsverbots haben sich die drei Staaten Norwegen, Island und Japan auf eigene Regeln geeinigt, die allen dreien Vorteile bringen, wie Kristjan Loftsson, CEO der isländische Hvalvur Gesellschaft, die die Finnwale jagt, erklärt. Auch für den isländischen Fischereiminister sind die Tatsachen kein Problem. Seit 2006 sei es klar gewesen, dass jene, die in die Waljagd einsteigen, die Produkte auch exportieren“, so Stefan Asmundsson vom isländischen Fischereiministerium. Ähnliche Nachrichten gebe es auch aus Norwegen. Von dort sollen insgesamt 5,3 Tonnen Minkewalfleisch als Luftfracht bereits nach Japan geliefert worden sein.

Lieberman gibt an, dass der Handel mit dem Walfleisch nicht gegen internationale Bestimmungen verstoße. Lediglich das Argument, dass der Walfang in Island und Norwegen aufgrund der großen Nachfrage stattfinde, sei lächerlich. Umfragen zufolge lehnen die meisten Isländer den Genuss von Walfleisch ab (pte berichtete bei Cetacea.de). Beim Stimmenkauf der International Whaling Commission gegen das Walfangmoratorium hat Japan armen Inselstaaten großzügige finanzielle Unterstützungen angeboten. „Hier wussten die meisten Menschen überhaupt nicht, dass die Regierung gegen das Ende des Moratoriums gestimmt hat“, meint die Umweltschützerin Jeane Finucane von der Antilleninsel Dominica im pressetext-Gespräch. Auf der karibischen Insel sei Whalewatching ein gutes Geschäft und keiner würde auf die Idee kommen, den hier lebenden Pott- und Buckelwalen nachzustellen. Die Umweltaktivistin, die ein Gästehaus betreibt, ärgert sich über solche Entscheidungen der Politiker, die über die Köpfe der Beteiligten hinweg getroffen werden.

Dies ist eine Presseaussendung von pressetext.de / Wolfgang Weitlaner.