Walheimat Kiel

von | cetacea.de | Wittmund | 8. Februar 2010

Nach mehreren Monaten Umbau eröffnet das Zoologische Museum der Universität Kiel mit fulminanter Wal-Ausstellung „Wale in Schleswig-Holstein“.

Schwertwal im Zoologischen Museum der Universität Kiel, © CAU

Einmal mehr erweist es sich, dass Wal-Ausstellungen eine ordentliche Herausforderung nicht nur an Biologen und Präparatoren, sondern auch an Architekten und Handwerker sind. Um aktuellen Feuerschutzauflagen gerecht zu werden musste das Zoologische Museum der Universität Kiel modernisiert werden. Es spricht für die Museumsleitung, dass diese Baumaßnahmen ausgenutzt worden sind, um eine aktuelle und imposante Walausstellung zu realisieren.

Das Ausstellungsgebäude ist ein von den Berliner Architekten Martin Gropius und Heino Schmieden konzipierter, im Jahr 1881 eröffneter Bau. Für die Walausstellung wurde das Herz des Zoologischen Museums, die „Walhalle“ im ersten Stock, völlig umgestaltet. Seit Eröffnung des Hauses stand dort das Skelett eines jungen Blauwals. Nun sind dort viele weitere Walskelette aus Schleswig-Holsteins Funden und Strandungen zu finden.

Akustische Orientierung beim Waltransport

Besonders stolz ist die Museumsmannschaft auf das neue 13,5 Meter lange Pottwalskelett, das aus dem Außenmagazin des Museums ins Hauptgebäude gezogen ist. Am 16. November letzten Jahres wurde der 600 Kilogramm schwere Schädel des 1980 in der Meldorfer Bucht gestrandeten Tieres ins Gebäude gehievt. Durch eine Dachöffnung bugsierte ein Kranführer nur nach Sprechfunkanweisungen im Blindflug den Schädel. Eine Millimeterarbeit, die der Pottwalschädel ohne Kratzer überstanden hat.

Nun hängt das 1,5 Tonnen schwere Skelett so über dem Blauwal als ob es gerade durch’s Fenster hereinschwebt. Die Präparatoren des Zoologischen Instituts – Joachim Oesert und Heiner Luttmann – haben hier ganze Arbeit geleistet.

Die Wale in der Ausstellung

Das 13 Meter lange Blauwalskelett stammt von einem am 26. Juni 1881 vor Sylt gestrandeten weiblichen Jungtier. Das etwa 15 Meter lange Tier war lebendig auf der Sandbank Linsand gestrandet, wurde von der Besatzung des Zollkreuzers „List“ erlegt und dann an Prof. Karl Möbius, dem damaligen Rektor der Universität Kiel, verkauft.

Das Skelett des 1965 vor Rantum auf Sylt gestrandeten Schwertwals hängt ebenso in der Ausstellung, wie das eines Zwergwals und eines Belugas. Auch der „Kieler Kanalschwimmer“ ist dabei, das Skelett eines Großen Tümmlers, der in den 1920er Jahren in den damaligen Kaiser-Wilhelm-Kanal (Heute Nord-Ostsee-Kanal) gelangte, auf und ab schwamm und Heringe fraß. 1929 wurde das Tier erlegt.

Für einiges Aufsehen sorgte eine Gruppe Kleiner Schwertwale (Pseudorca crassidens), die 1861 in der Ostsee gesichtet wurde. Von den geschätzten 200 Tieren sind rund 30 in der Kieler Bucht gestrandet. Erst bei der Artbestimmung stellte sich die Sensation heraus, denn bis dahin war der Kleine Schwertwal nur von Fossilfunden bekannt und galt als ausgestorben. Auch das Skelett eines Kleines Schwertwals findet sich in der Ausstellung.

Zusammen mit den Walskeletten von Schweinswal, Weißschnauzendelphin, Grindwal und weiteren Arten handelt es sich um die artenreichste Schau von Walskeletten in Deutschland. Dr. Wolfgang Dreyer, seit 1988 Leiter (und Modernisierer) des Museums freut sich, dass den Museumsbesuchern mit dieser Ausstellung die „Bandbreite der Wale“ vermittelt werden kann.

Ab dem 12. Februar ist die Wal-Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ausstellung “Wale in Schleswig-Holstein” ist das erste gemeinsame Ergebnis von Zoologischem Museum sowie dem Stadt- und Schifffahrtsmuseum im Rahmen der neuen Kooperation “Museen am Meer”. Am 28. Februar eröffnet im Schiffahrtsmuseum die Ausstellung „Walfang im Eismeer“.

Zoologisches Museum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Hegewischstraße 3, 24105 Kiel
Öffnungszeiten: Di – Sa 10-17 Uhr, So u. feiertags 10-13 Uhr, Mo geschlossen
Am Wochenende 13.-14. Februar ganztägig (10-17 Uhr) geöffnet.

Quellen