Waloseum eröffnet

von JH | Cetacea.de | | 11. Juni 2006

Ostfriesland ist um eine Wal-Attraktion reicher. Die Seehundstation in Norddeich bekommt Museumszuwachs. Im ehemaligen Gebäudekomplex von Radio Norddeich wurde am 11. Juni das Waloseum eröffnet.

Christian Wulff bei der Eröffnung des Waloseums

Norden, 11. Juni 2006 – Mit feierlichen Ansprachen unter anderem vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff wurden die ehemaligen Gebäude von Radio Norddeich ihrer neuen Bestimmung übergeben. Der Träger der Seehundstation, der Verein zur Erhaltung und Erforschung des Seehundes, der wiederum zur Landesjägerschaft Niedersachsen gehört, hatte Ende 2002 das Gebäude für 250.000 Euro übernommen.

Als dann Ende November 2003 vor Norderney zwei Pottwale strandeten, war klar, dass einer von denen nach Norden sollte. Eilig engagierte der Leiter der Seehundstation, Peter Lienau, den Skelettspezialisten Chris Walen, der mit einem Team von 6 Helfern anrückte und den Wal zerlegte.

Nach Umbauten für weitere 350.000 Euro war die neue Heimat für das Waloseum fertig. Im Waloseum geht’s nicht nur um den Wal. Besucher finden hier ein Aquarium, die Vogelpflegestation und eine Quarantänestation für Seehunde und Kegelrobben.

Evolutionsgang Rundgang durch die Ausstellung.

Informationswände und Texttafeln im Waloseum.

Informationswände und Texttafeln im Waloseum[/caption]Der Ausstellungsgang zeigt Informationstafeln zur Evolution der Wale. Die Fenster sind mit riesigen Tafeln verhängt, die die evolutive Wanderung der Nase bei den Walen zeigen. Rechterseits zeigen Photographien den Wal nach der Strandung. Ein Dauerfilm zeigt im Zeitraffer den Aufbau des Skelettes in der alten Dieselhalle des Gebäudes. An den Wänden vermitteln Tafeln Wissenswertes über Wale und auch zwei Skelette hängen hier hoch über den Köpfen der Besucher: Ein Weißschnauzendelfin und ein Schweinswal. Nach rechts geht es in einen Nebenraum, von dem aus man die Tiere in der Quarantänestation beobachten kann.

Der Wal im Dunklen Geradeaus durch ein Portal aus Bartenwalkiefern hindurch gelangt man dann zum Pottwal und ist … enttäuscht. Ich war es zumindest. Denn das Skelett hängt nicht gut sicht- und studierbar in einem lichtdurchfluteten Raum, sondern bildet einen geisterhaften, spärlich beleuchteten Mittelpunkt des Ausstellungsraumes. Der tranige Geruch hängt noch in der Luft, Beamer werfen ozeanische Impressionen an die Wand. Im Hintergrund sind Wallaute – allerdings nicht vom Pottwal – zu hören. Hier wird mehr auf Impression gesetzt und weniger auf Information. Das kann ein temporärer Zustand sein, vielleicht aber auch einer, der dem Publikum, vor allem Nordsee-Touristen, eher entgegenkommt.

In einem Nebenraum kann man sich den Skelettaufbau des Pottwals im Vergleich zu dem eines Rindes durch eine Lichtinstallation verdeutlichen. Der Blick in die Futterküche kann Einblicke in den seehündischen Speiseplan ermöglichen. Drei Tafeln zur Biologie der Pottwale und Strandungen liefern die Information nach, die ich direkt am Pottwal vermisst habe.
Eine Treppe hoch ist noch ein Spielraum für Kinder untergebracht, sowie eine mir nicht ganz ersichtliche Anordnung von Räumen, von deren Decken Fische und Meeressäuger hängen und in denen das Licht an- und ausgeht. In einem weiteren Raum sitzt Queequeg als Modell neben einem Fernseher, der einen Moby-Dick Film zeigt.

Desweiteren bietet das Waloseum ein kleines Kino, einen Shop und ein Café für einen gemütliche Ausklang.
Meine vereinzelt vorgebrachte Kritik soll andeuten, dass das Waloseum noch ausbaufähig ist. Das haben auch Gespräche mit den Ausstellungsmachern angedeutet. Natürlich lohnt sich ein Besuch der Ausstellung schon jetzt und ist jedem Interessierten herzlich empfohlen.

Waloseum Ich wünsche dem Waloseum guten Zuspruch bei Touristen und Walinteressierten. Hoffentlich wird der von Ministerpräsident Wulff angekündigte Fahrradweg schnell gebaut, denn die Anbindung des Waloseums an die touristische Infrastruktur wäre sicherlich wichtig für gute Besucherzahlen.

Einen ausführlichen Bericht zur Strandung der Pottwale und Schaffung des Waloseums hat Holger Bloem für die Juni-Ausgabe des Ostfriesland Magazins geschrieben.
Besuchen Sie auch unsere Bildergalerie mit Eindrücken von der Eröffnung und aus dem Waloseum. Das Waloseum erreichen Sie im Internet unter www.waloseum.de.