Walschutz: US-Navy verzichtet auf Sonartests

von | pte | Hamburg/Washington | 18. August 2008

Die US-amerikanische Marine und Umweltschutzverbände haben sich nach jahrelangem Schreit darauf geeinigt, dass die Navy zukünftig weniger Sonartests durchführen wird.

„Das war ein wichtiger Schritt, denn Sonarwellen sind sehr schädlich für Wale, Delphine und andere hoch empfindliche Meereslebewesen“, erklärt Jörg Feddern, Biologe bei Greenpeace, gegenüber pressetext. Die Sonarwellen schädigen dabei nicht nur das Gehör, sondern können auch zu Gehirnblutungen führen. „Dadurch, dass sich Wale via akustischer Signale orientieren und Kontakt zu ihrer Gruppe halten, sind sie ohne ihr Gehör verloren“, so Feddern. Dies sei, als ob man dem Menschen die Augen verbindet und die Ohren zuhält, sagt der Walexperte.

Der nun gefällte Richterspruch des Federal Courts in San Francisco ist das Resultat einer mehrjährigen Auseinandersetzung zwischen Umweltschützern und dem Verteidigungsministerium. Die Marine argumentierte stets, dass die umfangreichen Tests nötig wären, damit feindliche U-Boote schnell und zuverlässig lokalisiert werden können. Vor allem das Aufspüren von besonders leisen Modellen, wie sie Iran oder Nordkorea habe, sei dabei von besonderem Interesse der Strategen gewesen.

Tierschutzverbände sahen es hingegen als nicht notwendig an, dass diese Versuche in Walaufzuchtsgebieten stattfinden müssen. Denn speziell Jungtiere reagieren noch empfindlicher auf Sonarwellen. „Wir sprechen hier von einer Lautstärke von bis zu 240 Dezibel (dB), der die Tiere ausgesetzt sind“, fährt Feddern fort. Ein startender Düsenjet hat eine Lärmbelastung von 130 dB. Experten sprechen davon, dass bereits eine Sekunde Beschallung mit 150 dB beim Menschen zum Taubwerden reichen kann – ab 200 dB kann sogar das Lungengewebe reißen.

Die Navy erklärte sich nun bereit, in einigen walreichen Gebieten, auf Tests mit niederfrequenten Sonarwellen zu verzichten – da diese in besonderem Maße die Tiere schädigen. „Wir haben einige Areale zum Trainieren bekommen und die Umweltschützer einige neue Schutzgebiete“, fasste ein Navy-Sprecher im Pentagon die Entscheidung zusammen.

Noch immer umstritten hingegen ist, ob eines dieser Trainings-Areale auch das Gebiet um Hawaii sein darf. Denn dieses sei sowohl für Umweltschützer als auch für die Navy sehr wichtig. „Vor Hawaii finden wir die selben geologischen Bodengegebenheiten wie im Persischen Golf, einem Knotenpunkt des weltweiten Ölhandels“, so der Navy-Sprecher. Und auf die Verteidigung dieses Knotenpunktes wolle man vorbereitet sein. Zum anderen befindet sich vor der Küste der Pazifikinsel aber auch eines der wichtigsten Walaufzuchtsgebiete der USA. Eine abschließende Entscheidung darüber wird der Supreme Court in Washington zu treffen haben.

Dies ist eine Presseaussendung von pressetext.deutschland / Erik Staschöfsky.

Hinweis von Cetacea.de: Es wird bei der Angabe von Schallintensitäten oft der Fehler gemacht, Luft- und Unterwasserschallwerte einfach so in Beziehung zueinander zu setzen. Das ist so nicht korrekt. Relative Schallintensitäten in dB im Wasser sind nicht direkt mit relativen Schallintensitäten in dB in Luft vergleichbar, da sie sich auf unterschiedliche Referenzwerte beziehen (Wasser re 1 µPa, Luft re 20µPa). Eigentlich ist diese Angabe des Referenzwertes notwendig, um Klarheit über die damit verbundenen Aussagen zu bekommen. Für einen Vergleich kann man 61,5 dB vom Wasserschallwert abziehen, um den entsprechenden Wert in Luft zu erreichen. Siehe Wikipedia