Die Europäische Gesellschaft für die Erforschung der Wale (European Cetacean Society, ECS) hat letztes Jahr auf Ihrer Tagung in San Sebastian eine Erklärung zum Aussterben des Chinesischen Flussdelphins Baiji verabschiedet. Diese ist seit heute auf dem Server der ECS zu finden.
Wir geben hier den Inhalt des Statements in nicht offizieller Übersetzung wieder:
Die European Cetacean Society ECS ist eine Gesellschaft von über 500 Wissenschaftlern aus 40 Ländern, die sich der Forschung an Walen verschrieben haben.
Die Gesellschaft möchte auf die Ergebnisse der Expedition „Yangtze Freshwater Dolphin Expedition 2006“ aufmerksam machen, die von der Schweizer Stiftung Baiji.org organisiert wurde. Danach muss der Baiji (Lipotes vexillifer) als «functionally extinct» (funktionell ausgestorben) angesehen werden.
Dieses wäre der erste Fall eines ausgestorbenen Meeressäugers nachdem die Steller Seekuh (Hydrodamalis gigas) vor etwa 250 Jahren und die karibischen Mönchsrobbe (Monachus tropicalis) vor etwa 50 Jahren ausgelöscht wurden. Der Baiji wäre die erste ausgestorbene Walart seit 1000 Jahren.
In dieser Zeit des Naturschutzes und 15 Jahre nachdem das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt von fast allen Staaten der Welt ratifiziert wurde, ist dieses Aussterben besonders bemerkenswert, weil wir es kommen sahen und es hätten verhindern können, verhindern sollen.
Der Baiji war seit mindestens 20 Millionen Jahren auf der Erde und damit eine der ältesten Säugerarten der Welt. Er war der letzte Vertreter seiner Familie. Das Verschwinden dieses Delphins war vor allem die Folge nicht-selektiver, unregulierter Fischereipraktiken und großer Zerstörung und Veränderung seines Habitats. In China galt der Baiji als Gottheit des Yangtze und war gesetzlich geschützt. Daher kann der Baiji als das erste große Säugetier gelten, das durch unbeabsichtigte Handlungen unser eigenen Art in die Ausrottung getrieben wurde.
Zu Beginn der 1980er Jahre wurde angenommen, dass mehrere hundert Baijis im Yangtze vorkommen. Bei einer Sichtungsfahrt 1997 wurden nur dreizehn Tiere gesichtet. Der Baiji „Qi Qi“, der 1980 aus Fischereigeschirr gerettet wurde, starb 2002 im Hydrobiologischen Institut in Wuhan, China. Danach kam es im September 2004 zur letzten bestätigten Sichtung eines Baiji.
Die bedrohte Yangtze-Population des Finnenlosen Schweinswals (Neophocaena phocaenoides asiaeoientalis) ist in einem ähnlichem Zustand wie die der Baijis vor 20 Jahren. Wir bitten Sie alles in Ihrer Macht befindliche zu tun, um den Finnenlosen Schweinswalen das Schicksal zu ersparen wie es die Baijis erlitten haben.
Wir beklagen das Schicksal des Baiji und hoffen, dass es von keinem anderen Säugetier der Welt geteilt wird.
Die Original Erklärung der ECS finden Sie als PDF Datei auf dem Server der ECS.
Links zum Thema:
- Baiji.org
- Cetacea.de: Beim Aussterben zuschauen