Einer der Delphine, die das Sommerereignis des Jahres in der Ostsee waren und die viele Menschen durch ihr verspieltes Verhalten begeisterten, wurde am Donnerstag, dem 06.09.2001, tot am Strand des Ostseebadeortes Kühlungsborn gefunden. Mitarbeiter des Deutschen Meeresmuseums haben den toten Delphin geborgen und nach Stralsund gebracht, wo er demnächst von Spezialisten untersucht werden soll. Bei dem Tier handelt es sich um ein 1,89 m langes Männchen mit einem Gewicht von 73,4 kg.
Die Walforscher Dr. Harald Benke und Gerhard Schulze vom Deutschen Meeresmuseum, die bisher alle Sichtungen der Delphine penibel registriert hatten, sind sich sicher, dass es sich um einen der Delphine handeln muss, die sich schon seit Wochen in der Mecklenburger Bucht aufhalten. Diese Art, der Gewöhnliche Delphin, ist in der Ostsee so selten, dass es sich nur um eines dieser Tiere handeln kann. Außer den Sichtungen im Sommer dieses Jahres gibt es bisher nur zwei Nachweise vom Gewöhnlichen Delphin aus den Gewässern von Mecklenburg-Vorpommern. Ein Tier strandete vor 1871 bei Stralsund und ein anderes Tier wurde 1978 tot an der Küste von Rügen gefunden.
Sind wir verrückt ? Delfine in der Ostsee
Das erste Mal wurden zwei Delphine von zwei Urlauberinnen am 5. Juni dieses Jahres vom Ufer aus, nur wenige Kilometer von der Stelle entfernt, wo jetzt das tote Tier gefunden wurde, gesichtet. Die beiden Frauen trauten sich jedoch zunächst nicht, dieses Ereignis, von dem sie heute noch schwärmen, jemanden zu erzählen, weil sie Angst hatten, für verrückt gehalten zu werden. Erst als die Delphine – es wurde von 2 bis 5 Tieren berichtet – am 10. Juni einige Seemeilen vor Warnemünde erneut von Anglern gesichtet wurden und der Angler Horst Stark von einigen Tieren Video-Aufnahmen machen konnte, die eindeutig belegten, dass es sich hierbei nicht um die in der Ostsee heimischen Schweinswale, sondern um Gewöhnliche Delphine handelt, wurde diese Sensation in der Öffentlichkeit bekannt. Vielen Fernsehteams gelangen danach phantastische Aufnahmen der Tiere sowohl über als auch unter Wasser. Doch dann zogen die Tiere weiter westlich in die Kieler Bucht.
Am 1. August konnten wiederholt Videoaufnahmen von zwei Delphinen gemacht werden, die 6 sm lang die Segelyacht La Galite“ zwischen Kühlungsborn und Warnemünde begleiteten. Viele Sichtungen dieser Delphine wurden in den nachfolgenden Tagen dem Deutschen Meeresmuseum gemeldet. Ja bis in die Trave hinein bei Lübeck wagten sich am 20. August zwei Tiere, die dann auf ihrem Weg zurück in die Ostsee lange Zeit verschiedene Segelyachten begleiteten. Zuletzt wurden zwei Tiere am 22. August von dem Forschungsschiff Prof. Albrecht Penck“ an der Tonne 1 der Schiffsroute Gedser-Lübeck gesichtet.
Der gestern tot aufgefundene Delphin, der schon seit einigen Tagen tot sein muss, soll von den Walforschern des Deutschen Meeresmuseums und einer Spezialistin der Universität Kiel untersucht werden. Bei der Sektion des Tieres werden Proben für Schadstoffuntersuchungen genommen. Weiterhin erhofft man sich, dann die Ursache für den Tod des Tieres zu finden.
Weitere Sichtungen dieser äußerst seltenen Gäste in deutschen Gewässern möchten unbedingt dem Deutschen Meeresmuseum unter Tel. 03831 – 26 50 10 oder den örtlichen Polizeistationen gemeldet werden.
Gewöhnliche Delphine
Der Gewöhnliche Delphin“ ist weit verbreitet und kommt in allen gemäßigten und wärmeren Meeren vor, in Europa vor allem an den Atlantikküsten Portugals und Frankreichs, ist im Mittelmeer häufig anzutreffen und auch im Schwarzen Meer heimisch. In der Ostsee ist er jedoch als Irrgast anzusehen. Der Gewöhnliche Delphin besitzt die typische Delphingestalt, mit einer ausgeprägten Stirn und einem langen, schlanken Schnabel“. Erwachsene Tiere erreichen eine Länge von zwei bis zweieinhalb Metern und ein Gewicht von 80 bis 120 kg. Weibchen bleiben etwas kleiner und sind weniger schwer.
Diese Pressemitteilung stammt aus dem Meeresmuseum Stralsund.