Delphinschutz mit James Bond Methoden

von | cetacea.de/wdsf | Wittmund | 3. April 2008

Die Oceanic Preservation Society dokumentiert die Delphinschlachtung in Taiji mit versteckten Kameras und fliegenden Sonden. Im Juni wird ein Kinofilm erscheinen, der die Grausamkeit der japanischen Delfinjagd an die Öffentlichkeit bringt.

Jedes Jahr zwischen September und April treiben Fischer in der südjapanischen Stadt Taiji Delphine zusammen. Wenige Tiere werden für Delphinarien und Einsätze in der Delphintherapie ausgewählt und verkauft, die meisten werden geschlachtet.

Während sich die Fischer darauf berufen, mit dem Fang ihre Kultur und ihren Stolz behalten zu wollen, drängen Tierschützer auf die Einstellung des Gemetzels, das jeder modernen Tierschutzethik widerspricht.
Dass die Fischer selber Zweifel an ihrer „Kultur“ haben, zeigen sie, indem sie nicht offen zu Ihrem Tun stehen, sondern sich vehement gegen Beobachter wehren. Sie haben in der Tötungsbucht Zelte auf dem Wasser errichtet, damit das Töten nicht dokumentiert werden kann und sie bedrohen Kameraleute, die den Fang dokumentieren wollen.

Der Fang geht jedesmal in ähnlicher Weise vor. Die Tiere werden von etwa einem Dutzend Booten der Taiji Isana Union umrundet und dann durch das Anschlagen von im Wasser versenkten Metallstangen in die „Fangbuchten“ getrieben. Dort werden die Delfine mit Netzen an der Flucht gehindert. Eine Nacht lang müssen sich die Delphine so ausruhen, weil die Fänger hoffen, dass die stressbedingten Verschlechterungen des Fleisches auf diese Weise minimiert werden können. Am nächsten Tag werden die Delphine in die „Tötungsbucht“ weitergetrieben. Vor den Kameras der Fotografen und Filmern durch blaue Kunststoffplanen geschützt, werden sie dort von den Fischern geschlachtet.

Das Fleisch der getöteten Delfine wird in der Fischfabrik von Taiji verarbeitet und an japanische Supermärkte und Schulkantinen zum Verzehr ausgeliefert, obwohl wissenschaftliche Untersuchungen des Delfinfleischs eine mehr als 30-fache Quecksilberbelastung oberhalb der Grenzwerte des japanischen Gesundheitsministeriums nachgewiesen haben (Cetacea.de berichtete).
Die stärksten Tiere werden von professionellen Delfin-Trainern zum Verkauf an Delfinarien aussortiert. Es sollen Kaufpreise von bis zu 150.000 Dollar erzielt werden. Dies alles geschieht mit offizieller Genehmigung der japanischen Regierung.

Nun ist es der amerikanischen Oceanic Preservation Society (OPS) gelungen, eine ganze Saison lang Filmaufnahmen anzufertigen. Dabei konnte die Organisation auf eine 5 Millionen Dollar starke Geldspritze des Netscape Mitgründers Jim Clark zurückgreifen und besondere Tricks einsetzen, um nicht entdeckt zu werden. Das amerikanische Filmteam der OPS hat mit in Steinattrappen versteckten Kameras, Unterwasserkameras, unbemannten Film-Helikoptern und in Bäumen versteckten Mikrofonen das Delfinschlachten dokumentiert. Immer wieder wurden sie dabei von der lokalen Polizei und von mit Stangen bewaffneten Delfinfängern verfolgt.
Die Grausamkeit, die die Oceanic Preservation Society hinter den blauen Planen dokumentieren konnte, hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Auf die Tiere wird mehrfach eingestochen, bis die lebenswichtigen Organe wie Rückenmark oder große Blutgefäße erreicht sind. Die Tiere winden sich, schlagen aus und sind nicht ruhig zu halten, um schnelle und gezielte Stiche anzuwenden. Hier dreht sich auch jedem Fleischkonsumenten der Magen um, der das Prozedere an unseren Schlachthöfen für seine Ernährung in Ordnung findet.

Das OPS Team wurde vom amerikanischen Delphinschützer Ric O’Barry beraten. Der ehemalige „Flipper“-Trainer Ric O’Barry ist seit mehr als fünf Jahren aktiv gegen den Delphinfang in Taiji. Vor Ort versucht er z.B. für das Earth Island Institute und die Organisation Save Japan Dolphins die Arbeitsweise der Fänger zu filmen und die Abnehmer von Delphinen aus diesem Fang zu recherchieren. Weltweit hält er Vorträge und informiert über den Delphinfang. In Deutschland ist er Mitgründer des maßgeblich vom Hagener Steuerberater Jürgen Ortmüller betriebenen Wal- und Delfinschutzforums (WDSF). Am 9. Mai wird Ric O’Barry bei einer Demonstration gegen diesen Delphinfang am Brandenburger Tor in Berlin sein.

Die professionellen Filmaufnahmen sind unter Leitung von Louie Psihoyos, einem ehemaligen National Geographic Photographen, entstanden. Sie werden Teil eines umfassenden Dokumentarfilms sein, der im Juni unter dem Namen „The Rising“ in die Kinos kommen soll. Ob er auch in Japan gezeigt werden kann, ist unklar. Aber genau das wäre wichtig und wünschenswert. Denn der gesellschaftliche Prozess zur Beendigung des Delphinschlachtens kann nur in Japan selbst stattfinden.

Dieser Text wurde mit Hilfe von Material des Wal- und Delfinschutz-Forums WDSF (PM vom 1.4.) verfasst.

Zeitungsartikel zum Thema:

HARNELL, B.(2008):
Secret film will show slaughter to the world.
The Japan Times vom 30. März 2008

HARNELL, B.(2008):
‚TOXIC WASTE‘. Why bother to set mercury limits that are ignored?
The Japan Times vom 30. März 2008

Links zum Thema: