Drei Jahre ‘Blickpunkt Wale in Dänemark’ und neue Erkenntnisse aus historischen Quellen
Carl Christian Kinze, Ph. D.
Kopenhagen
Vortrag am Mittwoch, 28. Januar 2004, 19.15 Uhr
an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Museumsgebäude
Zusammenfassung
Wale verbindet man mit der Weite der Ozeane und nicht gerade mit heimischen Gewässern. Wohl kennen viele mittlerweile den Schweinswal. Dass es aber auch häufiger andere Walarten bei uns gibt, die nicht ohne weiteres als ”Irrgäste” abgefertigt werden können, ist nur wenigen bekannt.
Als Meeressäuger halten sich Wale hauptsächlich unter Wasser auf. Sogar an der Oberfläche – und besonders bei schlechtem Wetter – tauchen sie unbemerkt auf. Bei Walsichtungen, die oft nur Augenblicke dauern, ist eine sichere Bestimmung der Art ist nicht immer gewährleistet. Zum Glück haben neue digitale Kameras eine weite Verbreitung bekommen, so dass heutzutage viele Sichtungen festgehalten und retrospektiv bestimmt werden können. Spektakulärer trifft man Wale an, wenn sie am Strand verendet sind. Hierbei ergeben sich notwendige aufschlussreiche Befunde u.a. für eine verlässliche Artsbestimmung.
Es bedarf ferner eines grossen Beobachtungsaufwandes um ein realistisches Bild des Walvorkommens zu erstellen. Da systematische Schiffs- oder Flugzählungen durch ihre hohen Unkosten bedingt nicht immer weiträumig und oft genug durchgeführt werden können, können ”Wal-Autodidakten” ergänzend bei der Erhebung von Waldaten gute Dienste leisten. Unter dem Namen „Blickpunkt Wale in Dänemark“ lief in den Jahren 2000-2002 ein Öffentlichkeitsprojekt , woran sich auch viele deutsche Segler und Urlauber beteiligt haben.
Es gibt nicht nur Schweinswale in dänischen Gewässern. Anhand des grossen Aufwandanschubs konnte festgestellt werden, dass es jedes Jahr auch ein Vorkommen anderer Arten gibt. Die Altkategorie ”Irrgast” die aus 19 verschiedenen Art besteht, musste in vier neue Kategorien differenziert werden: einheimischen Arten, Nachbararten, Gastarten und echte Irrgäste.
Als häufigste Delfinart der Nordsee wurde der Weissschnauzendelfin festgestellt. Er pflanzt sich in der nördlichen Nordsee und im Skagerrak fort und wird deshalb neuerdings als in dänischen Gewässern einheimisch eingestuft. Weissschnauzendelfine wurden früher mit Schweinswalen und Grossen Tümmlern verwechselt. Seit 1987, also die letzten 16 Jahre hindurch, gab es in jedem Jahr entweder Sichtungen oder Strandungen dieser Art in der Ostsee.
Schwertwale und Zwergwale gelten als sog. Nachbararten, kommen also gewöhnlich in der nördlichen Nordsee und im Skagerrak vor. Letztere wurden seit 1999 jährlich im Kattegat und der westlichen Ostsee festgestellt. Finnwale gehören zu den periodischen Gastarten, die sich z. B. in jütischen Förden zur Heringszeit einfinden, so z. B. 1997 und 2003. Echte Irrgäste sind z.B. Pottwal und Entenwal.
Leider kann man nur bedingt an entsprechende Projekte aus der Vergangenheit anknüpfen. Ein Durchgang von Zeitungen und Archiven vor 1981 erbrachte jedoch für Dänemark fast eine Verdoppelung der bekannten Walfunde und lässt die Wertung der für 2000-2002 erhobenen Daten als ”Normalzustand” zu. Etwas Entsprechendes trifft wahrscheinlich auch für die deutschen Küsten zu.
Literatur
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Empfohlene Internetadressen
JENSEN, T. und C. C. KINZE (2005):
Sæler og Hvaler i Danmark.
http://www.hvaler.dk (Besucht 31 Januar 2005)
Carl Chr. Kinze
Carl Chr. Kinze wurde 1956 in Sønderborg geboren und ist heute in Frederiksberg wohnhaft. 1985 absolvierte er seine Diplomarbeit über Schweinswale der Nord- und Ostsee an der Uni Kopenhagen und 1990 schrieb er am Zoologischen Museum in Kopenhagen seine Doktorarbeit auch über Schweinswale. Seit 1990 ist er an Forschungsprojekten in Südostasien und im Nord-und Ostseeraum beteiligt sowie an Öffentlichkeitsarbeit über Walvorkommen in dänischen Gewässern vornehmlich am Zoologischen Museum in Kopenhagen und am Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg. Carl Kinze war 1987-89 erster Vorsitzender der European Cetacean Society und ist Mitglied der IUCN Cetacean Specialist Group.