Einsamer Delfin sucht Kontakt

von | cetacea.de | Stralsund | 16. Oktober 2001

Am vergangenen Wochenende hielt sich ein Delfin vor der Insel Hiddensee auf und suchte ständig Kontakt zu Booten. 

Am Samstag dem 13.10.2001 begegnete 12 Seemeilen nordwestlich von Hiddensee Dirk Holzlöhner mit der Segelyacht Sunshine einen Fischkutter. Unweit von dem Kutter stand ein Schwarm Möwen in der Luft, die beim Jagen waren. Plötzlich tauchte ein Delfin auf, der nun die Segelyacht auf ihrem Weg nach Hiddensee begleitete.

Über vier Stunden hielt sich das Tier bei dem Boot auf. Die Segelcrew, die zwischen Hiddensee und der Halbinsel Bug (Rügen) in die flachen Boddengewässer einlaufen wollten, unternahmen alles Mögliche, um den Delfin los zu werden. Sie hatten Angst, dass das Tier in den flachen Boddengewässern stranden könnte. Doch der Delfin blieb hartnäckig bei der Segelyacht. Erst kurz vor dem Dunkel werden entfernte sich dann der Delfin von dem Boot, das dann endlich seine Fahrt nach Vitte auf Hiddensee fortsetzten konnte. 

Am nächsten Morgen, Sonntag, den 14.10.2001, gegen 9.00 Uhr traf dann in dem gleichen Gebiet, wo die Crew von Dirk Holzlöhner den Delfin verlassen hatte, Gerd Bednarski mit seinem Boot Padua auf den einsamen Delfin. Zu der Zeit hielten sich mehrere Boote in der Nähe der Tonne 1, der Einfahrt in die Boddengewässer, auf. Der Delfin, der offensichtlich Anschluss suchte, schwamm von einem Boot zum anderen, zur großen Freude der Bootsführer.

Am Montag (15.10.2001) morgens von 9.00 bis 11.00 Uhr begleitete der Delfin zwei Stunden lang das Boot „Ingrid“ des Anglers Eberhard Zippel nur 500 m von Kap Arkona auf Rügen entfernt. Er tollte um das Boot, spielte in den Wellen und zeigte sogar seine helle Bauchseite. Eberhard Zippel hofft nur, dass der Delfin nicht in eines der vielen Netze gerät, die dort gerade von Fischern ausgebracht werden.

Dr. Harald Benke, Walforscher am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund ist sich sicher, dass es sich bei diesem Delfin um einen von den beiden Tieren handelt, die seit dem 5. Juni dieses Jahres häufig Boote in den deutschen Ostseegewässern begleiteten und dabei sogar bis in die Trave hinein geschwommen sind. Am 6. September wurde leider eines der beiden Tiere tot am Strand des Ostseebadeortes Kühlungsborn gefunden (Cetacea.de berichtete). Delfine sind hochintelligente Tiere, die meistens in einem engen sozialen Gefüge in größeren Gruppen zusammenleben. Bei diesem ca. 1,90 m großen Tier handelt es sich nun um ein einsames Jungtier, das Kontakt sucht und deshalb ständig Boote begleitet.

Weitere Sichtungen von diesem Delfin sollten unbedingt dem Deutschen Meeresmuseum in Stralsund (Tel. 03831 – 265010) gemeldet werden.