Erich Hoyt (1998): Wale & Delphine beobachten.

von | | | 23. Mai 2000

HOYT, E. (1998): Wale & Delphine beobachten:die beste Art, Meeressäuger zu erleben: Whale & Dolphin Watching: the best way to look at cetaceans. Vier Pfoten e.V., Hamburg. 150 Seiten, DM 33,- (Spende)
HOYT, E. (1998): Wale & Delphine beobachten:die beste Art, Meeressäuger zu erleben: Whale & Dolphin Watching: the best way to look at cetaceans. Vier Pfoten e.V., Hamburg. 150 Seiten, DM 33,- (Spende)

Buchbesprechung von JAN HERRMANN

Erich Hoyt ist ohne Frage eine Institution in Sachen Whale Watching. Zahlreiche Publikationen und Auftritte auf Fachkonferenzen zeugen von seiner Kompetenz bei der Beurteilung des Wirtschaftszweigs Whale Watching. Das ganze Jahr über besucht er Whale Watching Unternehmen und prüft deren Angebote. Längst ist er nicht mehr einfacher Verfechter dieser boomenden Branche, sondern weist auch vehement auf die Gefahren hin, die vom Whale Watching ausgehen können.

Das Buch listet weltweite Whale Watching Plätze auf. Von den USA geht’s nach Kanada, weiter nach Lateinamerika und dann über Europa, Afrika, Asien bis nach Australien. Zu jeder Whale Watching Region wird kurz beschrieben, welche Tiere dort zu erwarten sind und dann werden die dort ansässigen Unternehmen mit Adresse, Telephonnummer und Qualitätsschlüssel aufgeführt. Mit dem Qualitätsschlüssel werden vier Kriterien angegeben:

  1. NAT Sind Walexperten (sogenannte Naturalists) mit an Bord, die den Touristen beschreiben was sie sehen und Fragen beantworten können?

  2. BIL Unterstützt der Veranstalter Bildungsprogramme in Schulen und Gemeinden? Gibt es neben den Ausflugsfahrten noch Möglichkeiten, sich zu informieren, zum Beispiel in einem Museum, einer Ausstellung oder mit schriftlichem Informationsmaterial?

  3. WIS Arbeiten die Whale Watching Unternehmen mit Wissenschaftlern zusammen? Können Wissenschaftler von Bord aus Daten erheben?

  4. AUS Wie ist der Veranstalter ausgestattet? Bekommen die Touristen Materialien und Ausrüstung zur Verfügung gestellt (Wetterschutz, Informationsmaterial, Hydrophon, Ferngläser, Identifikationsmaterial).

Die Erfüllung dieser Kriterien hat sich im Whale Watching Alltag als echter Gewinn für die Touristen und die Wale herausgestellt. Gute Whale Watching Ausflüge kosten viel Geld, aber sie sind es meistens alleine wegen des verantwortungsvollen Umgangs mit den Tieren schon wert.

Im Anhang des Buches gibt es 10 Seiten mit Farbabbildungen von Walen und Delphinen, die allerdings eher zur Illustration und nicht so sehr zur Identifikation auf See dienen sollen. Diese Bilder sind zwar nett anzusehen, wirken aber ein wenig verloren. Vielleicht sollten die Herausgeber in der nächsten Auflage einfach auf die Bilder verzichten und stattdessen konsequent auf gute Bestimmungsbücher verweisen. Anstatt der Bilder wäre der Abdruck von Kartenmaterial viel eher im Sinne des Buches. Landkarten, die den entsprechenden Kapiteln geographische Illustration gäben, würden den Lesern bei der Entwicklung von Reiserouten behilflich sein. Im Nachwort hat Dr. Thomas Henningsen, der auch schon mehrfach Gast bei Wal und Menschwar, die Bedeutung des verantwortungsvollen Whale Watching betont und die negativen und positiven Effekte für die Wale gegeneinander abgewogen.

Walbeobachter in froher Erwartung
Walbeobachter in froher Erwartung

Alle Texte und Informationen in diesem Buch werden zweisprachig in englischer und deutscher Sprache angeboten. Zweisprachigkeit ist häufig ein Kennzeichen von Fachbüchern, die sich in Deutschland alleine nicht gut genug verkaufen. Insofern ist die zweite Sprache oft ein lästiges Anhängsel für den deutschsprachigen Leser. Das ist hier nicht der Fall. Immerhin finden Walbeobachtungsausflüge im Ausland statt und die am meisten verwendete Sprache ist Englisch. Dank der Zweisprachigkeit haben die Leser, die sich mit dem Englischen schwer tun, eine gute Ressource, um sich mit den englischen Fachbegriffen rund um das Whale Watching anzufreunden.

Eine interessante übersetzerische Freiheit lässt sich in dem Buch auch noch finden. Im englischen Originaltext von Erich Hoyt finden sich jedenfalls nicht so markante Worte über das Delphinariengeschäft. Es mag im Sinne des Herausgebers Vier Pfoten e.V. sein, der deutschen Übersetzung ein paar deutliche Wendungen zu diesem Thema beizufügen, ganz korrekt ist es nicht. Dann sollten die Übersetzer in der nächsten Ausgabe lieber ein eigenes kurzes Kapitel zu der entsprechenden Vier Pfoten Kampagne geben.

Fazit

Dieses Buch ist hilfreich für alle, die während einer Reise auch eine Walbeobachtung machen wollen. Denn mittlerweile schiessen Whale Watching Anbieter wie Pilze aus dem Boden und bedrängen nicht selten sich selbst und die Wale. Man sollte also Wert auf einen Qualitätsausflug legen. Dieses Buch gibt einem die Möglichkeit die Qualitätsunternehmen unter den Anbietern auszuwählen. Der Name Erich Hoyt bürgt für Qualität bei den Bewertungen.

Für eine nächste Ausgabe wünsche ich mir allerdings Internetadressen zu den Whale Watching Anbietern. Viele Whale Watching Unternehmen haben schon Darstellungen im Internet, die hilfreich bei der Auswahl und Buchung des Unternehmens sind.

Mittlerweile gibt es auch eine Reihe gesetzlicher und freiwilliger Regelungen zum walschonenden Whale Watching. Halten sich Anbieter freiwillig an solche Regelungen, wo es keine gesetzlichen gibt? Wie sehen diese Regelungen aus? In dieser Richtung sollte der nur eine Seite füllende Beitrag in dieser Ausgabe ausgebaut werden.

Haben Sie Ergänzungen zu diesem Text? Oder eine ganz andere Meinung? Dann schicken Sie uns einen Leserbrief, den wir an dieser Stelle veröffentlichen werden.