Heute eröffnet im Bremer Übersee-Museum die Ausstellung „Faszination Wale – Mensch. Wal. Pazifik.“ Bis zum 24. April 2016 sind hier Wal-Modelle, Skelette und viele Informationen über Wale, Walfang und Walforschung zu bestaunen.
Nachdem das Naturhistorische Museum Braunschweig 2011-2012 mit „Wunderbare Wale“ und das LWL-Museum für Naturkunde 2012-2014 mit „Wale – Riesen der Meere“ vorgelegt haben, wirbt jetzt das Übersee-Museum in Bremen um Besucher, die sich von den großen Meeressäugern faszinieren lassen wollen. Die Messlatte liegt hoch, sind doch über 300.000 Menschen durch die Wal-Schau in Münster gezogen.
Das Übersee-Museum nutzt zwar einige der imposanten Exponate aus den vorherigen Ausstellungen, z.B. das begehbare Blauwalherz und die lebensgroßen Walmodelle, gibt der Ausstellung aber einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt. So können auch begeisterte Besucher der vorherigen Wal-Ausstellungen durchaus noch einmal die Reise nach Bremen antreten.
Wer per Bahn anreist, kann sich gleich beim Bezahlen des Eintritts (Erwachsene € 5,-, Kinder € 2,-, Familien € 10,-) freuen, denn BahnCard-Inhaber erhalten einen Rabatt auf die Eintrittskarte.
Ausstellung in Blau
In Bremen sind auf rund 800 Quadratmetern Modelle und Umrisse verschiedener Walarten in Originalgröße zu sehen. Skelette von Schwertwal und Pottwal, der Unterkiefer eines Blauwals sind auf Augenhöhe zu inspizieren. Wer die Größe der Meeresriesen erfahren möchte, kann sich ins Innere des Blauwalherzmodells zurückziehen.
Spiele laden zum Entdecken der Rekorde im Reich der Wale ein, helfen ihren „Fingerabdruck“ zu entschlüsseln, sie an ihrem Blas zu unterscheiden oder ihre Gesänge kennenzulernen.
Walkultur im Pazifik
In verschiedenen Regionen des Pazifiks prägten Wale die Kultur und das Weltbild der Küstenbewohner. Wale wurden als ein Geschenk der Götter, als Ahnen oder sogar Gottheiten angesehen und wurden in religiösen Zeremonien und Mythen thematisiert. Ein Blick zu den Eskimos Alaskas, zu den Indianern der Nordwestküste Amerikas, den Maori Neuseelands und nach Japan beschreibt beispielhaft die traditionellen Beziehungen zwischen Wal und Mensch im Pazifik. Ein Wal diente der Ernährung ganzer Gemeinschaften und wurde nach Möglichkeit vollständig verwertet. Aus Knochen, Sehnen, Barten und Zähnen wurden Alltagsgegenstände und Schmuck für hochrangige Würdenträger hergestellt. Zu sehen sind Gegenstände des Walfangs, wie ein Kajak, Waffen oder Bekleidung. Kunstvoll gefertigte Hüte, Schmuck und Masken zeugen dem Wal Respekt.
Vom Walfang zum Walschutz
Ausgehend von den Bremer Walfängern, die im 19. Jahrhundert als erste Deutsche zum Walfang in die Südsee aufbrachen, wird die Entwicklung und damit zunehmende Effektivität des Walfangs und der Rohstoffgewinnung aufgezeigt. Die Walfänger lockte vor allem eins: Geld, das mit Walöl als Brennstoff für Lampen oder Barten als Material für Alltagsgegenstände zu verdienen war. Zwar zogen sich die Bremer Reedereien recht bald aus dem Walfang im Pazifik zurück, jedoch wurde bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ein kommerzieller Walfang betrieben, der einige Walarten nahezu ausrottete. Inzwischen genießt der Schutz der Wale einen hohen Stellenwert. Die Ausstellung zeigt jedoch, dass sich die Risiken für die Wale nur verlagert haben. Die Hauptbedrohung der Walbestände geht heute von Fischfang, Kollisionen mit Schiffen, Lärm und Wasserverschmutzung aus. Trotz des großen Interesses an den Walen steckt die wissenschaftliche Erforschung dieser Tiere noch in den Kinderschuhen. Insbesondere das Sozialverhalten ist weitgehend unerforscht. Der Ausstellungsbereich „Unbekannte Wesen“ zeigt neueste Erkenntnisse, die zum Beispiel mit Unterwasserkameras gewonnen wurden, die am Körper von Walen befestigt waren. Sie nehmen die Besucher mit in eine ihm unbekannte Welt unter Wasser.
Umfangreiches Begleitprogramm
Besonderen Blick sollte man auf die Veranstaltungen des Übersee-Museums legen. So sind Führungen, Lesungen, zahlreiche Vorträge für Kinder und Erwachsene und eine Podiumsdiskussion geplant. Hier finden Sie einige ausgewählte Veranstaltungen, die für dieses Jahr vorgesehen sind.
Wale in den Kulturen der Nordwestküsten-Indianer Amerikas (Museumsgespräch)17. November, 19 Uhr
Intelligenz und Kultur bei Delfinen und Walen
Sie leben in komplexen Sozialstrukturen und sind hochintelligent. Fabian Ritter, Diplom-Biologe des MEER e.V. in Berlin, untersucht die Frage nach der Würde/Selbstbewusstheit und Persönlichkeit von Walen und Delfinen.
21. November, 15 Uhr (Kinder)
Wale in Gefahr – Wie können wir sie schützen?
Früher war es der Walfang, heute sind es Schiffsverkehr und Geisternetze. Dipl.-Biologin Zora Zittier berichtet über die Lebensweise der Wale und von den Bedrohungen, denen die Tiere ausgesetzt sind. Sie erklärt, wie Wale besser geschützt werden können.
10. Dezember, 15 Uhr, mit Dr. Renate Noda
Der Wal in der Kultur Japans (Museumsgespräch)
15. Dezember, 19 Uhr
Walfang in Japan. Aus dem Meer auf den Teller
Seit Jahrhunderten sind Wale ein ganz spezieller Teil japanischer Esskultur. Dr. Renate Noda, Leiterin der Abteilung Völkerkunde, berichtet von der Bedeutung des Walfleischs für die japanische Gesellschaft und Küche.
4. Februar, 19 Uhr
Die Zukunft der Wale
Im Podiumsgespräch werden die sich verändernden Lebensbedingungen der Wale im Laufe der Zeit betrachtet. Experten besprechen, welchen Einfluss Jagd, Forschung, Schiffsverkehr und Umweltbelastungen auf Wale und ihren Lebensraum haben.
Der Begleitband „Faszination Wale – Von Menschen und Walen“ sammelt in 15 Artikeln auf 192 Seiten Informationen zum Walfang über Walschutz und –forschung bis zur Betrachtung der Wale in Mythen, Film und Literatur.
Das Museum ist dienstags bis freitags von 9 bis 18 und sonnabends sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es liegt gleich neben dem Bahnhof (Bahnhofsplatz 13, 28195 Bremen).
Mit Material vom Übersee-Museum Bremen