In der Sammlung des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg befindet sich seit den frühen 1950er Jahren ein weltweit einzigartiges Skelett eines Finnwals: Das Tier überstand zu Lebzeiten die Kollision mit einem Schiff – mit zahlreichen Knochenbrüchen an Wirbeln, Rippen und Schulterblatt, die allerdings vollständig verheilten. Daher wird „Finni“ nun Bestandteil eines Verbundprojektes zum Thema „Marine Mammals in a Changing Environment“. Das Projekt, das die Auswirkungen verschiedener Umweltbedingungen auf marine Säugetiere untersucht, startet im CeNak am 1. April 2016 und wird mit insgesamt 421.000 Euro von der VolkswagenStiftung gefördert.
„Kollisionen mit Handels- oder Kriegsschiffen gehören heute zu den größten Gefahren, denen Großwale auf den Weltmeeren ausgesetzt sind“, erklärt Prof. Dr. Thomas Kaiser, Leiter der Abteilung Säugetiere und Paläoanthropologie des CeNak, wo das Projekt auf Hamburger Seite durchgeführt wird. Zwar seien die Schiffe zu Lebzeiten von „Finni“ noch langsamer unterwegs und die Überlebenschancen für Wale bei einer Kollision somit erheblich größer gewesen, dennoch könne das Skelett wichtige Aufschlüsse darüber geben, welche Kräfte bei dem Unfall gewirkt hätten.
Zudem werden in dem Projekt auch Faktoren wie chemische und pharmazeutische Substanzen, Abfall in den Meeren, Lärm, Rückgang und Veränderung der Nahrungsbestände sowie der Klimawandel erforscht. Und das nicht nur in Bezug auf Wale, sondern unter anderem auch auf Robben und Seehunde. „Wir untersuchen mit verschiedenen Methoden, wie diese Faktoren das Vorkommen, das Überleben und die Gesundheit der Tiere im Meer beeinflussen“, erklärt Kaiser. Dabei würde auch intensiv mit Objekten aus wissenschaftlichen Sammlungen gearbeitet, um Veränderungen über längere Zeiträume zu erforschen. Neben dem CeNak sind die Tierärztliche Hochschule Hannover, die Universitäten Kiel und Hildesheim sowie das Natural History Museum in Dänemark und das Swedish Museum of Natural History beteiligt.
„Finni“ als antarktisches Walfangopfer
„Finni“ wurde laut Kaiser mit großer Wahrscheinlichkeit auf einer der Fahrten des Walfangmutterschiffes „Olympic Challenger“ in antarktischen Gewässern gewildert und dann nach Hamburg gebracht. Dort ist sein Schädel seit den 1970er-Jahren in der Eingangshalle des Zoologischen Museums ausgestellt. Im Rahmen des Projektes wird das Skelett vollständig zusammengesetzt.
Bei der Langen Nacht der Museen am 9. April 2016 wird es zudem im Foyer des Zoologischen Museum den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. „Dieses Skelett zeigt eindrücklich die Gefahren, denen Wale bis heute ausgesetzt sind. Wenn wir es öffentlich ausstellen, kann die unrühmliche Geschichte der letzten deutschen Walfangjahre vielleicht doch noch etwas zur Erhaltung dieser fantastischen Tiere beitragen“, so Kaiser.
Dies ist eine Presseinformation des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg
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Walskelette in deutschen Museen: Hamburg