Japan und Norwegen halten an Walfang fest

von | pte | Hamburg/London | 12. Dezember 2009

Trotz internationaler Proteste: Harte Zeiten für Meeressäuger
von WOLFGANG WEITLANER

Umweltschützer haben Norwegens Entscheidung, zukünftig noch mehr Wale zu töten, scharf kritisiert. Im kommenden Jahr dürfen norwegische Walfänger 1.286 Minke-Wale erlegen. Das sind um 400 Tiere mehr als in diesem Jahr. Diese Woche hat der japanische Außenminister Katsuya Okada in einem Interview mit dem australischen Fernsehsender ABC angekündigt, dass auch die neue Regierung der Inselnation am Walfang festhalten wolle.

Wörtlich zitiert ABC den Außenminister mit den Worten: „Wir denken nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt eine Notwendigkeit gibt, unsere Walfang-Politik zu überprüfen.“ Umweltorganisationen – darunter auch der internationale Tierschutz-Fonds IFAW – hatten mit der neuen Regierung auf einen Politikwechsel gehofft.

Jagd trotz geringer Nachfrage nach Walfleisch

„Wir hatten erwartet, dass Norwegen entweder die Quote von 2009 einhält oder diese weiter nach unten setzt, nachdem die Nachfrage nach Walfleisch abnimmt“, meint Kate O’Connell von der Whale and Dolphin Conservation Society. Für Überraschung sorgte auch die Tatsache, dass Norwegen in diesem Jahr nur 50 Prozent seiner Minke-Wal-Quote von 885 Tieren getötet hat.

„Obwohl die Walfang-Saison in Norwegen um einen Monat bis Ende September verlängert wurde, konnten die Walfänger keine Käufer für ihre Produkte finden“, so O’Connell. Tatsächlich war die Nachfrage bereits im Juni so miserabel, dass die Jagd auf die Meeressäuger vorübergehend eingestellt wurde.

Japan argumentiert mit Essgewohnheiten

„Es ist enttäuschend, dass die neue japanische Regierung ihre Position zum Walfang nicht überdenken will,“ so Ralf Sonntag, Meeresbiologe des IFAW-Deutschland im pressetext-Interview. Japan nutze seit Jahren ein Schlupfloch in internationalen Vereinbarungen und bezeichnet seinen Walfang als wissenschaftlich und als Teil der japanischen Tradition. „Die deutsche, englische und holländische Walfangtradition ist wesentlich älter und dennoch betreiben diese Nationen seit Jahrzehnten keinen Walfang mehr.“

„Internationale Rechtsexperten sind der Meinung, dass Japan mit seinem Walfang mehrere internationale Abkommen verletzt“, erklärt Sonntag. Australien mache sich für einen umfassenden Walschutz sehr stark und hat in der Vergangenheit japanischen Walfangsschiffen die Landung in australischen Häfen verweigert.

Australien überdenkt Klage vor Seegerichtshof

„Wenn Japan mit dem Walfang in der Antarktis weitermacht, überlegt sich Australien eine Klage vor dem Seegerichtshof“, berichtet Sonntag. Bisher gebe es zwar Rechtsgutachten, aber kein Urteil. „Argumentiert wird mit der Illegalität der Waljagd und mit der Nichteinhaltung des Internationalen Artenschutzabkommens CITES.“ Zudem verstoße der „wissenschaftliche Walfang“ gegen das Seerecht. Seit Jahren will Japan neben Minke-, Bryde- und Pottwalen auch Buckelwale jagen.

Dies ist eine Presseaussendung von pressetext.de/Wolfgang Weitlaner.

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