Power Kids – Die Jugendarbeit der Whale and Dolphin Conservation Society

von | | | 23. Juli 2001

von HANS-JÜRGEN MÄGERT

Weitere Informationen zur Jugendarbeit der WDCS erhalten Sie von der WDCS-Jugendbeauftragten Marion Ulbert bzw. direkt bei der WDCS: info.de@wdcs.org, www.wdcs-de.org
Weitere Informationen zur Jugendarbeit der WDCS erhalten Sie von der WDCS-Jugendbeauftragten Marion Ulbert bzw. direkt bei der WDCS: info.de@wdcs.org, www.wdcs-de.org

Die 1987 in Großbritannien gegründete Whale and Dolphin Conservation Society e.V. (WDCS) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz der Waltiere (Cetaceen) verschrieben hat. Hierzu fördert sie weltweit mehr als 80 Walschutzprojekte und initiiert verschiedenste Kampagnen über die man sich auf der WDCS Homepageaktuell informieren kann. Niki Entrup, der Sprecher der seit 1999 existierenden Deutschen WDCS-Zweigstelle, äußerte sich nun erfreut: ”Es ist erstaunlich, welche große Resonanz wir dabei besonders von Jugendlichen erhalten, die oft bereits ein hohes Maß an Engagement zeigen.” Daher wird die Jugendarbeit, über die im folgenden kurz berichtet werden soll, bei der WDCS auch sehr groß geschrieben.

Free Corky Banner

1995 hatten der Orca-Experte Dr. Paul Spong und Niki Entrup die Idee einer Jugendkampagne zur Freilassung des 1969 gefangenen und derzeit im Sea World in San Diego USA gehaltenen Orca-Weibchens Corky. Dazu sollten Kinder und Jugendliche aus aller Welt Stoffdeckchen von 50 x 50 cm2 mit Motiven, die ihren Vorstellungen zu der Forderung ”bringt Corky zurück zu ihrer Familie” entsprachen, bemalen, um dann anschließend zu einem großen Protestbanner zusammengenäht zu werden. Niki Entrup: ”Die Reaktion auf diese Initiative war überwältigend und übertraf unsere Erwartungen bei weitem”. Die Aktion läuft immer noch und mittlerweile hat das Banner, das zuletzt 1999 von ca. 500 Kindern am Timmendorfer Strand präsentiert wurde, eine Länge von rund 3 Km! ”Auch wenn Corky sich immer noch in Gefangenschaft befindet”, so Niki Entrup, ”führte diese Kampagne doch dazu, dass auch immer mehr Erwachsene sich durch die Sensibilität und das große Engagment der Kinder beeindruckt zeigen und sich ihrerseits nun engagieren”. Bleibt nur zu hoffen, dass Corky dem hoffentlich bald ausgewilderten ”Free Willy” Darsteller Keiko folgen wird bevor ihre Zeit abgelaufen ist und sie noch viele schöne Tage mit der auf sie wartenden Familie verbringen kann.

WDCS Power Kids

In Großbritannien und den Vereinigten Staaten gibt es sie bereits seit längerem, seit November 2000 auch bei uns: Eine Gruppe ehrenamtlich im Namen der WDCS für den Walschutz tätiger Jugendlicher, die sich selbst stolz ”WDCS Power Kids” nennen. Inspiriert durch das große Engagement von Marion Ulbert, ehrenamtliche WDCS Mitarbeiterin und Mutter von Annabelle, eines der Power Kids, bildete sich in Friedrichshafen spontan eine Gruppe von neun SchülerInnen, nämlich Regina, Steffen, Annabelle, Rolf, Gui, Michi, Lisa, Thomas und Frieder, die sich nun selbst absolut freiwillig und unter Aufopferung von viel Freizeit für den Schutz der Wale einsetzen. Die ”Kids” treffen sich regelmäßig, informieren sich gegenseitig auch mit Hilfe von Videos und eigenen Vorträgen, führen Informationsveranstaltungen durch, geben Zeitungsinterviews und halten auch Vorträge an Schulen zum Thema Walschutz. Im Januar dieses Jahres protestierten sie z.B. vor dem kooperativen Sealife Center in Konstanz gegen die skandalösen Verhältnisse des mit einer Tanzbar verbundenen Delfinariums Connyland in Lipperswil Schweiz. Ein erwachsener WDCS Mitarbeiter, der selbst dabei war, berichtete begeistert: ”Es war beeindruckend mit welch unermüdlichem Einsatz die Jugendlichen über viele Stunden hinweg Besucher des Sealife Centers ansprachen und aufklärten. Dabei zeigten sie ein erstaunliches Fachwissen, das belegt, wie gründlich sie sich mit der Materie Walschutz beschäftigen”.

Wale und Delfine auf Tour

Im Mai und Juni dieses Jahres veranstaltete die WDCS über einen Zeitraum von rund sechs Wochen eine Tour, innerhalb derer in 11 Norddeutschen Städten von dem Briten Andy Starbuck angefertigte, lebensgroße, aufblasbare Modelle von Walen und anderen Meeressäugern gezeigt wurden. Zudem gab es einen Infostand, einen Kurs zur Rettung gestrandeter Wale, informative Dia- und Filmvorführungen. ”Auch hier fiel besonders das große Interesse der jugendlichen BesucherInnen auf” sagt Niki Entrup. ”Manche Kinder kamen an mehreren Tagen hintereinander zu der Veranstaltung und freuten sich insbesondere dann immer wieder, wenn sie zum wiederholten Male einen Delfin retten konnten”. An dem in diesem Rahmen stattgefundenen Malwettbewerb nahm ebenfalls eine große Zahl von Kindern teil. ”Wir konnten insgesamt mehr als 1000 Bilder einsammeln und es wird uns nun sehr schwer fallen, unter all den wunderschönen Zeichnungen zum Thema Walschutz die GewinnerIn zu ermitteln” äußerte sich begeistert die WDCS-MitarbeiterIn Christine Diemling.

WDCS Schulvorträge

WDCS Kids
WDCS Kids

Durch die erfreuliche, in den letzten Monaten zu verzeichnende, steigende Zahl ehrenamtlicher, erwachsener MitarbeiterInnen ist es der WDCS nun möglich, vermehrt unentgeltliche Vorträge zum Thema Wale und Walschutz an Deutschen Schulen anzubieten. Der WDCS-Vortrag umfasst rund zwanzig Dias, erstreckt sich über ca. 45-60 Minuten und kann nach Bedarf auch durch Video- und Audiopräsentationen (von Walgesängen) ergänzt werden. Inhalte sind die Biologie und Vielfalt der Wale, ihre Entstehungsgeschichte, ihre Bedrohung und sinnvolle Schutzmaßnahmen (unter besonderer Berücksichtigung der WDCS-Arbeit). Erste Vorträge wurden in Deutschland bereits gehalten und auch hier waren die Reaktionen sehr positiv. So berichtet ein Referent: ”Die SchülerInnen wussten selbst immer sehr viel von Walen zu berichten, so dass der Vortrag nie zu einem reinen Monolog verkam, sondern sich zu regelrechten interessanten Dialogen entspann, innerhalb derer ich noch etwas lernen konnte. In dem Teil des Vortrages, der sich mit der Bedrohung von Walen beschäftigte, war stets eine große Anteilnahme und Traurigkeit spürbar”. Über einige seltsame Phänomene, die im Rahmen des Vortrages auftraten, berichtet der Referent ebenfalls schmunzelnd: ”Jedesmal wenn der Baiji, der chinesische Flussdelfin (Lipotes vexilifer), gezeigt wurde, gab es – wohl wegen seines durch den langen dünnen Schnabel begründeten merkwürdigen Aussehens – ein großes Gelächter. Hingegen ging bei der Präsentation eines Orcas (Orcinus orca) beim ”Spy Hopping” (Ausschauhalten) immer ein gerührtes liebevolles ”Oooooooh” durch die Reihen. Die WDCS Schulvorträge waren jedenfalls bisher für alle Beteiligten – SchülerInnen, Lehrer, wie auch ReferentInnen – stets ein großes Erlebnis und es bleibt zu hoffen, dass sie mit Hilfe weiterer ehrenamtlicher WDCS-MitabeiterInnen künftig in noch größerem Umfang durchgeführt werden können.

Resümee

Basierend auf den Erfahrungen aus der WDCS-Jugendarbeit zieht Niki Entrup folgendes Resümee: ”Es ist beeindruckend und gegen unsere Erwartungen, dass im Multimedia-Zeitalter, in dem bereits ein Großteil der Jugendlichen über PCs verfügt und einen nicht unerheblichen Teil seiner Freizeit davor verbringt, doch noch ein direkter und gefühlsmäßig sehr starker Bezug zur Natur besteht. Viele Walarten wie der Baiji (Lipotes vexilifer), der Nordkaper (Eubalaena glacialis) oder der Vaquita (Phocoena sinus) sind durch Umweltbelastungen, Fischerei und/oder auch Walfang so stark dezimiert worden, dass sie sich vielleicht nie mehr erholen werden. Das Interesse und auch der Einsatz der vielen Wal-interessierten Jugendlichen gibt uns allerdings Hoffnung, dass nun eine Generation heranwächst, der die Zerstörung der Natur alles andere als egal ist und die daher in unserem eigenen Sinne und dem unserer Nachfahren wieder vermehrt zu ihrer Erhaltung beitragen wird. Von der Kreativität der Jugendlichen können wir nur lernen.” Und von deren Visionen wohl auch!