Moby-Dick von Herman Melville wird von einigen als das bedeutendste literarische Werk Nordamerikas angesehen. Auch wenn das umstritten ist, lässt sich eines sicher sagen: Moby-Dick inspiriert auch heute Menschen weltweit zu Interpretationen und eigenem Schaffen. Seit August 2009 malt, zeichnet und gestaltet der amerikanische Künstler Matt Kish ein Werk zu jeder Seite Moby-Dick.
Moby-Dick und Herman Melville sind präsent wie nie: Zum Jahreswechsel sendete der Bayrische Rundfunk das zehnteilige Moby-Dick Hörspiel von Klaus Buhlert ergänzt durch zusätzliche Features. Seit Jahren beleuchtet das deutschsprachige Moby-Dick Blog das Schaffen Herman Melvilles mit oftmals überraschenden Fundstücken. Die Melville Gesellschaft sammelt seit 1999 literaturwissenschaftliche Aufsätze zu Melville in der Fachzeitschrift Leviathan. Und zahlreiche Freiwillige lesen seit 14 Jahren Streckenabschnitte beim Moby Dick Marathon, den das New Bedford Whaling Museum veranstaltet.
Auch für den amerikanischen „Alltags“-Künstler Matt Kish sind die Jahre 2009 bis 2011 Moby-Dick Jahre. Er nähert sich dem Melville-Werk mit Pinsel, Schere und Farbstift. Seiner Ansicht nach ist Moby-Dick der beste je geschriebene Roman und er wollte seiner Bewunderung Ausdruck verleihen, indem er für jede Seite Moby-Dick eine Illustration anfertigt.
Moby Dick Ermüdung
Am 6. August 2009 hat er begonnen und ist mittlerweile bei Seite 133 angekommen. Inzwischen bedauert er zwar die 552 Seiten starke „Signet Classic paperback“ Ausgabe des Buches verwendet zu haben und nicht die enger bedruckten um mehr als hundert Seiten kürzeren anderen Versionen, aber er verfolgt das Projekt nach wie vor mit großem Enthusiasmus.
Matt Kish bezeichnet sich selbst nicht als Künstler, sondern als Autodidakten, der Spaß am Malen und Zeichnen hat. Er arbeitet in seinem kleinen blauen Zimmer und verwendet als Grundlage seiner Werke Papiere aus abgestoßenen Fachbüchern, die Graphiken, Tabellen oder Diagramme zeigen. Darauf setzt er Collagen, Acrylstriche, Nagellack, Sprühdosen- oder Aquarellfarbe, was auch immer ihm unter die Hände kommt. Eine Kunstdebatte braucht man hier nicht zu führen. Man wünscht sich das irgendwann einmal beendete 552 Bilder starke Gesamtwerk in eine Ausstellung, in der man Seite für Seite durch Matt Kishs Interpretationen von Moby-Dick spazieren kann.
Kish weiß, dass man ohne Kenntnis des Buches nicht alle Zeichnungen verstehen kann: „Es sind keine Comic Seiten, ich erzähle nicht die komplette Geschichte von Moby-Dick in Bildern“. Wenn er wunschgemäß vorankommt, wird er im März 2011 die letzte Seite auf seine Website laden.
Wir wünschen viel Spaß beim Nacherkunden der bisherigen Seiten und täglich neue Moby-Dick Überraschungen durch das Jahr 2010 hindurch.
Links und Literatur
DOEPP, J. (2002):
„zu wüten gegen ein stummes Ding“ – Moby-Dick und das Radio.
Bayerischer Rundfunk, München.
KISH, M. (2009):
Extracts: One Drawing for Every Page of Moby-Dick
matt-kish.com
KISH, M. (2009):
One Drawing for Every Page of Moby-Dick
everypageofmobydick.blogspot.com
KISH, MATT (2011):
Moby-Dick in Pictures: One Drawing for Every Page.
Tin House Books, Portland: 552 S.
MELVILLE, H. (2001):
Moby Dick, or, the whale
Project Gutenberg, Salt Lake City, USA.
REICHERT, C.-L. (2002):
Moby Medial – Rezeptionsgeschichte und Medialität eines Romans.
Bayerischer Rundfunk, München.
SCHNOOR, M. A. (2002):
Melville, der Rätselhafte – Leben und Werk eines großen amerikanischen Dichters.
Bayerischer Rundfunk, München.