Es sind grausige Vorgänge in der Arktis dieser Tage. In den letzten Novembertagen 2008 töteten Inuit-Jäger etwa 500 Narwale, die sich an zu wenigen Atemlöchern drängten und nach Luft schnappten. Die Jäger selbst und die kanadischen Behörden nennen es einen Akt des Humanismus, die Tiere zu töten bevor sie ersticken, weil bald auch die restlichen Luftlöcher zufrieren werden.
Die Tiere, deren männliche Exemplare ein gedrehtes Elfenbeinhorn auf dem Kopf tragen und deshalb auch die Einhörner der Meere genannt werden, waren vermutlich bei ihrer jährlichen Wanderung nach Süden am Pond Inlet nördlich von Baffin Island vom Eis eingeschlossen und vom offenen Wasser getrennt worden. Erst am 15. November wurden die verzweifelten Tiere von einheimischen Jägern entdeckt. Nur etwa 20 Atemlöcher, meist nicht größer als ein Schreibtisch, waren für 500 Wale übrig geblieben, und in ihrer Gier nach Luft schoben große Bullen gleichzeitig atmende Kälber durch so ein Loch aus dem Wasser nach oben aufs Eis.
Keith Pelley vom kanadischen Fischereiministerium lobte die Inuit-Jäger für die „sorgfältig organisierte Jagd“ und dass sie so „weiteres Leiden der Wale verhindert“ hätten.
„Statt Krokodilstränen zu vergießen hätte er lieber eine Rettung für die Tiere organisieren sollen“, sagt Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), „unter weit ungünstigeren Umständen hat das ja schon einmal geklappt.“ – Im Jahr 1988, gegen Ende des Kalten Krieges, hatten amerikanische und sowjetische Eisbrecher vor Alaskas Küste gemeinsam zwei vom Eis eingeschlossene Grauwale befreit, und auch in russischen Gewässern ist einmal eine Gruppe von Hunderten Belugas aus dem Eis befreit worden.
Aus den bekannten Informationen geht nicht hervor, dass das Fischereiministerium auch nur erwogen hat, die Wale aus ihrer Falle zu retten. Beispielsweise die Löcher im Eis zu vergrößern und zu warten bis ein Eisbrecher herankommt – das offene Meer ist derzeit 50 Kilometer entfernt. Und die einheimischen Jäger musste man wohl kaum zum Jagen tragen, es war in Wahrheit ein Schlachten mit Gewehren und Harpunen an den Eislöchern. „Es ist kein schöner Anblick“, sagt der Ladenbesitzer Allan Hawkes aus Pond Inlet angesichts von Hunderten geschlachteten Walen auf dem Eis, „auch für mich nicht, obwohl ich einmal im Süden des Landes in einem Schlachthof gearbeitet habe.“
Sein Entsetzen wird sich dennoch in Grenzen bewegen, denn Hawkes soll das ganze Fleisch und alle Stoßzähne vermarkten. Einen besseren Deal wird der ehemalige Schlachthofarbeiter nie gemacht haben.
„Es ist wohl leider kein Einzelfall, dass eine Gruppe von Walen im Eis eingeschlossen wird und verhungert oder erstickt“, sagt der kanadische Experte Randall Reeves „doch meistens sehen Menschen das in der arktischen Nacht nicht. Allenfalls mal ein Eisbär, den ein toter Wal wochenlang ernähren kann.“ Der Wissenschaftler vermutet dennoch eine wachsende Zahl und menschengemachte Ursachen für die in den letzten Jahren bekannt gewordenen Fälle: „Wegen des Klimawandels bleiben arktische Buchten bis in den späten Herbst oder sogar frühen Winter eisfrei, die Wale wiegen sich in Sicherheit und werden dann vom plötzlich einbrechenden Frost überrascht.“
Petra Deimer: “ Auch wenn das Überleben der zirkumpolar lebenden Narwale durch den Verlust dieser 500 Tiere nicht gefährdet ist, so sind Narwale besonders im nordöstlichen Atlantik stark gefährdet. Abgesehen vom Klimawandel, der für alle Wale der Arktis Probleme schafft, gibt es einen weiteren, dramatischen Grund: Grönländische Jäger töten pro Jahr mit 200-300 Narwalen zu viele Tiere, mehr als der Bestand verkraften kann. Sie jagen das Einhorn nicht zuletzt, um das wertvolle Elfenbein zu vermarkten. Ein schöner Zahn bringt in Dänemark stolze 8 500 €, ein weniger gut Erhaltener etwa 5 000 €, berichtet die dänische GSM-Kollegin Birgith Sloth.
Dies ist eine Pressemitteilung von Walter Karpf für die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V. (GSM).
Liebe Freunde, ich bin überwältigt von der Aussage und kann mich kaum beruhigen. Welch eine traurige Geschichte, aber auch welch eine menschliche Leistung, die Tiere zu retten, leider zu spät. Warum gibt es keine Möglichkeit liebevoll, seemännisch zusammenzuarbeiten. Russen und Amerikaner sind doch einfach auch nur Menschen, die Gemeinsamkeiten haben. Herr Putin sollte eingeschaltet werden, der Mann ist ein Naturmensch und hat immer ein offenes Ohr für die Dinge der Natur; unterschätzt nicht seine Leistungen!
Gruß Manfred