In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Marine Mammal Science beschreiben Isabel Beasley und Kollegen eine neue Delfinart: Den Australischen Stupsfinnendelfin, Orcaella heinsohni Sp. N.
Isabel Beasley (James Cook University) und Dr. Peter Arnold (Museum of Tropical Queensland) haben die australischen und asiatischen Vorkommen des Irawadi-Delfins, Orcaella brevirostris, verglichen und konnten dabei diverse Unterschiede dokumentieren: Der Irawadi-Delfin hat eine kleinere Finne und zwischen Blasloch und Finne ist eine Rinne zu sehen, die dem australischen Stupsfinnendelfin fehlt. Die Haut des Australischen Stupsfinnendelfins ist dreifarbig, während der Irawadi-Delfin bis auf den hellen Bauch einheitlich schiefergrau ist. Hinzu kommen viele Unterschiede bei der Anatomie des Schädels.
Die von Dr. Kelly Robertson (NMFS, USA) durchgeführten molekularbiologischen Untersuchungen haben den Unterschied auch im Erbgut bestätigen können, so dass der Verkündung einer neuen Art nichts mehr im Wege stand.
Der Australische Stupsfinnendelfin ist nach dem australischen Wissenschaftler George Heinsohn benannt. Heinsohn hat in den 60er und 70er Jahren gestrandete und in Hainetzen beigefangene Delfine untersucht. Diese Tiere haben wesentlich zur Bestimmung der neuen Art beigetragen.
Es gibt 200 bekannte Vertreter des wahrscheinlich sehr seltenen Delfins bei Townsville im Norden von Queensland (Australien). Die Australischen Stupsfinnendelfine leben in flachen Küstengewässern und sind bootsscheu. Der Artstatus dieser durch menschliche Aktivitäten hoch bedrohten Tiere wird Auswirkungen auf die Schutzanstrengungen haben. Australien ist aufgerufen unmittelbare Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
In der Pressemeldung der James Cook University erfahren Sie mehr zur neuen Art: New dolphin species discovered.
Die dazugehörige Veröffentlichung ist gerade erschienen:
BEASLEY, I., K. M. ROBERTSON u. P. ARNOLD (2005):
Description of a new dolphin, the Australian snubfin dolphin Orcaella heinsohni sp. N. (Cetacea, Delphinidae).
Mar. Mamm. Sci. 21, 365-400
Zur deutschen Übersetzung: Für den Irawadi-Delfin wird im Englischen neben dem gebräuchlichsten NamenIrrawaddy dolphin
auch die Bezeichnung Snubfin dolphin
verwendet, die WATSON 1981 eingeführt hat. Da sich die Bezeichnung Irrawaddy auf einen Fluss (vor allem) in Myanmar bezieht, halte ich es auch im Deutschen für sinnvoll, die neue Delfinart einhergehend mit dem englischen Namen als Stupsfinnendelfin
zu benennen. Die Wortneuschöpfung ist von dem deutschen Wort Stupsnase
abgeleitet verständlich und beschreibt das Aussehen des Delfins treffend.
Ergänzung (5.7.2005, 21 Uhr): Dass die Überlegungen zum deutschen Namen wichtig sind, zeigt die Hilflosigkeit der deutschen Presse bei der Benennung des Delfins:
- Spiegel Online: Stupsflossendelfin (5.7. | 21 Uhr)
- Nachrichtenagentur AFP bei der Celleschen Zeitung:Stumpfflossen-Delfine (5.7. | 21 Uhr)
- Nachrichtenagentur dpa beim Hamburger Abendblatt:Australischer Irawadi-Delfin (5.7. | 21 Uhr)
- Nachrichtenagentur AP: Stupsflossen-Delfin (5.7. | 21 Uhr)
Sowohl Stupsflossen- als auch Stumpfflossendelfin sind irreführende Bezeichnungen, da im Englischen die Finne auf dem Rücken durch den Zusatz snub
beschrieben wird und nicht etwa die Brustflossen (Flipper), oder die Schwanzflosse (Fluke). Ausserdem gehört der Zusatz australisch
zum Namen, da ja auch die Irawadi-Delfine, als Stupsfinnendelfine bezeichnet werden können, was bisher im Deutschen allerdings nicht der Fall war.
Die Bezeichnung Australischer Irawadi-Delfin
lässt die logischen Überlegungen der Wissenschaftler ausser Acht, die die geographische Bezeichnung Irawadi
als Namen für die australische Art unsinnig finden und daher auf den anderen bestehenden Namen snubfin dolphin
zurückgreifen.
Bei weiteren Übersetzungsversuchen würde ich mich über eine Nachricht freuen ().
Jan Herrmann
Literatur:
WATSON, L. (1981):
Whales of the world.
Hutchinson, London.