Nicht aufgeben, Vaquitas schützen

von | cetacea.de | | 18. Juli 2020

Trotz aller Schutzbemühungen und trotz der Corona-Epidemie setzen illegal operierende Fischer im nördlichen Golf von Kalifornien (Cortés-See) in Mexiko weiter Netze zum Fang der Totoaba Fische aus. Die vom Aussterben bedrohten Schweinswale, die nur hier vorkommen, verfangen sich immer wieder in diesen Netzen, so dass der geschätzte Gesamtbestand dieser Art bei unter 20 Tieren liegt. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass die Fischerei für die fortgesetzten Todesfälle verantwortlich ist und nicht etwa Umweltgifte oder natürliche Ursachen. Am heutigen internationalen Tag zum Schutz des Vaquitas wird um Aufmerksamkeit für die extrem bedrohten kleinen Wale geworben.

Vaquitas gibt es nur im oberen Golf von Kalifornien, Mexiko. Karte: NOAA Fisheries West Coast (CC BY-NC-ND 2.0)

Vaquitas wurden erst 1958 im oberen Golf von Kalifornien als eigene Art entdeckt. Seitdem wurden immer wieder tote Vaquitas in Fischernetzen gefunden. Anfang der 1990er Jahre wurden aufgrund direkter Beobachtungen der handwerklichen Fischerei schätzungsweise 17 Prozent der Population in Kiemennetzen getötet. Zwischen 1997 und 2008 wurde der Populationsrückgang von 7 bis 8 Prozent pro Jahr in erster Linie auf die Sterblichkeit in Kiemennetzen für Garnelen und Fische zurückgeführt. Trotz eines Verbots des Einsatzes von Kiemennetzen im Vaquita-Gebiet geht die illegale Totoaba-Fischerei weiter, angetrieben durch den Schwarzmarkt für Totoaba-Schwimmblasen in China.

Die mexikanische Regierung hat mit einem Verbot von Kiemennetzen, einem Verbot des nächtlichen Fischfangs und besseren Kontrollen zur Überwachung der Fischereiaktivitäten in der Cortés-See auf die sinkenden Zahlen von Vaquitas reagiert. Sie hat auch ihre Marine zur Unterstützung eingesetzt und zugesichert, ihre Bemühungen zur Durchsetzung der Vorschriften zu verstärken. Lokale und internationale Nichtregierungsorganisationen sind ebenfalls seit Jahren in dem Gebiet tätig, um frei schwimmendes Fanggerät zu entfernen. Heute wissen wir: Diese Maßnahmen sind nicht effizient genug. Die Fischer erzielen mit dem Verkauf von getrockneten Schwimmblasen des Totoaba Fisches nach China ein so hohes Einkommen, dass sie mögliche Ahndungen in Kauf nehmen.

Bestandsentwicklung der Vaquitas nach Zählungen zwischen 1997 und 2018. Hintergrundbild: Christian Faesi, Copyright Omar Vidal. Proyecto Vaquita El Golfo, Feb 1992 (CC BY-NC-ND 2.0)

Vaquita Protokoll 2020

In der Fischereisaison 2019-2020 von November bis Februar haben Sea Shepherd Schiffe 106 illegale Totoaba-Netze gefunden und eingeholt. Im Februar wurden Naturschützer der Sea Shepherd an Bord der M/V Sharpie von Fischern angegriffen und beschossen. Im März wurde ein in einem Totoaba-Netz gefangenes Tier tot aufgefunden. Gleichzeitig hat der US National Marine Fisheries Service (NMFS) angekündigt, dass er mexikanische Importe von Garnelen und anderen Meeresfrüchten, die in kritisch gefährdeten Vaquita-Habitaten im nördlichen Golf von Kalifornien gefangen wurden, verbieten wird.Im April hat Sea Shepherd sein Monitoring aufgrund der Corona-Epidemie vorläufig eingestellt, die illegalen Fischereiaktivitäten gingen aber weiter.

Im Report des Wissenschaftsausschusses der Internationalen Walfangkommission aus dem Juli 2020 wird von drei Vaquita-Kälbern im Jahr 2019 berichtet. So sieht der Wissenschaftsausschuss eine Chance für den Erhalt der Vaquitas, wenn „es strenge, konzertierte Bemühungen gibt, um den illegalen Fischfang und den Einsatz von Kiemennetzen im gesamten Verbreitungsgebiet der Vaquita zu verhindern.“

Umweltgifte sind nicht Schuld am Vaquitasterben

Frances Gulland von der Universität von Kalifornien sowie Kolleginnen und Kollegen von 9 weiteren Einrichtungen haben neun tote Vaquitas untersucht, die zwischen 2016 und 2018 aufgefunden wurden. Neben PCBs, DDTs und Polybromierte Diphenylether (PBDEs) wurden auch das Vorhandensein von Algengiften wie Domoinsäure und Saxitoxin überprüft. Die Tiere waren alle in gutem Ernährungszustand, hatten volle Mägen und Wunden, die für einen Beifang in der Fischerei sprachen. Die Konzentrationen von PCB lagen zwischen 94 und 180 ng/g Fettgewicht, von DDT zwischen 500 und 1200 ng/g Fettgewicht und von PBDE zwischen 97 und 210 ng/g Fettgewicht, was verglichen mit anderen Meeressäugern recht gering ist. Weder Saxitoxin noch Domoinsäure wurde gemessen.

Besprochene Literatur

GULLAND, F., K. DANIL, J. BOLTON, G. YLITALO, R. S. OKRUCKY, F. REBOLLEDO, C. ALEXANDER-BELOCH, R. L. BROWNELL, S. MESNICK, K. LEFEBVRE, C. R. SMITH, P. O. THOMAS, und L. ROJAS-BRACHO (2020):
Vaquitas (Phocoena sinus) continue to die from bycatch not pollutants.
Vet Rec

Petition zum Schutz der Vaquitas

Nur noch sofortiges und entschlossenes Handeln kann diese Art retten: 

  • Aktive und aufgegebene Kiemennetze aus dem Golf von Kalifornien entfernen
  • Verstärkte Anstrengungen zur Durchsetzung des bestehenden Kiemennetzverbotes und zur strafrechtlichen Verfolgung derjenigen, die dagegen verstoßen.
  • Angebot von Alternativen für die lokale Wirtschaft, in der die Fischerei nach wie vor eine wichtige Rolle spielt.

Diese Maßnahmen fordert eine aktuelle Petition „Save Mexico’s Vaquita Porpoise from Imminent Extinction!“ der porpoise.org Porpoise Conservation Society und Viva Vaquita bei Change.org.

Oder mal einen Brief schreiben

Darüber hinaus gibt es nicht viele Dinge, die wir zum Schutz der Vaquitas beitragen können. Wir können die Organisationen unterstützen, die sich in der Cortés-See für den Schutz der Vaquitas einsetzen. Wir können auch unser Interesse am Schutz der Vaquitas gegenüber der mexikanischen Regierung äußern:

Presidente Andrés Manuel López Obrador
Residencia oficial de Los Pinos, Molino del Rey s/n,
Col. San Miguel Chapultepec, Distrito Federal. C.P. 11850
Mexico

Links

Das Beitragsbild zeigt einen Vaquita im Golf von Kalifornien. Bild: Paula Olson (NOAA)