Ostsee-Schweinswal braucht starken Schutz

von | BfN | Bonn/Vilm | 29. März 2007

BfN-Forschungsprojekt will Schweinswale in der Ostsee retten. Die Schweinswale in der zentralen und östlichen Ostsee gehören zu einer genetisch eigenständigen Population.

Tot angespülter Schweinswal. Bild von Calum Davidson

Toter Schweinswal an schottischem Strand, © Calum Davidson

In einem Zwischenbericht konnten die Forschungsnehmer des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) zeigen, dass die hochgradig bedrohte Ostsee-Population der Schweinswale tatsächlich noch existiert. Allerdings bedarf die einzige heimische deutsche Kleinwalart in der Ostsee dringend weiterer Schutzmaßnahmen, um die Bedrohungen insbesondere durch die Fischerei zu überleben. In groß angelegten Untersuchungen mit über 40 verankerten so genannten Klickdetektoren konnten Wissenschaftler des Deutschen Meeresmuseums nachweisen, dass das zur Echoortung benutzte Biosonar des scheuen Wals in den Gewässern um Fehmarn oder in der Kadetrinne im Sommer sogar täglich zu hören ist. Obwohl in der Vergangenheit oft bezweifelt, konnte nun ebenfalls nachgewiesen werden, dass der kleine Zahnwal auch noch vor der Küste Vorpommerns zu Hause ist. In der Pommerschen Bucht wurden an mindestens sechs Prozent aller observierten Tage Schweinswale registriert.

Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben Jastarnia-Projekt wurde 2004 als Folge eines Rettungsplans initiiert. Das internationale Abkommen zum Schutz der Kleinwale in Nord- und Ostsee ASCOBANS verabschiedete 2002 diesen Rettungsplan für die Schweinswale in der Ostsee, den sogenannten Jastarnia-Plan. Hierin werden die Vertragsstaaten angehalten, wirkungsvolle Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Das Jastarnia-Projekt bearbeitet in vier Projektteilen den derzeitigen Forschungsbedarf bis Ende 2007. Am Projekt arbeiten die Forschungseinrichtungen des Deutsches Meeresmuseums in Stralsund, des Forschungs- und Technologiezentrums Büsum (FTZ) und der Universität Potsdam zusammen.

Um einen besseren Überblick über das Vorkommen und die grenzenübergreifende Verteilung der Schweinswale in der Ostsee zu erhalten, wird im Rahmen des Jastarnia-Projekts am FTZ eine internationale Datenbank aufgebaut, in der historische und aktuelle Informationen zu Sichtungen, Strandungen und Beifänge von Schweinswalen aus den Ostsee-Anrainerstaaten aufgenommen und später im Internet dargestellt werden. Ebenfalls am FTZ wurden Schweinswale auf ihren Gesundheitszustand sowie auf Altersstruktur und Reproduktionsfähigkeit hin untersucht. Die meisten der sehr jungen aber weitgehend gesunden Tiere starben durch Beifang in der Fischerei.

An der Universität Potsdam wurden der Status der Schweinswale in der Ostsee und ihre Verwandtschaft zueinander mit modernen molekular-genetischen Verfahren analysiert. Hierbei konnte die Existenz einer genetisch eigenständigen Population in der zentralen und östlichen Ostsee nachgewiesen werden. Diese Befunde unterstreichen, dass die sehr selten gewordenen innerbaltischen Schweinswale als eigene schützenswerte Management-Einheit zu betrachten sind.

Nach Ansicht des BfN sind vor allem die Bestätigung der regelmäßigen Anwesenheit von Schweinswalen in Gebieten, in denen sie selten wahrgenommen werden, und die Bestätigung, dass diese Tiere eine eigenständige Ostsee-Population bilden, wichtige Grundlagen, um erforderliche Schutzmaßnahmen für die stark bedrohten Schweinswale in der Ostsee begründen zu können. Die Endergebnisse des Forschungsvorhabens sollen zum Jahresende im Rahmen einer internationalen Tagung des Bundesumweltministeriums und des BfN vorgestellt werden.

Dies ist eine Pressemitteilung des Bundesamts für Naturschutz (BfN).

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