Die Wale von Linz in Österreich

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 31. Dezember 2009

Geschichte ihrer Erforschung

von JOHANNES ALBERS

Linz, die Hauptstadt Oberösterreichs, ist im Darwinjahr 2009 Europäische Kulturhauptstadt. Aus diesem Anlass erinnern wir daran, dass die Stadt an der Donau auch ein interessantes Naturerbe in Gestalt fossiler Walfunde hat. Sie sind ca. 25 Millionen Jahre alt. Ihre Erforschung war im 19. Jahrhundert eine europäische Angelegenheit, an der Gelehrte verschiedener Länder mitwirkten. Im 20. Jahrhundert kamen u.a. Amerikaner dazu. Diese verwickelte Geschichte wird hier in ihren wesentlichen Zügen nachgezeichnet. Zu Ende ist sie bis heute noch nicht.

Kapitelübersicht:

  1. Die Wale von Linz in Österreich
  2. Die ersten beiden Schädel und ihre Vereinigung
  3. Der Linzer Bartenwal: Schädel und fragliche Wirbel
  4. Die ersten beiden Schädel – und dann waren es drei
  5. Die Studie Abels und ihre Kritik
  6. Rothausen und die nachfolgende Forschung
  7. Empfohlene Literatur / Museumsinfo
  8. Druckversion (PDF, 500 KB)

Die Linzer Wale stammen geologisch aus dem oberen Oligozän der Paratethys. Das Oligozän ist die Zeit vor ca. 34 bis 23 Millionen Jahren. Die Verteilung von Land und Meer sah damals noch anders aus als heute: Die alte Tethys-See (quasi das Ur-Mittelmeer) hatte einen nördlichen Ableger, der sich von Zentralasien bis nach Westeuropa erstreckte. Von dieser Paratethys gibt es noch heute Wasser führende Reste: das Schwarze und das Kaspisches Meer, sowie den schrumpfenden Aralsee.

Im Oligozän entfalteten sich die Unterordnungen der Zahnwale und Bartenwale, während die älteren Urwale verschwanden. Vertreter früher Zahn- und Bartenwale, deren Einsortierung in die je passende Unterordnung die Forscher z.T. vor große Probleme stellte, fand man im 19. und 20. Jahrhundert an einem ehemaligen Meeresstrand in Österreich: in der Sandgrube des Bauernberges in Linz.

Dort haben die heutigen Oberösterreichischen Landesmuseen ihre Keimzelle in dem 1833 gegründeten Verein des vaterländischen Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg. 1839 übernahm Erzherzog Franz Karl die Schutzherrschaft. Erstes Museumsgebäude war das Ständische Expeditorhaus an der Promenade. Das dortige Vaterländische Museum wurde zu Ehren seines Schutzherrn Francisco-Carolinum genannt. Es war das erste Forschungszentrum für die fossilen Linzer Wale.