Pfingstsonntag: Tag des Ostsee-Schweinswals

von | GSM & dmm & BfN | Stralsund | 10. Mai 2005

Den kleinen Walen in großer Not ist jeder dritte Sonntag im Mai gewidmet. Dieses Jahr fällt dieser Ehrentag auf den Pfingstsonntag. Leider ist der Tag des Schweinswals kein Tag zum Jubeln.

Die Schweinswale sind in der Ostsee vom Aussterben bedroht. Ohne strikte Schutzmaßnahmen werden die nur 1,60 m langen, einzigen in der Ostsee heimischen Wale in wenigen Jahren ausgerottet sein. Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm und besonders die Fischerei machen ihnen das Überleben schwer. Nach Hochrechnungen von Wissenschaftlern existieren in der östlichen und zentralen Ostsee vielleicht nur noch 100 Tiere. 1995 wurde der Bestand noch auf 599 hochgerechnet. In der westlichen Ostsee leben vermutlich 800 bis tausend Wale. Jedes Jahr sterben in Fischernetzen zwischen vier und sieben Prozent der Bestände im sogenannten Beifang. ‚Es sterben mehr Wale als geboren werden‘, so die Meeresbiologin Petra Deimer von der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V. (GSM). ‚Das kann der Ostsee-Schweinswal nicht überleben.

Um dem Ostsee-Tümmler zu helfen, wurde im Rahmen des Kleinwale-Abkommens ASCOBANS ein Rettungsplan entwickelt. Er rät zur Umstellung der Fischerei von Treibnetzen auf Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen und zur Einrichtung von Meeresschutzgebieten. Mit der Fauna- Flora- Habitat- Richtlinie (FFH) zur Erhaltung natürlicher Lebensräume sowie wildlebender Tiere und Pflanzen haben sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union 1992 verpflichtet, ein Netz von Schutzgebieten für bedrohte Arten und Lebensräume zu schaffen. Fünf solcher FFH-Gebiete wurden im letzten Jahr durch den Bundesumweltminister in der deutschen Ostsee an Brüssel gemeldet: Fehmarnbelt, Kadetrinne, Adlergrund, westliche Rönnebank und Pommersche Bucht mit Oderbank (s. www.HabitatMareNatura2000.de). ‚Mit diesen Schutzgebieten wollen wir besonders wichtige Teile des Schweinswal-Lebensraumes vor der Zerstörung z.B. durch technische Anlagen und Kiesabbau bewahren‘, so der leitende Meeresbiologe Dr. Henning von Nordheim vom zuständigen Bundesamt für Naturschutz. ‚Eine ökosystemverträgliche Nutzung z.B. durch Segeln dürfte dagegen grundsätzlich kein Problem darstellen.‘

Für einen effektiven Schutz der Ostsee-Schweinswale bedarf es einer genauen Kenntnis über ihre saisonale Verbreitung und die bevorzugten Lebensräume. Daher fordert der Rettungsplan die ASCOBANS-Mitgliedstaaten auf, auch die notwendige Forschung umgehend durchzuführen. Deutschland ist dabei Spitzenreiter dank des akustischen Forschungsteams am Deutschen Meeresmuseums in Stralsund und der finanziellen Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz (s. www.meeresmuseum.de). ‚Wir benutzen sogenannte Klickdetektoren, die an interessanten Stellen unter Wasser verankert werden, um vorbeischwimmende Schweinswale zu belauschen, ohne sie dabei zu stören‘, so Dr. Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseum. ‚Mit unserer Expertise und der Weiterentwicklung dieser vielversprechenden Methode können wir auch den Bundesländern helfen, ihren Monitoring- Verpflichtungen gegenüber der EU nachzukommen.‘

Um Aufschluss über Verbreitung und Leben der Schweinswale zu bekommen, wendet sich die GSM bereits im vierten Jahr an Segler und andere Bootsfahrer. Sie bittet die Crews, Sichtungen von Schweinswalen mit Angaben über Datum, Windverhältnisse und Position mög¬lichst mit GPS-Daten (s. www.gsm-ev.de ) zu melden. Die Sichtungsdaten sind auch bei der Ausweisung von Meeresschutzgebieten eine große Hilfe. Weil die zentrale und östliche Ostsee wenig befahren werden, bittet die GSM Wassersportler, vor allem dort die Augen offen zu halten und Meldung zu machen. Und noch etwas: Wo in Zukunft Schweinswale ein Refugium finden sollen, werden sich auch Segler weiterhin bei naturfreundlichem Verhalten unbeschwert bewegen können. Walschutz bedeutet nicht, dass das Meer zwangsläufig zum Beispiel für Wassersportler gesperrt wird.

Dies ist eine gemeinsame Presseerklärung der  Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM), des Deutschen Meeresmuseums Stralsund (dmm) und des Bundesamts für Naturschutz (BfN)