Playmobil (2008): Forscher-Boot mit Pottwal

von | | | 2. Mai 2008

Playmobil (2008): Forscher-Boot mit Pottwal Karton mit Pottwal, Boot, Forscher und Utensilien. Nr. 4489 bei Playmobil Preis: EUR 16,99
Playmobil (2008):
Forscher-Boot mit Pottwal
Karton mit Pottwal, Boot, Forscher und Utensilien. Nr. 4489 bei Playmobil
Preis: EUR 16,99

Besprechung von Mika und Jan Herrmann

Wale und die Walforschung sind ein allgegenwärtiges Beschäftigungsfeld für uns alle – die wir uns mit diesen Meeressäugern beschäftigen. Unser Internetpostkasten wird täglich mit Neuigkeiten über Wale gefüllt; Hier einer gestrandet, dort einer gejagt, ganz woanders einer gerettet. Können wir Wal-Enthusiasten überhaupt noch bemerken, wie Wale woanders bei Lieschen Müller und Herbert Mustermann wahrgenommen werden?

Ein Zeichen allgemeiner Präsenz ist es, wenn die Wale ihren Weg in die Spielwelt der Kinder nehmen. So war ich nicht nur erstaunt, sondern auch erfreut, als ich herausfand, dass es nicht nur die Wale zum Streicheln gibt, sondern auch einen handfesten Walforscher. Seit Ende April bietet die Firma Geobra Brandstätter aus dem fränkischen Zirndorf das Playmobil-Set Forscher-Boot mit Pottwal an.

Meeressäuger hatten schon gelegentlich Auftritte bei Playmobil. Seit einiger Zeit gibt es ein Delphinarium, dazu einen Tierpfleger mit Delfin oder ein Fischerboot mit Wal.

Whale Watching mit Playmobil
Whale Watching mit Playmobil

Was ist das nun für ein Forscher? Taugt der zum Spielen und gibt er als Walforscher ein realistisches Abbild der echten Wissenschaftler?

Als zusätzlicher Experte für diese Besprechung unterstützt mich der Playmo-Spezialist Mika (7), der mir hilft ein sachkundiges Urteil über diese Playmobil-Neuheit zu fällen.

Umfang des Sets Forscher-Boot mit Pottwal

Das Paket enthält einen großen Pottwal, ein Schlauchboot und einen Playmobil-Mann. Bevor der Spieltest losgehen kann, steht das Basteln an. Das Boot wird mit Außenbordmotor, Aufsätzen und Paddeln ausgerüstet, die Identifikations-Tafel des Forschers mit einer Fluken-Tafel beklebt. Der Forscher wird noch mit Rettungsweste, Fernglas, Mütze, GPS-Gerät (?) ausstaffiert und schon kann’s losgehen.

Wassercheck
playmo_walforschung2

Schwimmen Boot und Wal oder gehen sie vor Ehrfurcht im richtigen Gewässer gleich unter? Der Gartenteich bringt es an den Tag. Sie schwimmen beide. Der Forscher steuert sein Boot souverän durch die Mangrovenlandschaft eines Gartenteiches und der Wal schwimmt recht ordentlich an der Wasseroberfläche und nicht drunter oder gar drauf. Was im Gartenteich klappt gelingt natürlich auch in der Badewanne.

Forscher spielen – oder doch lieber Moby Dick?

Spielcheck
Im Gartenteich spielt man selten und Eltern sehen das meist nicht gerne, wenn man sich dort alleine mit ’nem Wal beschäftigt. Macht nichts, denn auch in der Badewanne kann man den Pottwal erforschen, (Eltern bitte weglesen) bis das Badezimmer unter Wasser steht. Ist die Zeit in der Badewanne mal knapp bemessen, lässt sich auch im Trockenen mit Wal und Forscher spielen. Aber wissen Kinder eigentlich, was Forscher machen? Eher nicht. Flukenidentifikation, Tauchfrequenzen aufnehmen, Verhaltensmonitoring – gäääähn – sind keine richtigen Kinderspiele. Da liegt es eher nahe, dass Walfänger (versuchsweise Piraten im Piratenschiff, oder Polizisten auf der Arche Noah) dem Wal nachstellen wollen und der Forscher diesen durch tollkühne Manöver rettet. Weitere Spielideen des Playmo-Kenners Mika:

  • Der Wal strandet und der Forscher kommt mit seinem Schlauchboot angeflitzt und zieht ihn wieder ins offene Meer.
  • Wer eine Playmobil-Ritterburg hat, kann den Pottwal im Burggraben einquartieren, damit dieser angreifende Ritter und wilde Drachen vertreibt.

Der Wal könnte auch mal nicht ganz so friedlich wie seine lebendigen Artgenossen sein und versuchen, aus dem Forscher ein Frühstück zu machen. Das Spiel kennt hier keine „ethical correctness“ und wo wir gerade beim Korrekten sind und Mika kurz mit der Forscherjagd abgelenkt ist, wie steht es eigentlich um die zoologische Genauigkeit?

Größencheck

Der Pottwal ist ca. 35 cm lang
Der Pottwal ist ca. 35 cm lang
Vermessung des Pottwals
Vermessung des Pottwals

Wale sind groß. Und dieser Pottwal ist deutlich größer als Schlauchboot und Forscher. Aber stimmt das Verhältnis wirklich. Wir messen nach.
Ein ausgewachsener Pottwalbulle ist zwischen sechzehn und zwanzig Metern lang, eine Pottwalkuh zwischen zehn und zwölf Metern. Der Playmo-Pottwal ist etwa 35 Zentimeter lang. Der Forscher misst ca. sieben Zentimeter. Der Wal ist also fünf Mal größer als der Forscher. Wenn der Forscher jetzt ein Mann von 1,80 Metern Größe wäre, dann müsste der Wal bei diesem Verhältnis neun Meter lang sein und wäre damit eine halbwüchsige Kuh oder ein noch jüngerer Bulle.

Erkennungscheck

Die Fluke ist gut getroffen, der Schwanzansatz ein wenig breit.
Die Fluke ist gut getroffen, der Schwanzansatz ein wenig breit.

Der Wal ist ohne Zweifel als Pottwal zu erkennen. Das Blasloch sitzt oben links in geschwungener Kurve, der Rücken zeigt die kleine Finne und die kleinen Hubbel auf dem Weg Richtung Fluke. Die Fluke selbst hat das charakterische Aussehen einer Pottwalfluke, das landläufig als das Zusammentreffen zweier gleichschenkliger Dreiecke beschrieben wird. Die Flipper sind der Form nach und mit den überdeutlich hervortretenden gleichförmigen Strahlen vielleicht ein wenig zu fischflossig geraten. Die Produktverpackung führt dezent in die zoologische Irre. Da bläst der Wal, obwohl er noch ein gutes Stück unter Wasser ist. Das wird bei der hocheffizienten Atmung der Wale so nicht vorkommen. Denn auf das Ausatmen folgt unmittelbar das Einatmen. Schlechtfür den Wal, wenn er das noch unter Wasser probiert. Auch würde sich der Tieftauchrekordler Pottwal schon ziemlich gefangen fühlen, wenn er nichtmal eine Körperhöhe Wassersäule unter sich weiß. Aber das sind kleine Spitzfindigkeiten. Einziger deutlicher Schwachpunkt ist der viel zu breite Unterkiefer, der nichts mit dem schmalen Steg zu tun hat, in dem die Zähne bei den realen Pottwalen stecken.

Der schmale Unterkiefer eines echten Pottwales. Umweltzentrum Wittbülten
Der schmale Unterkiefer eines echten Pottwales. Umweltzentrum Wittbülten

Spiel-Erweiterungen
Das Forscherboot lässt sich mit einem echten Unterwassermotor (Nr. 7350) aufrüsten. Playmobil hat noch einen Schwertwal (Nr. 7654) und einen Delfin (Nr. 7184) im Angebot. Für Wal-interne Spiele gar nicht schlecht. Das Delfinarium (Nr. 4468) und die Pfleger mit Stretcher und Delfin (Nr. 4466) könnten auch als Reha-Zentrum zur Wiederauswilderung gestrandeter Delfine eingesetzt werden, während der andere Schwertwal dem Fischer (Nr. 6739) die Fische zutreibt. Wer sich mit Forschertätigkeiten beschäftigen möchte, kann sich noch ein kleines Hydrophon basteln, einen Kescher zum Einsammeln von abgestossener Walhaut an Bord nehmen oder sich mit einer Armbrust ausstatten, um Biopsiepfeile bzw. Sender abzuschiessen. Über ein Laptop aus dem Playmobilprogramm würde sich der Forscher sicher auch freuen. Wenn man als Walfanggegner aktiv werden möchte, kann man sich schnell ein Banner herstellen, mit dem man gegen den Walfang protestiert.

Summa summarum
Die kleinen zoologischen Unreinheiten interessieren keinen kleinen Tester und in Sachen Spielwelt auch nicht den großen. Es ist schon toll, dass es sich nicht um einen in der Spielzeugwelt so häufig vorkommenden Universalwal handelt, sondern erkennbar um einen Pottwal. Zoologisch gesehen wäre ein realistischeres Maul schöner, aber dann könnte man nicht so gut Forscher verschluckenspielen, was ja auch hier und da vorkommen muss. Das Forscher-Boot mit Pottwal ist ein gelungenes Set für kleine Walfreunde und kann von uns empfohlen werden.

Ausblick
Hätte ich ein Whale Watching Unternehmen, würde ich die Playmobil Pottwal-Walforscher-Sets in Großauflage bestellen und auf mein Unternehmen branden, das heisst, das Forscherboot und den Forscher mit meinem Logo ausrüsten. Wenn man dann noch eine Info-Broschüre zu den Pottwalen, zum Whale Watching und zum eigenen Whale Watching Unternehmen in den Karton steckt, kann man den Touristen (-kindern) ein sehr hübsches Mitbringsel anbieten.

Haben Sie Ergänzungen zu diesem Text? Oder eine ganz andere Meinung? Dann schicken Sie uns einen Leserbrief, den wir an dieser Stelle veröffentlichen werden.

Leserbriefe

Die Idee von Jan Herrmann, die Playmobil-Figuren mit einem Logo der eigenen Organisation auszustatten und auf einem Whale-Watching-Boot für Kinder zum Spielen auszulegen, finde ich toll. Allerdings sollte man den kleinen Forschern klar machen, dass sie Moby Dick & Co. nicht aus Versehen ins Meer plumpsen lassen, denn Plastik gehört nun mal nicht ins, sondern aus dem Meer ;o))
Susanne, www.meeresakrobaten.de, 18.01.2009