Pottwal vor Pellworm gestrandet

von | cetacea.de | Wittmund | 20. November 2011

Ein ca 15 m langer Pottwalbulle ist verendet vor Pellworm aufgefunden worden. Das Tier war zuvor in den Niederlanden von eienr Sandbank befreit und wieder auf See geleitet worden.

Nachdem ein Fischer den toten Pottwalbullen am Montag (14.11.) auf einer Sandbank rund 1,5 Seemeilen westlich von Pellworm entdeckt hatte, wurde dieser am Dienstag von der „Oland“, einem Vermessungsschiff des Landesbetriebs Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz in den Meldorfer Hafen geschleppt.

Die Suche nach Interessenten für das Walskelett hatte nicht lange gedauert, schon nach kurzer Zeit hat sich Dr. Thomas Borchardt von der Nationalparkverwaltung mit Verantwortlichen des LWL-Museum für Naturkunde geeinigt. Das Walskelett geht nach Münster, wo im September nächsten Jahres eine Wal-Ausstellung eröffnet wird.

Das Team aus Münster um den Chefpräparator Werner Beckmann war mit acht Leuten angerückt, um den 15,8 Meter langen Wal zu entfleischen und das Skelett zu sichern. Eine ordentliche Untersuchung der Todesursache war – wie so häufig bei gestrandeten Großwalen – kaum noch möglich. Die hohen Temperaturen im Körperinnern sorgen für eine schnelle Zersetzung der Organe. Das die Mikroben hier ein Fest gefeiert haben, war schon aus einigen hundert Metern Abstand zu riechen.

Unterstützt wurden die Münsteraner durch vier Männer, die schon einige Dutzend Pottwale zerlegt haben. Dr. Gerd Meurs, Leiter des Mulitmar Wattforum, Walfangexperte Holger Bittlinger und die beiden dänischen Zoologen Thyge Jensen (hvaler.dk) und Sven Tougaard wandten ihren reichen Erfahrungsschatz an, um das Skelett aus den Fleisch- und Fettbergen zu befreien und Informationen aus den etwa 30 Tonnen Überresten zu gewinnen.

So entspannten sich während der Zerlegung einige wissenschaftliche Diskussionen, unter anderem über das mögliche Alter des Wales. Mit 15,8 Metern Länge konnte der Wal kein ganz junges Tier mehr gewesen sein. Die stark abgeschliffenen Zähne sprachen für ein älteres Tier als die zunächst geschätzten 20 Jahre. Der Akribie der Zerlegungsmannschaft war es auch zu danken, dass im Oberkiefer des Tieres zwölf Zähne gefunden wurden. Die Zähne des Oberkiefers bleiben bei Pottwalen im Gaumen stecken ohne durchzubrechen. Pottwale tragen im Oberkiefer nur Vertiefungen zur Aufnahme der Zähne des Unterkiefers.

Mitarbeiter des Multimar Wattforum hatten allerhand Exponate mitgebracht und erläuterten Besuchern im Halbstundentakt Wissenswertes zum gestrandeten Pottwal, aber auch zu anderen Walen. Dieser besondere Einsatz ist lobenswert, denn wo andere schnell noch eine Frittenbude für die Schaulustigen aufgemacht hätten, wird hier dieses besondere Ereignis genutzt, tiefgehend zu informieren und so für den Schutz dieser großen Tiere zu werben.

Wal mit langer Leidenszeit

Bei einem Abgleich der Fluke wurde dann auch schnell deutlich, dass es sich bei dem Pottwal vermutlich um das gleiche Tier handelte, das bereits am 3. November in Holland bei Stellendam gestrandet und von Helfern des KNRM Rettungsboots Antoinette wieder auf See gezogen worden war. Dieser Wal hat also eine lange Zeit des Leidens hinter sich. Die Nordsee ist kein Lebensraum für Pottwale. Dort finden diese gewaltigen Tiere keine Nahrung und geraten zwischen flach auslaufenden Wattgebieten und enormen Schiffslärm in einen für sie stressreichen Strudel in den Tod.

Die Knochen des Wales sollen dann zusammen mit dem Herzen zunächst nach Stralsund gebracht werden, wo die einzige, containergroße Wal-Mazerationsanlage Deutschlands steht. Das Herz soll dort – wenn es der Erhaltungszustand erlaubt – plastiniert werden, um die große Walausstellung des Meeresmuseums / Ozeaneums zu bereichern. Es gibt weltweit erst ein plastiniertes Pottwalherz, das ist im Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven zu sehen.

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