Am Sonntag, den 17. Mai ist „Internationaler Tag des Ostsee-Schweinswals“. Dieser Ehrentag für den einzigen in der Ostsee heimischen und vom Aussterben bedrohten Wal findet seit 2003 an jedem dritten Sonntag im Mai statt. Er wurde von den Mitgliedsstaaten von ASCOBANS (Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee, des Nordostatlantiks und der Irischen See) initiiert. Doch der Ehrentag ist kein Tag zum Feiern. Der Kleine Tümmler, wie der etwa 1,60 m lange schwarz-weiße Wal auch heißt, kämpft in der Ostsee ums Überleben.
Allein an der deutschen Ostseeküste wurden im Jahr 2008 etwa 140 Schweinswal-Kadaver geborgen. Davon stammen 111 aus Schleswig-Holstein und 26 aus Mecklenburg- Vorpommern. Die Summe der Totfunde wird sich noch erhöhen, weil noch nicht alle aufgearbeitet worden sind. Mit anderen Worten: Es sterben nach wie vor mehr Schweinswale als geboren werden – 2007 waren es am Ende 175 Tiere.
Die Probleme sind vielfältig: Die Ostsee ist zu einer Wasserstraße mit starkem Schiffsverkehr verkommen, von Schadstoffen aus Industrie und Landwirtschaft verschmutzt und überdüngt. Kriegsaltlasten und militärische Übungen, sowie die Gewinnung von Bodenschätzen machen das einzigartige Ökosystem buchstäblich lebensfeindlich. Jetzt will Dänemark auch noch eine feste Fehmarn-Belt-Querung bauen, die nur zu einer weiteren ökologischen Miesere führen wird.
Als Problem Nr. 1 aber hat der ASCOBANS-Rettungsplan für den Ostsee-Schweinswal schon 2002 den Beifang der Fischerei identifiziert. Etwa die Hälfte aller Totfunde stammt aus Beifängen, wie eine Veröffentlichung Deutschlands Ende April beim Beratenden Ausschuss von ASCOBANS besagt.
Nicht ohne Grund rät der Rettungsplan für den Ostsee-Schweinswal zur Umrüstung auf weniger gefährliche Fischfang–techniken: Von Treibnetzen auf Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen. Er rät auch zu Öffentlichkeitsarbeit und Schutzgebieten, wie sie für Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen von „Natura 2000“ ohnehin Pflicht geworden sind.
Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) bittet Seefahrer seit 2002 um Mithilfe: Melden Sie der GSM Schweinswalsichtungen, möglichst mit ausführlichen Angaben wie GPS-Daten unter www.gsm-ev.de. Die Daten werden in der offiziellen Seekarte vom „Bundesamt für Naturschutz“ (BfN) unter www.habitatmarenatura2000.de veröffentlicht. „Solche Sichtungsdaten helfen, Schutzgebiete einzurichten – und zu verteidigen“, sagt Hans-Jürgen Schütte, Initiator des GSM-Sichtungsprojektes. Dazu sind alle EU-Staaten verpflichtet. „Doch keine Angst: Naturverträglicher Wassersport wird wie nachhaltige Fischerei dadurch nicht beeinträchtigt werden.“
Wie historische Dokumente belegen, lebten die quirligen Kleinen Tümmler einst überall in der Ostsee. Sie wurden auch als „Meerschwein“ gegessen – und mitunter als Plage betrachtet. In Polen gab es sogar Abschussprämien. Heute kommen die agilen und intelligenten Tümmler fast nur noch im südwestlichen Teil der Ostsee vor, vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und gelegentlich vor Schweden, Finnland und Polen. Gelegentlich…
Dies ist eine Pressemitteilung der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V.
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– ASCOBANS