Große Wale üben eine enorme Anziehungskraft auf die Menschen aus. Das Whale Watching verzeichnet nach wie vor enorme Zuwächse mit Hunderttausenden begeisterten Walbeobachtern jedes Jahr. Dieser Tourismuszweig ist aber noch relativ jung und erst möglich seit Menschen günstig an die Orte reisen können, an denen Wale beobachtet werden können. In den Zeiten, in denen Reisen Strapazen und reich gefüllte Geldbeutel voraussetzten, haben findige Geschäftsleute die imposanten Wale zu den Menschen gebracht. Mit präparierten Walen zogen Walschaustellungen durch die großen Städte und legten dabei eine Duftspur durch das Land. Dieser Spur sind Tore Teglbjærg, Theo ten Have und Alfred Schmidt nun schon zum zweiten Mal gefolgt. Nachdem sich die Sonderausgabe der Zeitschrift Fluke im Januar 2016 mit Tourneen der drei Finnwale Mrs. Haroy, Jonas und Goliath in der zweiten Hälfte des 20. Jahrunderts beschäftigt hat, geht es nun in einer neuen Sonderausgabe der Fluke um Finnwal-Aussstellungen zwischen 1890 und 1902.
Die drei Autoren haben die Geschichten von neun Finnwalen nachgezeichnet, die von norwegischen Walfängern erlegt wurden und dann per Eisenbahn oder Schiff zu ihren Ausstellungsorten gebracht worden sind. Dabei können sich die Leser über die akribisch ermittelten Details freuen, die einen erstaunlichen Einblick in die Geschäftstüchtigkeit der Aussteller aber auch die Probleme beim Präparieren und Bewegen der Kolosse bieten. Das Geschäft muss so gut gewesen sein, dass sich einige Aussteller auch künstlerisch betätigten und versuchten, Besucher zu nachgebauten Walen zu locken. So zogen die Wale über Jahre durch Europa und ermöglichten der Stadtbevölkerung des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine Begegnung mit den riesigen Säugern. Am Ende jedes Kapitels finden sich Listen mit den Ausstellungsorten der Wale. Das Heft ist mit Abbildungen von Plakaten, Ansichtskarten und Zeitungsannoncen reich illustriert.
Die vorgestellten Finnwale:
- Dezember 1890 – 23 m Finnwal aus dem Oslofjord
- Januar 1892 – 19 m Finnwal aus dem Oslofjord
- Dezember 1892 – 21 m Finnwal aus dem Oslofjord
- Januar 1894 – 19 m Finnwal aus dem Oslofjord
- August 1900 – 21 m Finnwal aus dem Arktischen Ozean
- April 1901 – 21,85 m Finnwal aus dem Arktischen Ozean
- Juli 1901 – 22,56 m Finnwal aus dem Arktischen Ozean
- April 1902 – 22,22 m Finnwal aus dem Arktischen Ozean
- 1901 – 23 m Finnwal aus dem Arktischen Ozean
Zahlreiche Literaturangaben ermöglichen den Lesern das tiefergehende Studium dieser historischen Besonderheit. Über alle ergänzenden Hinweise und zusätzlichen Materialien zu den Walschaustellungen würden sich die Autoren sehr freuen.
Die 62 Seiten starke, anzeigenfreie und reich illustrierte Sonderausgabe Nr. 2 der Fluke kann zum Preis von € 14,45 bei Alfred Schmidt bestellt werden.
Hallo,
danke für die Vorstellung des hochinteressanten Heftes! Nur behauptet diese Vorstellung, in dem Heft würden „die Geschichten von neun Finnwalen nachgezeichnet, die von norwegischen Walfängern erlegt wurden“. Zwar werden dann alle neun Wale klar aufgelistet, aber es wird hier übersehen, dass der letzte dieser Wale kein echter war, sondern ein „Fake“-Konstrukt, eine Fälschung! Wer das Heft liest, erfährt dieses Faktum von den Fluke-Autoren selbst. Wer sich hingegen auf das Inhaltsverzeichnis beschränkt, fällt quasi heute noch auf die Attrappe herein.
Und genau das ist genial gemacht von den Autoren dieser Fluke-Sonderausgabe!