Angesichts des Internationalen Tags des Ostseeschweinswals am 20. Mai fordert der WWF einen besseren Schutz der bedrohten Meeressäugetiere. Höchstens 500 Schweinswale gibt es noch in der zentralen Ostsee und sie haben täglich mit Bedrohungen durch Fischerei und Lärmbelastungen zu kämpfen. Auch in der westlichen Ostsee ist ihr Bestand rückläufig. Kein einziges der ausgewiesenen Schutzgebiete stellt ein wirkliches Refugium dar, wo die Tiere ungestört sind.
Schweinswalschutz nur auf dem Papier
„Es klingt absurd, aber Fischerei auch mit gefährlichen Stellnetzen ist in allen Meeresschutzgebieten der Ostsee erlaubt, so dass die kleinen Wale sich weiterhin in den unsichtbaren Netzen verfangen und ertrinken “, kritisiert Stephan Lutter, Meeresschutzexperte beim WWF Deutschland. Allein in der deutschen AWZ, der 200 Seemeilen-Zone vor der deutschen Ostseeküste, gibt es seit 11 Jahren fünf extra für den Schweinswal ausgewiesene Schutzzonen – aber nur auf dem Papier. „Die Bundesregierung muss endlich konkrete Vorschläge auf den Tisch legen, wie die Fischerei hier eingedämmt werden soll. Die Todesfallen der Stellnetze müssen aus den Schutzgebieten verschwinden“, fordert Lutter.
WWF sieht PAL-Systeme kritisch
In küstennahen Schutzgebieten Schleswig-Holsteins läuft zudem ein riesiger Feldversuch mit sogenannten PAL-Sendern, den der WWF kritisch sieht. Die Geräte werden an Stellnetzen befestigt und geben Signale ab, die den natürlichen Warnrufen der Schweinswale ähneln. Bereits rund 1200 PALs wurden an Fischer ausgegeben. Man hofft, so zu verhindern, dass die Meeressäuger sich in feinen, aufgestellten Netzen verfangen, die sie per Echolot nicht orten können. „Es ist grob fahrlässig, dass der Feldversuch ohne wissenschaftliches Monitoring der Wirksamkeit und vor allem der Folgen durchgeführt wird. Falls die Warnsignale die Schweinswale aus ihren geschützten Lebensräumen vertreiben, erreicht man das Gegenteil von Schutz. Die Meeressäugetiere brauchen echte Rückzugsräume“, so Lutter.
Schiffslärm stört Schweinswale
Auch Schiffslärm setzt den bedrohten Schweinwalen in der stark befahrenen Ostsee zu, wie eine aktuelle Studie beweist. Lärm vorbeifahrender Schiffe führt dazu, dass Schweinswale ihr natürliches Verhalten ändern. „Sie brechen das Auftauchen zum Luftholen ab, hören auf Fische zu jagen und schwimmen zum Meeresgrund. Unterwasserlärm durch starken Schiffsverkehr, wie er von beispielsweise von Fährlinien ausgeht, beeinträchtigt Schweinswale“, warnt WWF-Meeresschutzexperte Lutter. Auch Schutzgebiete wie etwa im Fehmarnbelt werden von Fährlinien durchquert. Das Schutzgebiet Kadetrinne liegt geradezu in einer „Autobahn“ der Großschifffahrt. Hinzu kommt Schall von Rammarbeiten, seismischen Untersuchungen und Munitionssprengungen. „Es ist ein offensichtliches Trauerspiel, dass der Schweinswal nicht mal im Schutzgebiet Ruhe finden kann. Die Politik muss endlich dafür sorgen, dass Meeresschutzgebiete ihrem Namen gerecht werden, damit die Population eine Chance hat, wieder anzuwachsen.“
Dies ist eine Presseinformation des WWF.