Schweinswale in der Disco. Wie beeinflusst Unterwasserlärm Schweinswale?

Haben Sie schon einmal versucht zu arbeiten, zu essen, zu entspannen oder zu schlafen, während im Zimmer nebenan die Handwerker fleißig hämmern, bohren und sägen? Wie lange können Sie das aushalten? Ein Tag, zwei Tage, eine Woche? In der Nord- und Ostsee befinden wir uns gerade im Zimmer neben Familie Schweinswal und sorgen noch für Jahre für eine entsprechende akustische Belastung. Dänische und deutsche Wissenschaftler untersuchen derzeit die Auswirkungen der Lärmverschmutzung auf Schweinswale in Nord- und Ostsee.

Ein Schweinswal während eines Gehörtests im Fjord&Bælt-Center im dänischen Kerteminde. Bild: FBC/ITAW

Wissenschaftler aus dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchen in enger Kooperation mit Wissenschaftlern der Universität Aarhus in Dänemark und der DW-ShipConsult GmbH in Schwentinental die Folgen der Lärmverschmutzung auf Schweinswale in der Nord- und Ostsee. „Die Lärmbelastung in unseren Gewässern nimmt zu. Für ein effektives Management zum Schutz der Wale benötigen wir dringend Kenntnisse über die Auswirkungen dieser Belastungen“, sagt ITAW-Institutsleiterin Professorin Dr. Ursula Siebert. Als Teil des mehrjährigen Forschungsprogrammes „Auswirkungen von Unterwasserschall auf marine Wirbeltiere“ finanziert das Bundesamt für Naturschutz umfangreiche Untersuchungen, um mehr über die Auswirkungen von Unterwasserlärm auf Meeressäugetiere zu erfahren.

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Ökologische Effekte von Offshore-Windparks besser abschätzbar

Vor den Küsten von Nord- und Ostsee sollen in den nächsten Jahren mehr als 30 Windparks entstehen, meist außerhalb unserer Sichtweite von Land aus. Welche ökologischen Folgen der Bau und Betrieb dieser Offshore-Windparks auf dort lebende Wale, Robben und Seevögel haben könnten, stellten Wissenschaftler aus Kiel, Büsum und Stralsund nach fünfjährigen Forschungsarbeiten bei der abschließenden Tagung des Verbundforschungsvorhabens MINOS in Hamburg vor.

30 Seehunden wurden Sender aufgeklebt, die Position, Schwimmgeschwindigkeit und Tauchtiefen der Tiere aufzeichneten und sich nach mehreren Wochen ablösten. 279 auf diese Weise ermittelte Routen erbrachten grundlegend neue Erkenntnisse über die Biologie der Seehunde. „Die Seehunde des Wattenmeeres unternehmen regelmäßig mehrtägige Beutezüge in eine Tiefenzone von 10 bis 30 Metern. Den Küstenbereich nutzen sie lediglich zur Fortpflanzung und zum Ausruhen. Weil die meisten geplanten Offshore-Anlagen weiter draußen liegen, sind Schädigungen wenig wahrscheinlich“, bilanziert Professor Dieter Adelung vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel. 

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Hungrige Seehunde, scheue Enten und viele Schweinswale

Rund 50.000 Schweinswale halten sich im Sommer in der deutschen Nordsee auf. Schwerpunkt des Vorkommens ist das Seegebiet westlich Nordfrieslands, wo bei Zählungen von Flugzeugen besonders viele der kleinen Wale in Meeresgebieten mit 10–30 Metern Wassertiefe festgestellt wurden. Für die deutsche Ostsee wird ein Maximalbestand von 2.700 Tieren angenommen. Diese bisher genaueste Schätzung des Schweinswalbestandes in Deutschland ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes MINOS+, das die Effekte von Offshore Windkraftanlagen auf Schweinswale, Robben und Seevögel untersucht.

Wind und Wale

Die Nutzung der Weltmeere durch den Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant gesteigert. Den Anfang machte die Schifffahrt, aber mittlerweile nutzen wir das Meer nicht nur zum Transport, Fischfang und Vergnügen, sondern auch zur Gewinnung von Rohstoffen, allen voran Öl und Gas sowie zu militärischen und wissenschaftlichen Zwecken. Gegenwärtig entsteht eine neue Form der industriellen Nutzung der Meere – durch die Errichtung von Offshore-Windenergieanlagen (WEAs).