Tim Severin (2000): Der weiße Gott der Meere.

von | | | 25. Oktober 2000

Buchbesprechung von ALFRED SCHMIDT

SEVERIN, TIM (2000): Der weiße Gott der Meere. Auf der Suche nach dem legendären Moby Dick. Aus dem Englischen von F. Florian Marzin. Rütten & Loening. 286 Seiten, mit 34 Abbildungen. 20.00 EUR. ISBN 3-352-00630-X
SEVERIN, TIM (2000): Der weiße Gott der Meere. Auf der Suche nach dem legendären Moby Dick. Aus dem Englischen von F. Florian Marzin. Rütten & Loening. 286 Seiten, mit 34 Abbildungen. 20.00 EUR. ISBN 3-352-00630-X


Internet: Fluke – Wale an der Küste

Inspiriert von dem Untergang des Walfängers ESSEX und dem daraus entstandenem großen Roman „Moby Dick“ von Herman Melville, will der Autor Tim Severin dem legendären weißen Wal auf die Spur kommen.

Auf einer abenteuerlichen Reise, die er im Südpazifik auf der Insel Nuku Hiva beginnt und ihn von dort über die Philippinen nach Tonga und Indonesien führt, erlebt er, wie die dort ansässigen Fischer und Walfänger, die noch mit altherkömmlichen Techniken, nämlich mit Handharpunen und Stahlhaken, den Wal und andere Meerestiere wie Walhai und Manta erlegen. Severin erfährt von den alten Fischern vom Mythos um den weißen Wal. Aus den Schilderungen und Überlieferungen wird klar, dass der weiße Wal, der vielfach bei den Ureinwohnern als ihr Urahn verehrt und von den Walfängern als „Kämpfer“ bezeichnet wurde, mit viel Respekt behandelt werden musste. Tatsächlich haben diese Tiere Boote und Schiffe angegriffen.

Den Leser begleiten Zitate und Auszüge aus den Werken Melvilles durch das Buch. Hierbei wird auch der Wahrheitsgehalt der angeblich realen Begebenheiten, die Melville in seinen Büchern schildert, in Frage gestellt. Was bislang nur Insidern bekannt war, wird durch dieses Buch der Allgemeinheit zugänglich gemacht. So konnte der Autor z.B. nachweisen, dass die Informationen zu Melvilles Büchern teilweise aus den Veröffentlichungen der Schiffsärzte Beale und Bennet, die Anfang des 19. Jahrhunderts auf Walfängern fuhren, entnommen sind.

Auch wenn der Autor bei den Lesern seemännische Kenntnisse und Fachwissen voraussetzt (ein Sachwortregister wäre hilfreich gewesen) und der auf dem Schutzumschlag abgebildete gestrandete Furchenwal mit Moby Dick keinen Zusammenhang erkennen lässt und dadurch befremdend wirkt, sollten diese Kriterien nicht von dem durchaus spannenden Inhalt und manchmal lehrreichen Erkenntnissen des Werkes hinwegtäuschen.

Der Autor
Tim Severin, Jahrgang 1940, segelte mit einem Boot aus Tierhäuten auf den Spuren des Heiligen Brendan über den Atlantik und mit einem Bambusfloß über den Pazifik. Mit dem Nachbau einer antiken Galeere fuhr er die Routen von Jason und Odysseus nach.
Severin ist Autor von vierzehn Büchern, (zwei davon wurden bisher ins Deutsche übersetzt) in denen er seine abenteuerlichen Reisen schildert. Wenn er nicht gerade die Welt bereist, lebt er in County Cork in Irland.

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