Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover geht ins Meer. Das bisherige Institut für Wildtierforschung wird zum Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung. Der Arbeitsbereich marine Säuger des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste der Universität Kiel mit den Einrichtungen in Büsum wird von der TiHo übernommen.
Einweihung neuer Außenstelle in Büsum
„Mit Dr. Siebert konnten wir eine sehr erfolgreiche und anerkannte Wissenschaftlerin als Institutsleiterin gewinnen“, sagte Dr. Greif während der Eröffnung. Dr. Siebert ist Tierärztin und für das Fach Zoologie habilitiert. Sie ist eine anerkannte Expertin für marine Säuger und berät als Mitglied zahlreicher Kommissionen und Gremien verschiedene Bundes- und Landesministerien. Bisher war Siebert am Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel aktiv und hat dort die Arbeitsgruppe „Marine Säuger“ in Büsum geleitet. Die 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arbeitsgruppe von Dr. Siebert an der TiHo werden alle über Drittmittel finanziert. Dr. Ursula Siebert sagte: „Mein Ziel ist es, die terrestrischen und aquatischen Arbeiten eng miteinander zu verzahnen. Viele Methoden und Konzepte sind sehr ähnlich, dazu gehören beispielsweise die Erfassung von Populationsgrößen oder Verteilungsmustern, sowie die Bewertung des Gesundheitszustandes.“
Wildtierforschung neu aufgestellt
Bisher war die Wildtierforschung an der TiHo als sogenanntes An-Institut, das sich ausschließlich aus Spenden und Fördergeldern finanziert hat, organisiert. „Mit der Neugründung des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung wird das erfolgreiche Institut für Wildtierforschung voll in die TiHo integriert. Damit ist unser langjähriges Ziel erreicht“, sagte Heinz Gerdemann, Vorsitzender des Vereins der Förderer des Instituts für Wildtierforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und ergänzt: „Natürlich wird der Förderverein auch in Zukunft für das Institut aktiv sein.“ Die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des bisherigen Instituts für Wildtierforschung werden weiterhin in Hannover auf dem Campus der TiHo am Bischofsholer Damm arbeiten.
Forschung marine Säuger
Mit ihrer Forschung ist die Arbeitsgruppe „Marine Säuger“ in Deutschland und in einigen Bereichen auch europa- und weltweit einzigartig. Die Forschung an marinen Säugern wurde in Büsum nach dem ersten Seehundsterben in den Jahren 1988/89 aufgenommen. Ziel der Wissenschaftler ist es, die Biologie und Ökologie der marinen Säuger zu erforschen und die Einflüsse des Menschen auf die Tiere, ihrer Gesundheit und ihren Bestand zu beurteilen. Die Untersuchungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konzentrieren sich auf die gesamten deutschen Gewässer der Nord- und Ostsee. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind Untersuchungen zur Gesundheit (Infektionskrankheiten und Zoonosen) sowie zur Habitatnutzung, Auswirkungen anthropogener Eingriffe auf marine Säuger und die Erstellung und Pflege von Datenbanken. Derzeit untersuchen die Wissenschaftler unter anderem die Auswirkungen des Offshore-Windparks „alpha ventus“ auf marine Säuger oder die Effekte von Unterwasserschall auf Verhalten und Gesundheit von Robben und Schweinswalen.
Wildtierforschung
Seit 1980 betreiben Wissenschaftler an der TiHo Wildtierforschung. Im Vordergrund stehen die Wechselbeziehungen zwischen heimischen Wildtieren und Umweltfaktoren. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Monitoring und Management, Reproduktions- und Verhaltensforschung sowie Wildtierkrankheiten und Zoonosen. Die Arbeiten liefern wertvolle Erkenntnisse über das Vorkommen und die Gesundheit unserer Wildtiere. Aktuelle Forschungsprojekte sind beispielsweise die Ausbreitung von Wildschweinen und die durch sie hervorgerufenen Schäden in Niedersachsen, die wissenschaftliche Begleitung der natürlichen Wiederansiedlung von Wölfen in Niedersachsen oder die kontinuierliche Wildtiererfassung, die gemeinsam mit den niedersächsischen Jägerinnen und Jägern durchgeführt wird und seit 20 Jahren Informationen über Populationsgrößen, das Vorkommen verschiedener heimischer Wildtierarten liefert.
Links zum Thema
Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung