Walstrandungen an der Nordseeküste

von Sonja von Brethorst | Tito | Hannover | 22. Januar 2016

Parasitenentnahme bei einem der in Schleswig-Holstein untersuchten Pottwale.

Insgesamt 22 Pottwale wurden seit dem 8. Januar 2016 lebend oder tot an verschiedenen Abschnitten der holländischen und deutschen Nordseegewässer gefunden. Zunächst handelte es sich um zwölf gestrandete Tiere, kurze Zeit später entdeckte ein Spaziergänger dann vor Dithmarschen eine Gruppe mit acht Tieren. Zudem strandeten zwei Tiere vor Büsum.

Die zwölf Pottwale, die in der ersten Januarhälfte gefunden wurden, waren auf verschiedene Bereiche der Nordseeküste verteilt: Sechs Tiere wurden auf der holländischen Insel Texel, zwei auf Wangerooge, einer auf dem Eversand zwischen Bremerhaven und Cuxhaven, zwei treibend vor Helgoland und einer vor Büsum gefunden. Fünf der Pottwale auf Texel strandeten lebend, das andere Tier war bereits tot, als es entdeckt wurde. 

Bei den Tieren handelt es sich ausnahmslos um junge männliche Pottwale mit einer Körperlänge von 10 bis 12,80 Metern. Alle Pottwale wurden soweit wie möglich veterinärmedizinisch untersucht. Außerdem wurden zahlreiche Proben entnommen. Die auf Wangerooge gefundenen Tiere waren, bevor sie untersucht wurden, nach Wilhelmshaven geschleppt worden. Auf Texel nahmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Untersuchungen direkt vor Ort vor und die Tiere, die vor Helgoland und Büsum strandeten, waren nach Nordstrand gebracht worden, um sie dort zu untersuchen und zu zerlegen. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchte die an den deutschen Küsten gefundenen Tiere gemeinsam mit den zuständigen Behörden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Bei den Pottwalen auf Nordstrand übernahm ein TiHo-Team gemeinsam mit Mitarbeitern des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein die komplette Obduktion. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nahmen von allen Tieren zahlreiche Proben, die gemeinsam mit den Partnerinstituten aufgearbeitet werden. Die Tiere auf Texel untersuchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Utrecht und von Imares Wageningen mit Unterstützung der lokalen Behörden. Alle Untersuchungen der in den Niederlanden und Deutschland gefundenen Pottwale sollen am Ende gemeinsam ausgewertet werden. 

Bisher kann man sagen, dass es sich bei den zwölf Pottwalen um gesunde Tiere handelte, die weder Anzeichen einer Verletzung aufwiesen noch eine Infektionskrankheit hatten. Die Tiere waren gut genährt und hatten meist reichlich Tintenfischschnäbel in den Magenkompartimenten und im Darm. Das deutet darauf hin, dass die Tiere noch vor kurzer Zeit Nahrung vor der Küste Norwegens aufgenommen hatten. Ein Teil der Pottwale hatte Meeresmüll im Magen, der jedoch nicht unmittelbar zum Tode der Tiere geführt hat. Derzeit vermuten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass die gesunden Tiere aufgrund des Strandungsprozesses gestorben sind.

Die aufgefundenen Pottwale gehören zum Bestand, der im Bereich der Azoren beheimatet ist. Die männlichen Tiere dieser Population führen Wanderungen zu den Nahrungsgründen vor der norwegischen Küste durch. Die Strandung der zwölf Pottwale wird als nicht bestandsgefährdend eingeschätzt. 

Kurze Zeit nach der Entdeckung der zwölf Pottwale strandete eine Gruppe mit acht Bullen vor Dithmarschen. Eines der Tiere lebte noch, als die Gruppe gefunden wurde. Es konnte nicht gerettet werden. In derselben Woche wurden zwei Tiere vor Büsum gefunden. Nachdem schlechtes Wetter die Bergung zunächst verzögerte, wurden die acht Tiere an Land gezogen und von dort mit Schleppern nach Meldorf gebracht. 

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Institut für terrestrische und aquatische Wildtierforschung / TiHo