Der Pottwal und Schall: seine Kommunikations-Signale und Lärmverschmutzung durch neue militärische Sonare
Dr. Linda Weilgart
Department of Biology, Dalhousie University, Halifax, Nova Scotia, CANADA
Vortrag am 29. Januar 2002
im Hörsaal des Physiologischen Instituts
Ankündigung

Pottwale, die ich erforsche, sind für alle Aspekte ihres Lebens auf Schall angewiesen. Sie haben eine komplexe Sozialstruktur, die durch Schall vermittelt wird. Auf einer einjährigen Forschungsreise über den Süd-Pazifik, entdeckten wir, dass manche Pottwalfamilien ähnliche Dialekte benutzten, d.h. dass es akustische Sippen gab.
Die Abhängigkeit vom Schall hat den Nachteil, dass Pottwale den Gefahren der Lärmverschmutzung ausgeliefert sind. Die US Marine hat vor, ein neues, sehr lautes Sonarsystem einzusetzen, um die neuen, fast lautlosen U-Boote aufzuspüren. Dieses Sonar, LFAS, Low Frequency Active Sonar–Niederfrequenz Aktives Sonar, könnte auch bald von der Bundesmarine benutzt werden. Meeresbewohner könnten über ein Gebiet von 800,000 Quadratkilometern davon betroffen sein. Die Gefahren für Wale von solchen militärischen Sonaren sind schwer einzuschätzen, aber sie haben sich schon als tödlich erwiesen. Bisherige Studien über die Effekte von LFAS auf Wale waren fast nutzlos. Nach dem Vorsichtsprinzip, sollten wir Lärm reduzieren und von Meeresbewohnern fernhalten, auf neue Lärmquellen verzichten, und Hauptlärmverschmutzer sollten nicht *direkt* die Forschung über die Auswirkungen von LFAS auf Wale finanzieren.
Literatur
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