Der Reiter auf dem Haizahn – Zur Erforschungsgeschichte von Squalodon

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 7. Juli 2009

Andere Squalodonten

Die frühste Publikation über einen Squalodon-Fund lieferte aber weder Jäger noch Grateloup, von Hermann von Meyer ganz zu schweigen. Sie stammt vielmehr aus dem Jahre 1670 und wurde von Scilla in Neapel vorgelegt. Er bildete ein Kieferfragment mit drei Backenzähnen aus Malta (lateinisch: Melita) ab. Es ist heute unter der Artbezeichnung Squalodon melitensis bekannt und wurde bereits 1840 von Blainville wissenschaftlich beschrieben.

Squalodon melitensis und S. grateloupi zählt Rothausen innerhalb ihrer Gattung zu der von ihm zusammengestellten „catulli-Gruppe“. Diese Artengruppe ist nach dem norditalienischen Squalodon catulli benannt und lehnt sich an Merkmale des geologisch älteren Eosqualodon latirostrisan, ebenfalls aus Norditalien.

Die beiden aus Deutschland beschriebenen Arten, Squalodon servatus und S. zitteli, rechnet Rothausen zu seiner „bariensis-Gruppe“, benannt nach dem französischen Squalodon bariensis. Die Arten dieser Gruppe schließen sich an Merkmale des westfälischen Eosqualodon langewiescheian.

Weitere Squalodon-Arten sind aus Sizilien, Norditalien, Frankreich, Belgien und Nordamerika bekannt. Doch nicht alle Arten, die unter dem Namen Squalodon beschrieben wurden, gehören tatsächlich dieser Gattung an. „Squalodonerrabundus aus Amerika wird heute in die Verwandtschaft der Flussdelphine gestellt. Aber gerade für die heutigen Flussdelphine Indopakistans wird häufig eine enge Verwandtschaft mit der Familie der Squalodontidae diskutiert, wenn auch die Nominatgattung Squalodon als Stammform heutiger Arten kaum in Frage kommt.

MUSEUMSADRESSE
für Squalodon servatus

Staatliches Museum
für Naturkunde
(Museum am Löwentor)
Rosenstein 1
70191 Stuttgart
Telefon: (0711) 8936-0
Fax: (0711) 8936-100
www.naturkundemuseum-bw.de
Geöffnet: Di – Fr um 9 -17 Uhr, Sa – So um 10 – 18 Uhr.

Einen anderen Verlauf der Evolution sieht der österreichische Professor Othenio Abel im Jahre 1907: „Und nun setzt mit den Haizahnwalen eine fast lückenlose Reihe ein, welche bis zu dem lebenden Pottwal führt.“ Man habe „Tausende von Walleichen ausgegraben, unter ihnen auch jene Formen, welche in klarster Weise zeigen, wie der Übergang von den Haizahnwalen zum Pottwal vor sich gegangen.“ (Die Stammesgeschichte der Meeressäugetiere. – Meereskunde, 1. Jahrgang, 4. Heft, S. 23.)

Diese Anschauung, auf das Gebiss gegründet, gehört heute ebenso in das Kuriositätenkabinett der Wissenschaftsgeschichte wie Abels Ableitung der Bartenwale von Patriocetus-artigen Vorgängern. Während Pottwale ihr Gebiss reduzieren, zeigt Squalodon in seinen jüngeren Arten sogar eine qualitative Verstärkung in der Bezahnung der Zwischenkiefer. Das unterscheidet Squalodon auch von den meisten anderen Zahnwalen der Gegenwart.